Überdiversifikation vermeiden: Qualität vor Quantität
Viele Anleger neigen dazu, über die Jahre immer mehr Fonds anzusammeln – oft in der Annahme, dadurch das Risiko besser zu streuen. Doch empirisch lässt sich belegen: Eine große Anzahl an Fonds mit ähnlichem Fokus erhöht nicht zwingend die Diversifikation – im Gegenteil, es kann zu Klumpenrisiken kommen, wenn sich Positionen überlappen.
Dabei gilt: Ein einzelner Fonds kann bereits mehrere hundert Einzeltitel enthalten – etwa ein globaler Aktienfonds oder ein ETF auf den MSCI World. Die Anzahl der Fonds ist daher kein zuverlässiger Maßstab für Diversifikation. Viel entscheidender ist die inhaltliche Streuung nach Anlageklassen, Regionen, Sektoren, Stilen und Risikofaktoren.
Empirische Studien wie jene des CAIA Institute zeigen, dass ein Portfolio mit 6 bis 10 klar differenzierten Fonds in der Regel ausreichend ist, um das unsystematische Risiko deutlich zu senken – insbesondere dann, wenn unterschiedliche Assetklassen oder Managementstile kombiniert werden.
Regelmäßige Portfoliopflege statt Fonds-Sammelleidenschaft
Ein jährlicher Check – z. B. zu Jahresbeginn oder nach größeren Marktveränderungen – hilft, die strategische Ausrichtung zu überprüfen. Wer sich auf wenige, klar voneinander abgegrenzte Fonds konzentriert, behält nicht nur den Überblick, sondern optimiert auch Rebalancing und Kostenkontrolle.
Wichtig ist: Fonds nicht aus Gewohnheit halten. Änderungen im Marktumfeld, bei der Fondsstrategie oder im eigenen Risikoprofil können Anlass für Umschichtungen sein.
Konsistente Underperformance als zentrales Verkaufskriterium
Einer der häufigsten Gründe für einen Fondswechsel ist eine anhaltend unterdurchschnittliche Performance. Entscheidend ist dabei die Konsistenz der Schwäche – Fonds, die über 1-, 3- und 5-Jahres-Zeiträume klar hinter ihrer Vergleichsgruppe oder Benchmark liegen, gelten als Verkaufskandidaten.
Ein Beobachtungszeitraum von fünf Jahren bietet dabei eine ausreichende Grundlage, um zyklische Effekte auszublenden – ist aber kurz genug, um auf Strategie- oder Managementwechsel zu reagieren.
Manager-Tenure beachten: Wer verwaltet den Fonds?
Auch das Fondsmanagement spielt eine wesentliche Rolle bei der Beurteilung. Frühere Aussagen, wonach Fondsmanager im Durchschnitt nur rund 3,5 Jahre verantwortlich seien, gelten mittlerweile als überholt. Aktuelle Auswertungen zeigen, dass sich die mediane Verweildauer von Fondsmanagern bei etwa sieben Jahren bewegt – bei erfolgreichen Fonds auch darüber.
Langfristvergleiche sollten daher stets berücksichtigen, wie lange der aktuelle Fondsmanager bereits verantwortlich ist. Eine 10-Jahres-Performance ist wenig aussagekräftig, wenn der Fondsmanager erst seit drei Jahren im Amt ist.
Benchmark oder Peer Group? Worauf vergleichen?
Die Auswahl der richtigen Vergleichsgröße ist essenziell. Auch 2025 existieren in den großen Fondsdatenbanken – etwa bei LSEG Lipper – mehrere zehntausend Indizes. Eine exakte, formale Benchmark ist häufig nur im institutionellen Bereich sinnvoll einsetzbar.
Für viele Anleger ist es daher praktikabler, Fonds gegenüber dem Sektordurchschnitt ihrer Kategorie zu bewerten. So lassen sich Produkte mit ähnlichem Investmentfokus direkt vergleichen – unabhängig von Indexmethodik oder Replikationsart.
Fondskosten als Renditehemmnis
Ein weiterer Grund für einen Fondsverkauf sind überhöhte laufende Kosten – insbesondere eine über dem Marktniveau liegende Total Expense Ratio (TER). Während Gebühren allein kein Ausschlusskriterium darstellen sollten, gilt: Hohe TER-Werte ohne ausreichenden Performancebeitrag schmälern die Nettorendite deutlich.
Langfristig wirken sich Gebühren über den Zinseszinseffekt überproportional negativ aus.
Übergewichtung erfolgreicher Fonds: Rebalancing nicht vergessen
Auch Fonds mit starker Performance können zum Problem werden – etwa wenn sie überproportional im Portfolio anwachsen und das Risikoprofil verändern. In solchen Fällen ist ein gezieltes Rebalancing sinnvoll, um die strategische Asset Allocation wiederherzustellen.
Dabei sollte stets geprüft werden, ob das veränderte Exposure noch zu den persönlichen Anlagezielen und der Risikotoleranz passt.
Fazit: Klare Kriterien schaffen Handlungssicherheit
Ob aufgrund von Underperformance, Strategieänderung, überhöhten Kosten oder verändertem Risikoprofil: Fondswechsel sollten nicht impulsiv, sondern regelbasiert erfolgen. Wer regelmäßig auf Qualität, Konsistenz und strategische Passung achtet, schafft Platz für bessere Produkte und optimiert seine Portfoliostruktur nachhaltig.
🔎 Weitere Informationen & Tools:
Für weiterführende Fondsanalysen, Peer-Group-Vergleiche oder Benchmarks nutzen professionelle Investoren die e-fundresearch.com Fondsdatenbank.
📨 Wer regelmäßig über aktuelle Managerwechsel, Fondsstudien oder Performance-Rankings informiert werden möchte, kann sich zudem für den kostenlosen e-fundresearch.com Newsletter anmelden.
Erstveröffentlichung: 2008. Redaktionell aktualisiert: Juli 2025.
Weitere beliebte Meldungen: