Teil 2 | Die große Halbzeitanalyse: Multi Asset Strategen im Interview

Von "außergewöhnlich" bis "erwartungsgemäß": Welches Fazit ziehen führende Multi Asset Strategen zum ersten Börsenhalbjahr 2024 und mit welcher Positionierung starten sie in die zweite Jahreshälfte? Antworten erhalten Sie exklusiv in der neuesten Ausgabe des e-fundresearch.com Asset Allocation Forums: Managers | 02.07.2024 12:49 Uhr

5.5 Fragen: Die große Multi Asset Halbzeitanalyse 2024 (Teil 2)

Das erste Halbjahr 2024 hat den Kapitalmarkt mit neuen Allzeithochs, überraschenden Wendungen bei Zinssenkungserwartungen und unerwarteten Marktbewegungen geprägt. Welche Faktoren beeinflussen derzeit die Anlagestrategien von führenden Multi Asset Fondsmanagern? Wo sehen sie die größten Chancen und Risiken? 

Im Rahmen der neuesten Ausgabe des e-fundresearch.com Asset Allocation Forums haben wir Multi Asset Strategen mit 5.5 konkreten Fragen zum 1. Börsenhalbjahr 2024 und ihrer aktuellen Positionierung konfrontiert.

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und wertvolle Impulse sowie Denkanstöße für Ihre Asset Allocation mit Teil 2 unserer Interviewserie! Teil 1 finden Sie hier.

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Roland Himmelfreundpointner, Leiter Asset Allocation, Kepler-Fonds KAG
© KEPLER-FONDS KAG

Roland Himmelfreundpointner, Leiter Asset Allocation, Kepler-Fonds KAG

Wie würden Sie die erste Hälfte des Kapitalmarktjahres in einem Wort beschreiben?

herausfordernd

Trotz einer überraschenden Umkehr der Zinssenkungserwartungen haben zahlreiche Aktienindizes neue Allzeithochs erreicht, und Nvidia ist zum weltweit wertvollsten Unternehmen aufgestiegen: Als wie “gesund” ist das aktuelle Marktumfeld Ihrer Meinung nach derzeit zu beurteilen? Welche spezifischen Herausforderungen ergeben sich daraus für Multi Asset Manager?

Als "gesund" bezeichnen würden wir die Reaktion des Marktes auf Unternehmensgewinne. Vor allem Technologiefirmen haben die hohen Erwartungen der Marktteilnehmer erfüllen können und dementsprechend positiv reagierten die Kurse darauf. Negative Gewinnausweise wurden dagegen mit deutlichen Kursverlusten abgestraft. Der Schwerpunkt beim Aktiensegment liegt aktuell weiter bei US-Big Caps und beim Technologiesektor.

Wie offensiv ist Ihre derzeitige taktische Asset-Allokation im Vergleich zur langfristigen Historie? Welche Überlegungen haben zu dieser Entscheidung geführt?

Im Vergleich zur langfristigen Historie sind wir aktuell etwas offensiver positioniert. Interessant ist, dass bei den aktuellen Höchstständen verschiedener Börsenindizes eine bemerkenswerte Abwesenheit von Euphorie oder übersteigerten Optimismus besteht. Die verschiedenen Volatilitätskennzahlen weisen ebenfalls auf eine relative Ruhe und Gelassenheit hin. Die Aktienmärkte haben gelernt mit den geänderten Rahmenbedingungen (Inflation, Krieg, ...) zu leben. Die Gewinnentwicklungen stehen im Fokus.

Wo sehen Sie derzeit sie Sweet Spots auf der Aktienseite?  In welchen Bereichen Ihrer Aktienallokation unterscheiden Sie sich vom Konsens? 

In unseren Portfolios haben wir aktuell Aktien aus den Emerging-Markets und aus Europa leicht übergewichtet. Weiters haben wir Equal-Weight-Strategien auf globaler Ebene beigemischt, um von einer steigenden Marktbreite profitieren zu können.

