Exklusiv-Umfrage: So starten Multi Asset Strategen ins neue Jahr

Wie sieht die Startaufstellung führender Multi Asset Fondsmanager für das Jahr 2025 aus? Wo widersprechen sie dem Konsensus? Und welche persönlichen Lehren ziehen sie aus den Kapitalmarktereignissen 2024? e-fundresearch.com hat nachgefragt: Funds | 20.12.2024 10:54 Uhr

Dr. Uwe Rathausky, Vorstand, GANÉ Aktiengesellschaft
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Dr. Uwe Rathausky, Vorstand, GANÉ Aktiengesellschaft

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

2024 war ein gutes Kapitalmarktjahr auf der Basis eines makroökonomischen Weltbilds mit einem soliden Wirtschaftswachstum in den USA, weltweit beginnenden Zinssenkungen und einem relativ niedrigen Inflationsniveau. Es ließ sich mit allen Asset-Klassen Geld verdienen – sogar die Liquidität war im Vergleich zu früheren Jahren üppig verzinst. Als Multi-Asset-Investor war es kein Jahr, das einen vor große Schwierigkeiten oder Herausforderungen stellte – solange man in den USA investiert war und vorzugsweise auf Technologieaktien setzte.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Wir gehen mit einem ausgewogenen Mix aus Aktien, Anleihen und Liquidität ins neue Jahr. Wir haben einerseits attraktive Renditeerwartungen aus etablierten und weniger bekannten Unternehmen im Portfolio, sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anleihenseite, und andererseits genügend Liquidität und Geldmarktersatzpapiere, um jederzeit neue Chancen ergreifen zu können, wenn sich uns Gelegenheiten bieten.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Wir widersprechen dem Markt-Consensus nicht, nur um eine konträre Meinung gegenüber bestehenden Trends zu entwickeln. Wir sind vielmehr sehr demütig gegenüber Trends wie z.B. der aktuellen Dollarstärke oder den Entwicklungen rund um Technologie und Künstliche Intelligenz – aus der Erfahrung, dass Trends meist länger anhalten als angenommen. Wir versuchen, sowohl mit dem Fortbestehen als auch mit dem Bruch eines Trends in unserem Portfolio gut zurechtzukommen.
Prof. Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset, Berenberg Wealth and Asset Management
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Prof. Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset, Berenberg Wealth and Asset Management

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

Wir hatten erwartet, dass 2024 ein gutes Multi-Asset-Jahr wird, und in der Tat haben sich alle Anlageklassen besser entwickelt als kurzfristige Euro-Zinsanlagen. So verlockend hohe Termingeldzinsen erscheinen, profitieren die Kapitalmarktrenditen gemischter Portfolios, wenn die Leitzinsen fallen, und diese stellen die bessere Anlage. Herausfordernd für uns war allerdings die geringe Marktbreite bei Aktien im ersten Halbjahr 2024, was die richtige Selektion von Aktien schwierig gemacht hat.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Wir erwarten, dass der Aktienbullenmarkt weitergeht, im dritten Jahr aber volatiler wird, mit weniger Potenzial und mehr Rückschlägen. Neben der US-Außen- und Handelspolitik dürften die Entwicklung der Inflation und der US-Staatsverschuldung die marktbestimmenden Themen sein. Diese unterliegen einer hohen Unsicherheit, zumal die Ausgangslage für Trump ungleich schwieriger ist als 2017. In das neue Jahr hinein sind wir bei Aktien, Gold und Industriemetallen gegenüber Anleihen und Kasse übergewichtet.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Wir sehen eine höhere Wahrscheinlichkeit dafür, dass der US-Dollar abwertet und europäische Aktien US-Aktien schlagen als der Konsensus. Zwar spricht mit Donald Trump zunächst einmal weiterhin vieles für den US-Dollar und US-Aktien. Aber der US-Wachstumsvorsprung gegenüber Europa 2025 beim realen BIP und den Gewinnen dürfte sich einengen, und die relative Bewertung und die relative Anlegerpositionierung sind extrem. US-Aktien sind damit anfällig für Enttäuschungen. Europa bietet hingegen Potenzial für positive Überraschungen.
François Rimeu, Senior Strategist, Crédit Mutuel Asset Management
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François Rimeu, Senior Strategist, Crédit Mutuel Asset Management

