Daniel Frauenfelder: Die Abfragepräferenzen treten am 2. August 2022 in Kraft. Ab diesem Datum müssen die Finanzgesellschaften den Kunden auf dessen Interesse in Sachen ESG-Anlagen abfragen und ein entsprechendes Offering bereit halten. Leider ist die Branche, von Ausnahmen absehbar, noch nicht darauf vorbereitet. Zum einen ist immer noch nicht klar, wie die Reportings und die Kontrollen genau aussehen müssen, zum anderen ist schlicht zu wenig Know-how in der Branche vorhanden, um die Anforderungen umzusetzen. Allerdings gibt es auch hier Lichtblicke. So hat in diesen Tagen die Schweizerische Bankiervereinigung entschieden, verpflichtende Selbstregulierungen für alle Mitglieder zu bestimmen, dies ohne gesetzliche Notwendigkeiten. Klar ist, dass sich alle Finanzmarktteilnehmer in Europa diesem Thema annehmen müssen und geeignete Prozesse einführen müssen. Wir sind gespannt, wie die Finanzmarktaufsichten in Europa in nächster Zeit auf den Sollzustand reagieren werden. Wir nehmen an, dass es hier noch weitere Gespräche mit der ESMA (Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde) geben wird. Nichts desto trotz sollte man sich heute schon Gedanken machen und die ESG-DNA bzw. die Ausrichtung der eigenen Firma in Sachen ESG-Investments prüfen und auf den richtigen Pfad lenken.
Daniel Frauenfelder: Bereits vor 15 Jahren habe ich mich immer wieder gefragt, wie man mit Kapitalanlagen ökonomische Vorteile und gleichzeitig gutes für Umwelt und Menschen tun kann. So habe ich mich in meinen Sales-Aktivitäten mehrheitlich um nachhaltige Fonds gekümmert und diese vertrieben. Nach meinem Wechsel auf die Buy-Side, wollte ich als Entscheidungsträger die Förderung von ESG-Finanzanlagen vorantreiben. Als Geschäftsführer einer Vermögensverwaltung in Liechtenstein konnte ich diesen Ansatz aufsetzen und meinen Kunden eine ESG-Vermögensverwaltung anbieten. Um auch ausserhalb der Vermögensverwaltung das Thema ESG zu fördern, habe ich die TripleS GmbH gegründet. Aufgrund der erhöhten Nachfrage seitens der Kunden und dem regulatorischen Druck innerhalb unserer Branche, schien mir der Zeitpunkt genau richtig, um eine ESG-Consulting Firma zu lancieren.
Daniel Frauenfelder: Nein, ganz im Gegenteil. Wir konzentrieren uns auf kleinere und mittlere Finanzdienstleister. Kleine Banken, Vermögensverwalter, Family Offices, Stiftungen, usw. können sich die grossen Consulter nicht leisten und wiederum sind die kleinen Mandate für die globalen Consulting Häusern zu wenig lukrativ. Aufgrund der aufkommenden Nachfrage in diesem Gebiet, fehlt es auch den grossen Häusern an Know-how und personellen Ressourcen in diesem Bereich. Ebenfalls sehen wir uns als pragmatische, lösungsorientierten Berater, d.h. wir haben einen grossen Praxisbezug, kennen die Herausforderungen an den Kundenfronten und können so auch kleinere Häuser individuell beraten und begleiten.
Daniel Frauenfelder: Es gibt im Grossen und Ganzen zwei Lager. Die einen sehen ESG als zukünftigen Wachstumsmarkt bei Kunden und Anlagen und verstehen, dass ESG mehr als ein Trend ist, der niemals mehr verschwindet. Im Gegenteil, die Komplexität und die Wichtigkeit wird ständig grösser werden! Die anderen sehen das Ganze als ein Übel, losgetreten durch die EU-Regulationen aus Brüssel, um das sie sich jetzt auch noch kümmern müssen - MiFID lässt grüssen! Die grössten Herausforderungen sind somit die Interpretierung und die ständige Anpassungen der EU-Regulationen in die entsprechenden Integrationsprozessen in den nächsten Jahren. Ebenfalls gibt es keine Standards, die einfach umgesetzt werden können. So muss jede Institution ihren eigenen Ansatz in Sachen ESG finden und gleichzeitig den rechtlichen Anfordernissen gerecht werden. Ohne entsprechende Erfahrung in diesem Gebiet ist dies nur schwierig zu bewältigen. Nicht zu vergessen sind die monetären direkten und indirekten Kosten. Also zum Beispiel den Bezug der ESG-Daten und deren Auswertungen, Verarbeitungen in Kontrollprozessen und Reportings. Dies kostet Geld, Know-how und personelle Ressourcen, welche die meisten kleineren Firmen nicht haben. Ebenfalls sind mögliche indirekte Kosten nicht zu vernachlässigen, also Bussen bei Nichteinhalten der Regulationen, Klagen der Kunden bei Anlageverletzungen oder weitläufige Reputationsschäden durch «Greenwashing».
Daniel Frauenfelder: Wir bieten verschiedene Consulting-Pakete an. Diese reichen über individuelle Workshops, Erarbeiten der Prozesse unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen, bis hin zum Einkauf eines externen ESG-Spezialisten analog eines externen Compliance-Officers. Ebenfalls bieten wir für grössere Firmen Mandate an, welche zur Beratung bei Fondsauflegungen, Beisitz im Anlageausschuss oder als externer Einsitz in Verwaltungs- bzw. Aufsichtsräte dienen . Somit stellen wir allen Unternehmungen die geeignete Funktion zur Verfügung, die sie in ihrem Prozess integrieren und umsetzen kann, egal wie gross das Unternehmen ist. Im Moment konzentrieren wir uns auf die deutschsprachige DACHL-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein).
Über den Gesprächspartner
TripleS GmbH
Die TripleS GmbH ist eine Beratungsfirma und Know-how-Center im Bereich ESG-Integration für institutionelle Kunden und Finanzintermediäre wie Pensionskassen, Privatbanken, Vermögensverwalter, sowie Stiftungen und Family Offices. Haupttätigkeit ist die Beratung von KMU's in den oben erwähnten Zielgruppen, insbesondere für die pragmatische und professionelle Umsetzung der ESG-Integrationen in deren individuellem Umfeld durch Nutzung der gegebenen Ressourcen. Die TripleS GmbH arbeitet mit verschiedenen Partnerfirmen zusammen. Hauptsächlich ist die TripleS GmbH im deutschsprachigen Europa (DACHL-Region) tätig.
Daniel Frauenfelder
Daniel Frauenfelder ist seit über 10 Jahren mit dem Thema ESG in der Finanzindustrie eng verbunden. Er hat er über 20 Jahre in verschiedenen Sales-Positionen im In- und Ausland gearbeitet und beriet verschiedene institutionelle Kunden in Sachen ESG. Unter anderem war er bei der Allianz Global Investors, Zürich und der Bank Sarasin, Wien im Sales tätig, arbeitete als freier Berater bei der CSSP AG, Liechtenstein (heute fundinfo.com) und der EMF Microfinance AG, Liechtenstein, im Bereich der Beratung für Vorsorgewerke, Asset Manager und Banken. Daniel Frauenfelder ist ebenfalls als Geschäftsführer und ESG-Spezialist bei einer kleinen Vermögensverwaltungsgesellschaft in Liechtenstein tätig.