 Wie sieht Ihre Allokation auf der Fixed Income Seite aus?

Rund ein Drittel unserer Allokation auf der Fixed-Income-Seite sind aktuell in Spreadprodukten (High Yield, High Grade und Emerging Markets) investiert, der Rest in sicheren Staatsanleihen und Covered Bonds und in inflationsgesicherten Anleihen. Aufgrund unserer Zinsprogose sind wir bei der Duration länger positioniert.

Welche Diversifizierungsinstrumente außerhalb von Aktien und Anleihen halten Sie derzeit für besonders attraktiv?

Wandelanleihen. Sehr viele Emittenten kommen aus dem Wachstumssegment und Small- und Mid-Caps sind daher hoch gewichtet. Wir gehen davon aus, dass sich das Bild in der Zukunft für Wandelanleihen wieder deutlich aufhellen wird, denn fallende Finanzierungskosten und eine weitere wirtschaftliche Erholung bieten Chancen. Durch die aktuell attraktiven Bewertungen und Verzinsungen, betrachten wir Wandelanleihen daher derzeit als besonders attraktiv.
Oliver Blackbourn, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors
© Janus Henderson Investors

Oliver Blackbourn, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors

Wie würden Sie die erste Hälfte des Kapitalmarktjahres in einem Wort beschreiben?

Im Aufwind

Trotz einer überraschenden Umkehr der Zinssenkungserwartungen haben zahlreiche Aktienindizes neue Allzeithochs erreicht, und Nvidia ist zum weltweit wertvollsten Unternehmen aufgestiegen: Als wie “gesund” ist das aktuelle Marktumfeld Ihrer Meinung nach derzeit zu beurteilen? Welche spezifischen Herausforderungen ergeben sich daraus für Multi Asset Manager?

Das Gewinnwachstum stützt die Aktienmärkte, eine weiche Landung würde dies wahrscheinlich aufrechterhalten. Die Bewertungen sind gestiegen, und es wird schwieriger attraktive Bewertungen zu finden. Es besteht das Risiko, dass enttäuschende Gewinne zu einem stärkeren Rückschlag als erwartet führen, da die Prognosen recht optimistisch sind. Die hohen Bewertungen deuten darauf hin, dass die längerfristigen Renditen niedriger ausfallen werden. Deshalb ist es wichtig diversifiziert zu bleiben.

Wie offensiv ist Ihre derzeitige taktische Asset-Allokation im Vergleich zur langfristigen Historie? Welche Überlegungen haben zu dieser Entscheidung geführt?

Unsere Einschätzung ist verhalten. Die Wiederbeschleunigung in der Zyklusmitte führt zu auffälligeren Daten, als dies normalerweise nach einem breiten Reset, der mit einer Rezession einhergeht, der Fall wäre. Die hohen Zinsen üben Druck aus und die Zentralbanken versuchen eine weiche Landung zu schaffen. Es bleibt jedoch das Rezessions- und „No-Landing“-Risiko. Beides könnte problematisch für Risikoanlagen sein. Jedoch könnten Bereiche bei einem „Soft-Landing“ von guten Erträgen profitieren.

Wo sehen Sie derzeit sie Sweet Spots auf der Aktienseite?  In welchen Bereichen Ihrer Aktienallokation unterscheiden Sie sich vom Konsens? 

Zyklischere und Value-Bereiche globaler Aktien haben niedrigere Hürden, um die Gewinnprognosen zu übertreffen, was sie bei einer weichen Landung attraktiver macht. Auch dürften KMU bei einer Zinssenkung im zweiten Halbjahr profitieren. Diese Unternehmen sind in der Regel stärker fremdfinanziert, nehmen eher Kredite mit variablen Zinsen auf und haben kürzere Laufzeiten. Sie reagieren tendenziell sensibler auf die Geldpolitik als größere Unternehmen, die Kredite an den Kapitalmärkten aufnehmen.