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

Multi-Asset-Investoren mussten 2024 Trends gegenüber Bewertungen priorisieren. Der US-Exzeptionalismus dominierte sowohl Makroökonomie als auch Aktienmärkte – US-Aktien übertrafen andere Indizes deutlich. Trotz geringerer Konzentration als 2023 erforderte die Outperformance hohe Investitionen in die „Mag 7“. Die Märkte sind von hohen Bewertungen, Konzentration und Innovation geprägt. Auch enge Credit Spreads und der Fokus auf Gesamtrendite führten zu starker Nachfrage nach Unternehmensanleihen.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Unsere Strategie war in den letzten 12 Monaten stabil und hielt an einem positiven Ausblick für die Aktienmärkte, insbesondere für US-Aktien, fest. Seit Anfang 2024 haben wir ein hohes Exposure in Investment-Grade- und High-Yield-Anleihen und erwarten keine größeren Veränderungen. Bei der Duration orientieren wir uns weiterhin eng an den Indizes und bevorzugen europäische gegenüber US-amerikanischen Fixed-Income-Instrumenten mit langen Laufzeiten.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Sorgen macht eher Europa: Für Deutschland & Frankreich erwarten wir weniger Wachstum als die 0,6%-0,8% Marktkonsens, was die Eurozone stärker unter Druck setzen & den Euro weiter schwächen könnte. Die US-Wirtschaft ist zwar robust, aber wir sehen eine Asymmetrie in der Preisbildung & die Marktpreise könnten zu optimistisch sein. Mit dem kurzen Ende der Kurve bei 4,2%, bietet es einen möglichen Vorteil als Risikoabsicherung wie gg. Zollkrieg, geopolitische Spannungen oder straffere Finanzpolitik.
Susanne Kundert, Leiterin Anlagen, Mitglied der Geschäftsleitung, Globalance Bank
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Susanne Kundert, Leiterin Anlagen, Mitglied der Geschäftsleitung, Globalance Bank

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

Unterschätze nie den US-Konsumenten! Sie trieben das Wachstum, während Eurozone und China stagnierten – die 70 %-USA-Strategie zahlte sich aus! Hartnäckige Inflation verzögerte Zinssenkungen, und Anleiherenditen enttäuschten. Tief-korrelierte Anlagen wie Katastrophenanleihen überzeugten als Substitut. Zukunftsthemen wie KI-Disruption brachten Erfolge. Agile Anleihen-Strategien, etwa in Hochzinsanleihen, sind gefragt. Regionale Renditenunterschiede machen geografische Diversifikation unverzichtbar.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Taktisch sind wir für ein herausforderndes, aber chancenreiches 2025 positioniert. In Aktien & Anleihen halten wir eine ausgewogene Positionierung. Mit Beimischung von wachstumsorientierten Aktien in Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Urbanisierung und Dekarbonisierung, die von fallenden Zinsen & Steuersenkungen in den USA übermässig profitieren sollten. Schutz vor erwarteter Volatilität bieten tief-korrelierte Anlagen wie Katastrophenanleihen und Prämienstrategien. Gold dient als Krisenwährung.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Clean-Tech steht vor einer Renaissance. Nach der Korrektur dürfte 2025 der Wendepunkt mit spürbarer Neubewertung bis Jahresende sein. Der Rückgang der Zinsen senkt die Refinanzierungskosten für Clean-Tech-Unternehmen erheblich. Die Nachfrage nach CO₂-freiem Strom steigt aufgrund des rasanten Ausbaus von Rechenzentren und Cloud-Infrastrukturen zur Unterstützung von KI-Anwendungen. Unterbewertete Clean-Tech-Aktien oder grüne Infrastrukturprojekte bieten entsprechend Renditepotenzial.
Alexander Posthoff, Senior Portfolio Manager, Bantleon
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Alexander Posthoff, Senior Portfolio Manager, Bantleon

