Fast jeder von uns sammelt etwas: Der eine Weine, der andere Kleidungsstücke. Aber es gibt auch Anleger die Fonds in ihrem Portfolio ansammeln und in dem Irrglauben leben damit ihr Risiko optimal zu streuen. Dem ist aber leider nicht so: Denn entscheidend ist es auf eine ausgewogene Mischung der Anlagekategorien zu achten. Innerhalb dieser sollten keinesfalls mehrere Fonds gekauft werden, die eine ähnliche Ausrichtung aufweisen. Laut empirischen Studien machen mehr als zehn verschiedene Fonds gar keinen Sinn, da dadurch das gesamte Portfoliorisiko kaum mehr sinkt. Im Gegenteil, das Klumpenrisiko (verschiedene Fonds investieren in ähnliche Wertpapiere und erhöhen sogar noch das Risiko) wird dann schlagend.
Frühjahrsputz im Portfolio
Zudem verliert der Anleger bei zu vielen Einzelfonds schnell den Überblick, weshalb ein regelmäßiger „Frühjahrsputz“ im Portfolio nicht schaden kann. Denn Qualität ist bei Fonds wichtiger als Quantität. Anstatt zum Fonds-Junkie zu werden, sollte man lieber nur vier bis sechs stark voneinander unterscheidende Fonds gezielt auswählen und diese dann gegebenenfalls länger zu halten.
Was es dabei zu beachten gibt
Wie geht man aber nun vor, wenn man sein Portfolio nach Verkaufskandidaten durchforstet? Für einen Switch in einen besseren Fonds gibt es die unterschiedlichsten Gründe. Welchen Fonds man aber verkauft und welchen man kauft ist schon viel schwerer auszumachen. Hier ein paar Überlegungen:
Der Hauptgrund warum sie sich von einem Fonds trennen sollten, ist sicher eine enttäuschende Performance. Liegt ein Fonds etwa über mehrere Zeiträume hinter dem Sektordurchschnittschnitt (etwa alle globalen Aktienfonds oder alle Euro-Anleihenfonds) bzw. seiner individuellen Benchmark (MSCI World, Citiogroup EMU Government Bond Index) zurück, sollte man verkaufen. Besonders wichtig ist es hier aber auf zwei Punkte zu achten:
- Beobachtungszeitraum und
- Gewählte Benchmark
Welche Rolle spielt der Zeitraum?
Während die Regel – je länger die Historie des Fonds, desto besser – generell gilt, kann ein zu langer Beobachtungszeitraum eventuell zu falschen Schlüssen führen. War ein spezieller Fondsmanager erst seit vier Jahren für den Fonds verantwortlich, macht eine 10-Jahres-Analyse nur eingeschränkt Sinn. Und im Schnitt, so zeigen Untersuchungen von e-fundresearch.com, zeichnet ein Portfoliomanager nur 3,5 Jahre lang für ein und denselben Fonds verantwortlich (siehe auch "Sesselkleben hilft Fondsperformance" vom 11.10.2006). Noch weniger aussagekräftig sind aber auch zu kurze Vergleiche: Wer einen Fonds anhand seiner 12-Monats-Ergebnisse analysiert, greift ziemlich sicher zu kurz. Als Faustregel gilt ein Beobachtungszeitraum von fünf Jahre als guter Mittelweg, der nicht zu kurz aber auch nicht allzu lang erscheint.
Aber aufgepasst: Erst eine konsistente Underperformance über kurz-, mittel- und langfristige Zeiträume zählt als ein klares Verkaufssignal. Fonds also, die zum Beispiel über 1, 3 und 5 Jahre deutlich hinter dem Vergleichsindex liegen, sollte man besser nicht mehr besitzen und sich nach besseren umsehen.
Welche Benchmark ist die richtige?
Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort. Jeder einzelne Fonds kann nämlich an mehreren Benchmarks gemessen werden, da es für jede Fondskategorie unzählige passende Indizes gibt. In der Fondsdatenbank Lipper sind aktuell 15.838 Indizes enthalten. Daraus die jeweils passendste (und formal richtige) für jeden einzelnen Fonds auszusuchen ist keine leichte Aufgabe. Der Einfachheit halber empfiehlt sich - besonders für Privatanleger - als Messlatte der jeweilige Sektordurchschnitt aller Fonds in dieser Kategorie. Damit stellen sich sicher, keine Fonds im Portfolio zu halten die nicht überdurchschnittlich in Relation zu vergleichbaren Fonds abschneiden.
Teure Fonds sollte man meiden
Neben einem enttäuschenden Abschneiden des Fonds gibt es aber auch noch andere Gründe für einen Verkauf des Fonds, zum Beispiel sehr hohe laufende Kosten (etwa gemessen an der Total Expense Ratio TER – Details zu Fondskosten finden Sie hier). Obwohl diese Kennzahl nicht das alleinige Kriterium sein sollte, ist allgemein Skepsis gegenüber Fonds mit ungerechtfertigt hoher TER angebracht. Denn unterm Strich schmälert jedes Prozent an höheren Gebühren den Gesamtertrag des Investors. Wer den langfristigen Zinseszins-Effekt kennt, weiß warum Anleger um jedes Prozent bzw. auch um jedes Zehntelprozent kämpfen sollten.
Weshalb Fonds sonst noch ausgetauscht werden sollten?
Aber auch ein Verkauf von vermeintlich erfolgreichen Fonds kann im Einzelfall Sinn machen. Dann nämlich, wenn ein oder mehrere Fonds aufgrund der guten Performance plötzlich einen viel größeren Teil ihres Portfolios ausmachen als ursprünglich geplant. In diesem Falle kann es Sinn machen sein Portfolio wieder an die ursprüngliche Ausrichtung anzupassen und Aktien zu verkaufen.
Schlussendlich sollten die von ihnen gehaltenen Fonds auch ihrem Risikoprofil entsprechen. Dieses ist sehr individuell und hängt u.a. vom Persönlichkeitstyp, dem Veranlagungsbetrag, Alter, Veranlagungsdauer, etc. ab. So passen risikoreichere Aktienfonds mit Schwerpunkt auf Nebenwerte oder Schwellenländer eher zu jüngeren Anleger die für die Pension über lange Zeiträume ansparen, als zu Pensionisten.
Fazit
Für den Verkauf eines Fonds gibt es die unterschiedlichsten Gründe. Optimalerweise hat man damit sein im Vorhinein gestecktes Ziel (Erreichung des Pensionsalters etc.) erreicht. Aber auch der plötzliche Bargeldbedarf für unvorhergesehene Ausgaben kann ein triftiger Grund sein, sich von seinen Investments zumindest teilweise zu trennen. Der Hauptgrund warum sie sich von einem Fonds trennen sollten, ist sicher eine sowohl kurz-, mittel- als auch langfristig unterdurchschnittliche Performance, etwa im Vergleich zum Sektordurchschnitt oder der jeweiligen Benchmark. Der Verkauf schlechter Fonds hat einen entscheidenden Vorteil: Er schafft in ihrem Portfolio Platz für bessere Fonds und passende Fonds, deren Anlagestrategie auf die persönlichen Anlageziele des Investors abgestimmt sind.
Daten per 15.01.2008
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