 Wie sieht Ihre Allokation auf der Fixed Income Seite aus?

Wir bleiben bei der US-Duration vorsichtig, sind positiver für Euro- und UK-Staatsanleihen, wo Zinsen wahrscheinlich weiter und schneller fallen werden. Dies entspricht unserer Einschätzung von IG-Credit, da die Credit-Spreads recht eng sind. Bei High Yield bleiben wir neutral, da die Spreads durch solide Arbeitsmärkte gestützt werden. Eine Spreadverengung dürfte sich zwar in Grenzen halten, doch gibt es Anzeichen, dass die Ausfallraten ihren Höhepunkt erreicht haben, der Carry bleibt attraktiv.

Welche Diversifizierungsinstrumente außerhalb von Aktien und Anleihen halten Sie derzeit für besonders attraktiv?

Viele Real Assets bieten mittelfristig attraktive Renditen. Infrastruktur, erneuerbare Energien und spezielle Immobilienanlagen hatten durch steigende Zinsen und Anleiherenditen zu kämpfen. Die Lockerung der Geldpolitiken sollten diesen Abwärtsdruck aufheben. Die Diskontierungssätze zur Berechnung der zugrunde liegenden Bewertungen haben sich stabilisiert und viele Assets sind wieder attraktiv bewertet. Strukturelle Probleme, vor allem im Immobiliensektor, erfordern eine sorgfältige Auswahl.
Michael Walsh, Solutions Strategist für die Multi-Asset Solutions, T. Rowe Price
© T. Rowe Price

Michael Walsh, Solutions Strategist für die Multi-Asset Solutions, T. Rowe Price

Wie würden Sie die erste Hälfte des Kapitalmarktjahres in einem Wort beschreiben?

Besser für aktives Management

Trotz einer überraschenden Umkehr der Zinssenkungserwartungen haben zahlreiche Aktienindizes neue Allzeithochs erreicht, und Nvidia ist zum weltweit wertvollsten Unternehmen aufgestiegen: Als wie “gesund” ist das aktuelle Marktumfeld Ihrer Meinung nach derzeit zu beurteilen? Welche spezifischen Herausforderungen ergeben sich daraus für Multi Asset Manager?

Für Aktien sind wir 2024 positiv gestimmt, da das wirtschaftliche Umfeld robust bleibt, die Gewinntrends positiv sind und die Bewertungen außerhalb stark konzentrierter Marktsegmente angemessen sind. Es gibt Potenzial für eine breitere Marktbeteiligung in zyklischen Sektoren wie dem Energiesektor, sofern die wirtschaftlichen Bedingungen günstig bleiben. Die Stimmung für viele Risikopapiere ist sehr positiv. Anzeichen hartnäckiger Inflation könnten sich negativ auf Aktien und Fixed Income auswirken.

Wie offensiv ist Ihre derzeitige taktische Asset-Allokation im Vergleich zur langfristigen Historie? Welche Überlegungen haben zu dieser Entscheidung geführt?

Anfang des Jahres haben wir Aktien von neutral auf übergewichtet und FI von neutral auf untergewichtet heraufgestuft. Wir haben zwar das Portfolio-Beta in letzter Zeit etwas reduziert haben, bleiben in unseren Multi-Asset-Portfolios insgesamt in risikoreicheren Anlagen übergewichtet. Auch die konjunktursensitiveren Bereiche der Anleihenmärkte, wie globale HY Bonds und EM Bonds, beurteilen wir aufgrund der attraktiven absoluten Renditeniveaus und der relativ günstigen Fundamentaldaten positiv.

Wo sehen Sie derzeit sie Sweet Spots auf der Aktienseite?  In welchen Bereichen Ihrer Aktienallokation unterscheiden Sie sich vom Konsens? 