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

2024 hat erneut gezeigt, dass Teures noch teurer werden kann – die Magnificent 7 waren in aller Munde und dominierten die Wahrnehmung der Anleger. Die Herausforderung bestand darin, hier den Anschluss nicht zu verpassen, nicht zu einseitig zu investieren und für Investoren mit der gesamten Bandbreite des Anlagespektrums eine attraktive Rendite zu erzielen. Eine hohe Goldquote und richtiges Timing bei chinesischen Aktien waren für uns wichtige Erfolgsgaranten.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Wir starten mit einer moderaten Allokation ins neue Jahr: mit einer ausgewogenen Aktienquote, in der Mitte unserer bewirtschafteten Durationsbandbreite und einem moderaten Zinsänderungsrisiko. An Investment-Grade-Corporates, Nachranganleihen und EM-Govies halten wir unverändert mit maximaler Gewichtung fest – Carry -Ertrag bei moderatem Spreadrisiko bleibt wichtig. Anleger sollten die Geopolitik im Auge behalten – US-Dollar und Gold sind hoch gewichtet und stabilisieren das Portfolio gegen Eventrisiken.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Der allgemeinen Euphorie bei US-Tech-Werten stehen wir skeptisch gegenüber. Die Risiken vor allem beim S&P500 erscheinen uns inzwischen größer als die Chancen. Wir bevorzugen dagegen Mid Caps und Small Caps in Nordamerika. Weil die chinesische Konjunktur sich weiter stabilisiert, kaufen wir am chinesischen Aktienmarkt in Schwächephasen zu und erhöhen das Exposure. Die Kurserholung dort strahlt auch auf andere Emerging Markets aus. Indische Aktien sind zu teuer.
Casper De Ceuster, Global Balanced Fund Manager, DPAM
© Degroof Petercam Asset Management (DPAM)

Casper De Ceuster, Global Balanced Fund Manager, DPAM

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

Kämpfe nicht gegen den US-Markt. Mit einem Zuwachs von über 30 % (in Euro) liegt der S&P 500 deutlich vor anderen Aktienmärkten. Das Gewinnwachstum und ein aktienfreundliches Umfeld wurden von den Anlegern belohnt. Wir glauben, dass dieses Klima auch 2025 dominieren wird. Die Kehrseite der Medaille: Wir glauben, dass die regulatorische Belastung in Europa weiterhin die Investitionsausgaben der Unternehmen und damit die zukünftigen Erträge dämpfen wird.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Wir setzen weiterhin darauf, dass die Risikofreude anhält, mit Investments in risikoreichen Anlagen wie Aktien, Hochzinsanleihen und Schuldtiteln aus Schwellenländern. Die Ausgangsbasis ist höher als im Vorjahr, doch in diesem gewinngetriebenen Bullenmarkt bevorzugen wir weiterhin Aktien. Da wir keine schwere Rezession erwarten, halten wir es für sinnvoll, neben Aktien auch Hochzinsanleihen und Schwellenländeranleihen zu halten. Beide Anlagen steigern die Renditen erheblich.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Chinas Märkte könnten outperformen. Die chinesischen Entscheidungsträger scheinen die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung dringend eindämmen zu wollen. Aus unserer Sicht haben die Märkte diese Bemühungen nicht ausreichend gewürdigt; dies könnte einen positiven Impuls für chinesische Aktien auslösen. Darüber hinaus dürfte eine Staatsanleihenrendite von etwa 1,8 % die Rentabilität steigern. Daneben erwarten wir trotz eines stärkeren Dollars eine Outperformance bei Schwellenländeranleihen.
Oliver Blackbourn, Portfolio Manager, Multi-Asset, Janus Henderson Investors
© Janus Henderson Investors

Oliver Blackbourn, Portfolio Manager, Multi-Asset, Janus Henderson Investors

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

2024 hat das Vertrauen in ein anderes Paradigma für Zinsen und Anleiherenditen als vor 2020 gestärkt. Arbeits- und Kreditmarkt sind aufgrund dieser Entwicklung stabil geblieben – obwohl es einige Anzeichen von Anspannung gibt. 2024 zeigte die Bedeutung des Gewinnwachstums für die relative Performance der Aktienmärkte. Die höhere Bewertung von US-Value-Aktien trug etwas mehr zu der Wertentwicklung bei als bei Growth-Aktien. Growth-Aktien schnitten aber besser ab, da die Gewinne weitaus stärker stiegen.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Wir gehen zwar weiterhin optimistisch in das Jahr 2025, doch gibt es Anzeichen einer kurzfristigen Übertreibung der Stimmung, was zu Jahresbeginn zu einer gewissen Marktschwäche führen könnte. Wir bleiben wachsam bezüglich eines Beschäftigungseinbruchs oder der Folgen weiterhin hoher Zinsen. Dank eines stabilen Arbeitsmarktes läuft die US-Wirtschaft weiter auf Hochtouren. Aufgrund des soliden Gewinnwachstums und der stabilen High-Yield-Märkte dürfte dies die Risikoanlagen weltweit stärken.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Wir sehen Potenzial einer kräftigen Rallye chinesischer Aktien. Die Bewertungen sind niedrig, die Regierung dürfte die Stimulierung verstärken & die Gewinnerwartungen sind bereits vor den jüngsten Ankündigungen gestiegen. Daher werten wir das Stimmungstief gegenüber chinesischen Aktien als Kontraindikator. Zwar ist angesichts des geopolitischen Umfelds & der anhaltenden Strukturprobleme mit einer gewissen Volatilität zu rechnen, doch dürfte noch Spielraum für eine deutliche Kurserholung bestehen.
Martin Brückner, CIO | Partner, First Private Investment Management
© First Private

