Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko
Auf der Suche nach Rendite und Performance erwarten sich Anleger in den meisten Fällen mehr Rendite als der Markt als risikolose Verzinsung anbietet. Um mehr Rendite erzielen zu können, müssen Investoren auch bereit sein, mehr Risiko einzugehen. Sie sollten vor allem auch in der Lage sein, diese zusätzlichen Risiken auf sich zu nehmen. Kapitalverluste müssen eingeplant werden. Die wichtigsten Arten von Risiken werden im nächsten Abschnitt aufgelistet. Die gleichzeitige Berücksichtigung von Rendite und Risiko in der Veranlagungsentscheidung ist sehr komplex. Die Formulierung der Rendite ist noch vergleichsweise einfach – obwohl man auch hier sicherstellen sollte, dass man die korrekte Berechnungsbasis verwendet (Rendite vor oder nach Kosten, Rendite inklusive oder exklusive Ausgabeaufschläge, Rendite vor oder nach Steuern, etc.). Die Performance eines Portfolios ergibt sich aus der gewichteten Performance der einzelnen Wertpapiere. Die großen Positionen im Portfolio tragen damit stärker zur Gesamtrendite bei als die kleinen Positionen.Wie wird Risiko berechnet?
Beim Thema Risiko werden diese Überlegungen schon viel schwieriger. Die Definition der Art des Risikos ist nicht einfach. Christoph Kadner, Lazard Asset Management (Deutschland) GmbH: „Schon in der finanzmathematischen Berechnung von Rendite und Risiko eines Portfolios zeigt sich, dass die Risikofrage schwieriger zu beantworten ist als die Renditefrage.“
Bei der Bestimmung des Risikos muß die Beziehung der einzelnen Wertpapiere im Portfolio zueinander berücksichtigt werden. Wenn sich beispielsweise die Wertentwicklung von zwei Aktien über einen bestimmten Zeitraum ausgeglichen hatte (Kursgewinn bei Aktie X, Kursverlust bei Aktie Y), war das Risiko in Summe geringer. Die Korrelation der beiden Aktien zueinander war somit negativ. Das Problem dabei ist, dass diese Korrelation bzw. dieser Zusammenhang zwischen den beiden Aktien in der Zukunft nicht gleich bleiben muß. Es könnten beide Aktien steigen oder beide Aktien fallen. Damit könnte sich das Risiko – und damit die Chance auf Kursgewinn oder Kursverlust – deutlich erhöhen. Aus diesem Grund sollte man einfache Kennzahlen nur mit Vorsicht verwenden. Auch Kennzahlen können sich im Laufe Zeit verändern und die Charakteristik eines Portfolios ändern.
Die wichtigsten Arten von Risiken auf den Finanzmärkten
Christoph Kadner, Lazard Asset Management, teilt Risiko in einer stark vereinfachenden Form in drei Komponenten ein:
- Risiko kann bedeuten, dass ein erwünschtes Ereignis nicht eintritt (beispielsweise Underperformance statt Outperformance)
- Risiko kann bedeuten, dass ein unerwünschtes Ereignis eintritt (Verlust statt Gewinn)
- Risiko entsteht insbesondere aus der Wechselwirkung mit anderen Aspekten und ist von daher in seinem Wesen grundsätzlich komplex.
In der folgenden Liste sind die wichtigsten Risikoarten aufgeführt.
Zinsänderungsrisiko: Wie entwickelt sich die Kapitalanlage, wenn sich die Marktzinsen ändern?
Marktrisiko: Welche Kursgewinne und -verluste können entstehen, wenn sich der Gesamtmarkt nach oben oder unten bewegt?
Bewertungsrisiko: Sind die Einschätzungen zur Bewertung der Märkte oder einzelner Produkte richtig (v. a. auch Optionen und sonstige derivative Produkte)?
Ausfallsrisiko: Besteht ein Risiko, dass Anleihen oder Schuldverschreibungen nicht zurückgezahlt werden?
Bonitätsrisiko: Gibt es ein Risiko, dass der Emittent seine Zahlungsverpflichtungen nicht einhält?
Kontrahentenrisiko: Wird der Handelspartner alle Verpflichtungen erfüllen können?
Operationelles Risiko: Können Störungen im betrieblichen Ablauf (inkl. Personal, IT und Umwelteinflüsse) zu Verlusten führen?
Managerauswahlrisiko: Kann durch die Auswahl eines externen Managers eine negative Wertentwicklung entstehen? Wie seriös sind die Partner?
Länderrisiko: Was muß bei der Anlage im Ausland berücksichtigt werden (Gesetze, Steuern, Bonität, etc.)?
Währungsrisiko: Wie ist das Chancen/Risikoverhältnis bei der Veranlagung in Fremdwährungen?
Rechtliches Risiko: Welchen Einfluß haben Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen im Inland auf mein Portfolio (z. B. Regulierung von Hedgefonds, Besteuerung von Veranlagungen, Beschränkung des Marktzugangs für Produktanbieter, etc.)?
Wiederanlagerisiko: Können Zinsen und Dividenden zu ähnlichen Bedingungen wiederveranlagt werden?
Durationsrisiko: Welchen Einfluß hat die Änderung der Zinskurve (kurzfristige, mittel- und langfristige Zinsen)?
Kennzahlenrisiko: Werden die richtigen Kennzahlen verwendet bzw. werden die Ergebnisse richtig interpretiert?
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und könnte für unterschiedliche Anlageprodukte erweitert werden (Quelle: Lazard Asset Management).
Alternative Assetklassen: mehr Risiko?
In der Praxis zeigt sich, dass Risiko nicht nur in einer einzigen Kennzahl (Volatilität) abgebildet werden kann. Die qualitative Bewertung des Risikos ist in der Praxis sogar noch wichtiger.
Christoph Kadner, Lazard Asset Management: „Je ‚alternativer’ eine Assetklasse ist, desto schlechter wird in der Regel das Gesamtrisiko mit der Volatilität abgebildet werden können, da diese einen immer geringeren Teil des Gesamtrisikos ausmacht.“
Mehr qualitative Bewertung des Risikos erfordert jedoch auch mehr Information und höhere Transparenz seitens der Produktanbieter, vor allem hinsichtlich der folgenden Themen: Anlagerichtlinien und -strategie, Managementerfahrung, Investmentprozess, Performance Attribution, etc. Vor allem bei Hedgefonds steigt die Bedeutung der qualitativen Risikokontrolle. Ohne detaillierte Informationen sind aussagekräftige Fondsvergleiche und Fondsanalysen sehr schwierig.
Risikoreport und Performancereport
Performance- und Risikokennzahlen sind wichtige Gradmesser. Um jedoch festzustellen, ob das Risiko eines Portfolios in einem angemessenen Verhältnis zur erzielten Rendite stand, müssen beide Seiten detailliert analysiert werden. Dazu sollten Risikoreports und auch Performancereports (inkl. Performance Attribution) erstellt werden.
Nicht vergessen sollte man, dass sich die Ergebnisse dieser Reports im Zeitablauf ändern werden. Ein regelmäßiges Update der wichtigsten Analysen ist sinnvoll und notwendig. Diese Aufgabe sollte von einem integrierten Risk Management Systems übernommen werden. Wichtig für den Anleger und Berater ist die Fähigkeit zur richtigen Interpretation der Ergebnisse des Risk Management Systems und die Ableitung sinnvoller Entscheidungen auf Basis dieser Ergebnisse.