Bei Aktien sind wir in den USA übergewichtet und bevorzugen größere Unternehmen in wertorientierten Sektoren. Bei großen Technologiewerten bleiben wir weitgehend neutral positioniert. In Europa sind wir weiterhin untergewichtet, haben diese Position im Jahresverlauf reduziert. Wir bleiben in Japan übergewichtet, da wir davon ausgehen, dass Verbesserungen in der Unternehmensführung die Fundamentaldaten japanischer Unternehmen weiter stützen werden. Gegenüber EMs sind wir insgesamt neutral eingestellt.

 Wie sieht Ihre Allokation auf der Fixed Income Seite aus?

Im FI-Bereich bevorzugen wir Sektoren mit höheren Renditen, darunter globale HY- und EM Bonds. Die Fundamentaldaten bleiben weitgehend günstig, und die absoluten Niveaus dieser Renditen sind für Anleger verlockend. Wir glauben, dass der Abwärtspfad der Inflation weiterhin holprig sein könnte, und halten den Schutz, den inflationsgebundene Anleihen bieten, daher für attraktiv. Um das Gesamtrisiko zu verringern, haben wir jedoch die Übergewichtung in diesem Bereich zugunsten von Cash reduziert.

Welche Diversifizierungsinstrumente außerhalb von Aktien und Anleihen halten Sie derzeit für besonders attraktiv?

Wir haben eine Übergewichtung von Cash gegenüber Anleihen vorgenommen. Denn Cash bietet Liquidität und attraktive Renditen, da weitere Zinssenkungen der EZB datenabhängig sind und vermutlich schrittweise erfolgen werden.
Gerit Heinz, Leiter Portfoliomanagement, Bellevue AM
© Bellevue AM

Gerit Heinz, Leiter Portfoliomanagement, Bellevue AM

Wie würden Sie die erste Hälfte des Kapitalmarktjahres in einem Wort beschreiben?

Zinssenkungshoffnungsbonanza

Trotz einer überraschenden Umkehr der Zinssenkungserwartungen haben zahlreiche Aktienindizes neue Allzeithochs erreicht, und Nvidia ist zum weltweit wertvollsten Unternehmen aufgestiegen: Als wie “gesund” ist das aktuelle Marktumfeld Ihrer Meinung nach derzeit zu beurteilen? Welche spezifischen Herausforderungen ergeben sich daraus für Multi Asset Manager?

Die zu Jahresbeginn eingepreisten Zinssenkungserwartungen waren angesichts der anhaltenden Inflation übertrieben. Das wirtschaftliche Umfeld ist robust und die Rezession ist ausgeblieben, während die künstlichen Intelligenz Hoffnung auf Produktivitätsfortschritte weckt. Es sind allerdings wenige Unternehmen, die für die Indexanstiege verantwortlich sind. Im Multi Asset-Kontext gilt es daher, diese angemessen zu berücksichtigen, aber auch gleichzeitig die Risiken ausreichend zu diversifizieren.

Wie offensiv ist Ihre derzeitige taktische Asset-Allokation im Vergleich zur langfristigen Historie? Welche Überlegungen haben zu dieser Entscheidung geführt?

Auf der Aktienseite halten wir ein etwas höheres Gewicht und sind moderat konstruktiv eingestellt. Das Umfeld schwankt zwischen einem Goldilocks- und einem Reflationsszenario, das prinzipiell günstig für Aktien ist. Allerdings gehen wir sehr taktisch in Bezug auf die Aktienquote und die Einzelentscheidungen vor. Auf der Rentenseite sind wir eher offensiv eingestellt, was die Einzeltitelentscheidungen angeht. Die Duration halten wir im Umfeld der inversen Zinskurve eher kurz.

Wo sehen Sie derzeit sie Sweet Spots auf der Aktienseite?  In welchen Bereichen Ihrer Aktienallokation unterscheiden Sie sich vom Konsens? 