Martin Brückner, CIO | Partner, First Private Investment Management

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

Die größte Herausforderung ist, einerseits mit konzentrierten Benchmarks mitzuhalten und andererseits wirklich diversifizierte Portfolios zu schaffen, was kreative Lösungen wie alternative Anlagestrategien erfordert. Entscheidend ist die Fähigkeit, unkorrelierte Renditequellen zu identifizieren und flexible Investmentansätze zu entwickeln. In den USA erlebte die Bitcoin-Adaption mit den ETF-Auflagen von Blackrock und Fidelity einen Durchbruch, was durch Donald Trumps Wiederwahl befeuert wurde.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Für Investoren bestehen viele Unsicherheiten. Ein dynamischer Investmentansatz mit aktiver Portfoliosteuerung und Fokus auf Qualitätsaktien ist zwingend, um Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren. Wir nutzen maschinelles Lernen und KI-basierte Systeme in der taktischen Allokation. So können wir in Echtzeit auf Marktveränderungen reagieren und Chancen präziser nutzen. US-Aktien werden wegen überdurchschnittlicher Bewertungen reduziert und Portfolien jenseits der US-Tech-Giganten verbreitert.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Sowohl Renten- als auch Aktienmärkte preisen bereits optimistische Szenarien ein. Gleichzeitig bestehen noch Unsicherheiten bezüglich der Verzögerungseffekte geldpolitischer Maßnahmen. Die politischen Veränderungen in den USA sind eine Unsicherheitsquelle für die positive Marktstimmung. Durch aggressive fiskal-, handels- und migrationspolitische Entscheidungen könnte die neue Regierung negative Folgen für Wirtschaftswachstum und Inflation auslösen und signifikante Marktauswirkungen hervorrufen.
Chris Rands, Joint Head of Global Multi-Asset, Nikko Asset Management
© Nikko AM

Chris Rands, Joint Head of Global Multi-Asset, Nikko Asset Management

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

Der Jahreswechsel erinnert uns daran, wie schwierig es ist, die mittelfristige Entwicklung der Märkte vorherzusagen. Zu Beginn des Jahres 2024 glaubten viele Experten noch, dass eine Rezession in den USA noch bevorstehe. Diese hätte die Anleihemärkte gestützt. Diese Rezession ist jedoch nie eingetreten. Stattdessen ist der globale MSCI-Aktienindex seit Jahresbeginn um etwa 19 % gestiegen, während der Bloomberg Aggregate Bond Index nur bescheidene 1,50 % zugelegt hat.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Unser Ausblick für 2025 ist recht positiv. Die wirtschaftsfreundliche Haltung der Republikaner und eine lockerere Geldpolitik dürften Risikoanlagen stützen, v.a. in den USA. Langfristige US-Staatsanleihen dagegen wären bei einem Leitzins von 3,50 % kaum attraktiv. Außerhalb der USA sehen wir die Anleihenmärkte positiver, sind aber aufgrund der US-Handelspolitik weniger optimistisch für Risikoanlagen. Mittelfristig setzen wir v.a. auf Aktien, kurzfristige Unternehmensanleihen, US-Dollar und Gold.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Japan könnte das einzige Land sein, das von einem stärkeren Dollar profitiert. Da viele große japanische Unternehmen exportieren, wirkt sich ein schwacher Yen positiv auf die Unternehmensgewinne aus. Die derzeitige Volatilität des Yen stellt globale Investoren jedoch vor Herausforderungen; wir greifen erst bei einem Yen auf niedrigerem Niveau wieder zu. Für japanische Aktien sprechen die Bewertungen sowie mittelfristig die sich verbessernde Unternehmensführung und die Kapitalerträge.

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