e-fundresearch.com: Herr Fischer, mit Blick auf Ihr Anlageuniversum: Welches Resümee ziehen Sie aus den bisherigen Marktentwicklungen 2018?
Frank Fischer: Die ersten Monate des Jahres waren durchaus herausfordernd. Das kam für uns aber nicht unerwartet, denn 2017 lief einfach zu gut. Viele Anleger hatten die Probleme, die sich bereits im vergangenen Jahr andeuteten, einfach ausgeblendet. Deshalb hatten wir die von uns betreuten Mandate schon länger etwas vorsichtiger ausgerichtet, um in dem Moment, an dem die Party besonders an den Aktienmärkten vorbei ist, nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Und wie wir im ersten Halbjahr 2018 gesehen haben, war diese Ausrichtung absolut richtig, auch wenn man uns vorwerfen mag, dass wir vielleicht schon zu früh etwas zu vorsichtig waren. Aber als Value-Investoren halten wir uns an die alte Weisheit: Der letzte Schluck ist für die Gierigen! Diese vorsichtigere Herangehensweise hat sich in den ersten Monaten des laufenden Jahres durchaus ausgezahlt.
e-fundresearch.com: Von Handelskriegen, dem Ölpreisanstieg bis hin zum weiter gestiegenen Zinsniveau in den USA: Ist es im Zuge des veränderten Kapitalmarktumfelds zu nennenswerten Portfolioanpassungen gekommen? Wo haben Sie in den vergangenen sechs Monaten am signifikantesten eingegriffen?
Frank Fischer: Wir sind zu allererst Aktieninvestoren und investieren auch weiterhin in aussichtsreiche, unterbewertete Titel. Gerade in den schwächeren Marktphasen konnten wir wieder günstig Titel einsammeln, bzw. bestehende Positionen ausbauen. Generell steuern wir unsere Mandate einerseits über die Aktienquote, auf der anderen Seite aber auch über Absicherungs- und Derivatestrategien. Hier waren wir in diesem Jahr sehr viel aktiver, als noch im Jahr 2017.
e-fundresearch.com: Welche Positionierungen haben sich in diesem Zeitraum als erfreulichste Performancetreiber herausgestellt? Wo haben sich Allokationen eher als belastend erwiesen?
Frank Fischer: Wie bereits erwähnt, konnten wir in den schwächeren Marktphasen wieder unterbewerte Aktien günstig einsammeln, die sich zum Teil auch schon sehr positiv entwickelt haben. Schwierig war es, wenn es darum ging, wann und in welchem Maße die Portfolios abgesichert werden mussten. Hierin bestand für uns die bisher größte Herausforderung in diesem Jahr.
e-fundresearch.com: Welche Teilbereiche Ihres Investmentuniversums empfinden Sie im derzeitigen Umfeld als besonders vielversprechend und um welche Segmente machen Sie derzeit ganz bewusst einen „großen Bogen“?
Frank Fischer: Als Value Investoren suchen wir immer nach günstig bewerteten Aktien. Und wir denken, dass der Aktienmarkt auch weiterhin vielversprechend bleibt. Aber, wie gesagt, nur dann, wenn man sehr selektiv vorgeht. Denn: über dem breiten Markt schweben erhebliche Gefahren, angefangen bei dem von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskrieg, bis hin zur sich weltweit abschwächenden Konjunktur. Dazu kommen Währungs- und Zinsrisiken und die zum Teil extreme Verschuldung von Unternehmen und Staaten. Deshalb machen wir derzeit auch weitgehend einen Bogen um Rentenpapiere. Hier ist uns das Risiko zu hoch. Da ist uns die Steuerung der Fonds über die Cash-Quote lieber.
e-fundresearch.com: Wir befinden uns in einem fortgeschrittenen Stadium des Wirtschaftszyklus: Welche Rolle spielt der Schutz beziehungsweise die Limitierung der Downside in Ihrem Portfoliomanagementansatz? Wie stellen Sie sicher, dass Ihr Portfolio auch in Abwärtsphasen relative Outperformance gegenüber Ihrer Peer-Group und Benchmark generieren kann?
Frank Fischer: Der Schutz des Vermögens unserer Anleger spielt für uns eine zentrale Rolle. Das hängt nicht von einzelnen Marktphasen ab, sondern gilt generell. Denn wir folgen bei allen Mandaten dem Prinzip, die Vermeidung des permanenten Vermögensverlustes unserer Anleger zu gewährleisten. Dass es in einem volatilen Markt auch mal zu Schwankungen kommen kann, sollte jedem Anleger bewusst sein. Um solche Verluste zu vermeiden, setzen wir aktive Absicherungs- und Derivatestrategien um, indem wir – aufbauend auf der Verhaltensökonomie (Behavioral Finance) – statistische Analysen und Stimmungsindikatoren zur aktiven Steuerung der Risiken und Erträge nutzen.
e-fundresearch.com: Was sollte Fondsselektoren vor einem quantitativen Fondsvergleich und einer Analyse Ihres Track-Records bewusst sein? Worin bestehen die Einzigartigkeiten Ihres Ansatzes?
Frank Fischer: Wir glauben an die Aktie und das wird auch so bleiben. Als Value Investoren bevorzugen wir dabei unterbewertete, eigentümergeführte Unternehmen, die über einen strategischen Wettbewerbsvorteil verfügen, einen hohen Cashflow haben und von einem weitsichtigen und Werte schaffendem Management geführt werden. Unsere Mandate dienen in erster Linie dem langfristigen Erhalt und Zuwachs des investierten Vermögens. Dabei setzen wir auf einen äußerst disziplinierten Investmentprozess, den wir über viele Jahre hin kontinuierlich weiterentwickelt haben. Dass wir bei unserem auf Aktien fokussierten Value-Ansatz in einem hohen Maß Behavioral Finance-Faktoren zur Steuerung der Mandate einsetzen, dürfte uns von anderen Asset Managern unterscheiden.
e-fundresearch.com: Chancen & Risiken: Welche Entwicklungen und Events sollten Investoren mit Blick auf Ihre Assetklasse im weiteren Jahresverlauf besonders genau im Fokus behalten?
Frank Fischer: Der von US-Präsident Trump immer weiter auf die Spitze getriebene Handelskrieg, vor allem mit China, dürfte die Märkte weiterhin in Atem halten. Diese Gefahren können ein Ausmaß annehmen, das man heute realistischer Weise noch gar nicht abschätzen kann. Dass diese Auseinandersetzungen zu einem Zeitpunkt kommen, an der sich der Konjunkturzyklus weltweit seinem Ende nähert, macht die Situation nicht einfacher.