Banken dürften derzeit noch vom aktuellen Zinsumfeld profitieren. Perspektivisch könnten aber Small-Caps interessanter sein. Attraktiv bewertet erscheinen uns Versorger. Das Megathema künstliche Intelligenz treibt nicht nur die dazugehörigen Aktien. Auch Firmen, die mit großen Datenpools umgehen, etwa aus dem Bereich Gesundheit sollten davon profitieren.

 Wie sieht Ihre Allokation auf der Fixed Income Seite aus?

Den Kern des Portfolios bilden Unternehmensanleihen aus dem Investment Grade und dem High-Yield Segment. Opportunitäten und Sondersituationen bei Staatsanleihen oder Schwellenländer-Bonds werden beigemischt. Die besten risikoadjustierten Erträge lassen sich langfristig bei Unternehmensanleihen aus dem Crossover-Bereich sowie bei Fallen Angels-Anleihen finden. Die Duration steuern wir aktiv. Sie liegt aktuell bei ca. 4 Jahren.

Welche Diversifizierungsinstrumente außerhalb von Aktien und Anleihen halten Sie derzeit für besonders attraktiv?

Die Diversifikation nur mit Aktien und Anleihen funktioniert derzeit nicht wirklich. Bei fallenden Anleihekursen geraten auch die Aktien in unruhiges Fahrwasser. Umgekehrt reagiert der Aktienmarkt positiv auf Zinssenkungshoffnungen, die wiederum auch mit steigenden Anleihekursen einhergehen. Edelmetalle sind ein Diversifikationsinstrument im Portfolio. Mit unserem Bellevue Option Premium erschließen wir auch in unserem Multi Asset-Fonds die Anlageklasse Volatilität. Situativ setzen wir Optionen ein.
Jörg Held, Head of Portfolio Management & Portfolio Manager, ETHENEA Independent Investors S.A.
© ETHENEA Independent Investors S.A.

Jörg Held, Head of Portfolio Management & Portfolio Manager, ETHENEA Independent Investors S.A.

Wie würden Sie die erste Hälfte des Kapitalmarktjahres in einem Wort beschreiben?

Goldilocks.

Trotz einer überraschenden Umkehr der Zinssenkungserwartungen haben zahlreiche Aktienindizes neue Allzeithochs erreicht, und Nvidia ist zum weltweit wertvollsten Unternehmen aufgestiegen: Als wie “gesund” ist das aktuelle Marktumfeld Ihrer Meinung nach derzeit zu beurteilen? Welche spezifischen Herausforderungen ergeben sich daraus für Multi Asset Manager?

Im Vergleich zur zurückliegenden Dekade ist das Marktumfeld für Multi-Asset-Manager um einiges besser. Mit attraktiven Renditen bei Anleihen kann die gesamte Klaviatur der Kapitalanlage sinnvoll genutzt werden. Wir sehen trotz KI-Hype und aktuell fehlender Marktbreite mehr Chancen als Risiken.

Wie offensiv ist Ihre derzeitige taktische Asset-Allokation im Vergleich zur langfristigen Historie? Welche Überlegungen haben zu dieser Entscheidung geführt?

Angesichts der politischen Unsicherheiten und der hohen Marktkonzentration sind wir mit 25 Prozent Aktienquote im Ethna-AKTIV taktisch neutral eingestellt. Zunehmende Marktbreite oder Konsolidierungen erachten wir als Kaufgelegenheiten. Die Duration ist leicht über dem Schnitt, da wir das Zinshoch hinter uns wähnen.

Wo sehen Sie derzeit sie Sweet Spots auf der Aktienseite?  In welchen Bereichen Ihrer Aktienallokation unterscheiden Sie sich vom Konsens? 

Seit Jahren investieren wir mit dem Ethna-AKTIV zu 100 Prozent in hochkapitalisierte US-amerikanische Titel. Auch wenn es aktuell en vogue erscheint, grenzen wir uns mit dieser Fokussierung dennoch vom europäischen Wettbewerb ab. Auch zukünftig werden sich die Tech-Lastigkeit und der erhöhte Shareholder-Value-Fokus auszahlen.

 Wie sieht Ihre Allokation auf der Fixed Income Seite aus?

Als konservativer Multi-Asset-Fonds sind gut 2/3 des Portfolios unseres Fonds Ethna-AKTIV in Anleihen angelegt. Der Fixed Income Anteil ist im Verhältnis 2 zu 1 auf Unternehmens- und Staatsanleihen aufgeteilt. Die durchschnittliche Laufzeit wird aktuell auf ca. 6 Jahre erhöht. High-Yield-Anleihen werden nicht selektiert.

Welche Diversifizierungsinstrumente außerhalb von Aktien und Anleihen halten Sie derzeit für besonders attraktiv?

Der für uns spannendste und effektivste Diversifikator ist der US-Dollar. Mit einer derzeit offenen Quote von 28 Prozent im Ethna-AKTIV tragen wir der erhöhten Unsicherheit Rechnung. Positiver Nebeneffekt ist, dass die höheren Renditen der investierten US-Staatsanleihen ohne Absicherungskosten vereinnahmt werden können.
Chris Rands, Senior Portfolio Manager, Global Multi-Asset Team, Nikko Asset Management
© Nikko AM

Chris Rands, Senior Portfolio Manager, Global Multi-Asset Team, Nikko Asset Management

Wie würden Sie die erste Hälfte des Kapitalmarktjahres in einem Wort beschreiben?

Phönix

Trotz einer überraschenden Umkehr der Zinssenkungserwartungen haben zahlreiche Aktienindizes neue Allzeithochs erreicht, und Nvidia ist zum weltweit wertvollsten Unternehmen aufgestiegen: Als wie “gesund” ist das aktuelle Marktumfeld Ihrer Meinung nach derzeit zu beurteilen? Welche spezifischen Herausforderungen ergeben sich daraus für Multi Asset Manager?

Der Markt ist insofern gesund, als dass die Kurse durch reales Gewinnwachstum getrieben werden. Der Markt ist extrem eng; nur eine Handvoll Aktien ist für die Indexperformance verantwortlich. Die Wirtschaft durchläuft einen späten Zyklus mit einigen Schwachstellen und die Erwartungen an die geldpolitische Lockerung werden moderater. Wachstum und Erträge können dank fiskalischer Unterstützung und eines Aufschwungs im globalen Produktionszyklus anziehen und den breiteren Markt antreiben.

Wie offensiv ist Ihre derzeitige taktische Asset-Allokation im Vergleich zur langfristigen Historie? Welche Überlegungen haben zu dieser Entscheidung geführt?

Unsere strategische Allokation berücksichtigt die Veränderungen von Korrelationen und Volatilität am Kapitalmarkt, mit einer Tendenz zu kurzfristigen Credits, Schwellenländeranleihen und Gold gegenüber Staatsanleihen der Industrieländer. Aktive Gewichtungen konzentrieren sich auf die Bereiche, in denen wir Alpha erzielen und vor Risiko schützen können. Dies beinhaltet eine Übergewichtung von japanischen und europäischen Aktien, während das meiste Risiko auf US-Tech-Werte entfällt.

Wo sehen Sie derzeit sie Sweet Spots auf der Aktienseite?  In welchen Bereichen Ihrer Aktienallokation unterscheiden Sie sich vom Konsens? 

Die US-Tech-Branche bietet dank KI-Entwicklungen die beste säkulare Wachstumschance unserer Zeit. Enorme Investitionen fließen in KI-Hardware und führt zu realem Gewinnwachstum. Der Staat beteiligt sich ebenfalls, da KI als entscheidend für die nationale Sicherheit gilt. Entscheidend wird sein, inwieweit KI-Investitionen zur Produktivitätssteigerung in der Gesamtwirtschaft beitragen. Auch Japan (währungsgesichert) gefällt uns wegen des höheren Gewinnpotenzials aufgrund von Reformen.

 Wie sieht Ihre Allokation auf der Fixed Income Seite aus?

Wir sind bei der Duration neutral positioniert, mit einer Tendenz zur Übergewichtung in Europa und Kanada und einer Untergewichtung von US-Dollar-Anlagen. Diese Untergewichtung spiegelt die hohen Absicherungskosten des USD und das anhaltende Risiko wider, dass die Inflation höher als erwartet ausfällt und die Zinsen länger hoch bleiben. In Europa und Kanada ist das Wachstum relativ schwach, die Inflation hat sich abgekühlt und die Zentralbanken sollten zu weiteren Zinssenkungen in der Lage sein.

Welche Diversifizierungsinstrumente außerhalb von Aktien und Anleihen halten Sie derzeit für besonders attraktiv?

Wir halten derzeit Gold- und Währungspositionen für relativ attraktiv, um das Risiko- und Ertragsprofil unserer Fonds zu verbessern. Auf der Währungsseite sind US-Dollar-Positionen besonders attraktiv, da der USD einer der wenigen Vermögenswerte ist, die derzeit eine negative Korrelation zu Risikoanlagen und Anleihen aufweisen. Durch die Aufhebung der Absicherung von US-Dollar-Anlagen lassen sich höhere Renditen und risikomindernde Eigenschaften erzielen.
Matthias Hoppe, Senior Vice President, Portfolio Manager, Franklin Templeton Investment Solutions
© Franklin Templeton

Matthias Hoppe, Senior Vice President, Portfolio Manager, Franklin Templeton Investment Solutions

Wie würden Sie die erste Hälfte des Kapitalmarktjahres in einem Wort beschreiben?

Schwungvoll

Trotz einer überraschenden Umkehr der Zinssenkungserwartungen haben zahlreiche Aktienindizes neue Allzeithochs erreicht, und Nvidia ist zum weltweit wertvollsten Unternehmen aufgestiegen: Als wie “gesund” ist das aktuelle Marktumfeld Ihrer Meinung nach derzeit zu beurteilen? Welche spezifischen Herausforderungen ergeben sich daraus für Multi Asset Manager?

Das Marktumfeld ist nicht besonders gesund. Angeführt vom Optimismus bei US-KI-Aktien sind die Aktienbewertungen stetig angestiegen, die Stimmung sehr optimistisch. Trotz des anhaltenden Wachstums, das den Unternehmensgewinnen zugute kommt, und einer Erholung in der Eurozone bleiben Aktien anfällig für eine Korrektur dieser eng geführten Rallye. Da positive Wachstumsaussichten oft die Bewertungsbedenken überwiegen und das Risiko besteht, dass die AI-Rallye parabolisch wird, sind Abwärtssicherungen sinnvoll.

Wie offensiv ist Ihre derzeitige taktische Asset-Allokation im Vergleich zur langfristigen Historie? Welche Überlegungen haben zu dieser Entscheidung geführt?

Angesichts vieler Unsicherheiten, etwa der holprigen Disinflation, ist es nicht der Zeitpunkt, aggressive Positionen in Portfolios einzugehen. Wir erwarten in 2024 weitere Zinssenkungen, so etwa zwei weitere Lockerung durch die EZB. Höhere Anleiherenditen bieten eine vernünftige Alternative und sprechen für eine neutrale Asset-Allokation im Vergleich zu Aktien. Politische Bedenken belasten die Märkte, aber wir versuchen nicht, ihre Auswirkungen zu erraten, sondern bereiten uns darauf vor, auf Chancen zu reagieren.

Wo sehen Sie derzeit sie Sweet Spots auf der Aktienseite?  In welchen Bereichen Ihrer Aktienallokation unterscheiden Sie sich vom Konsens? 

Die Aktien-Aussichten der Eurozone sind positiv, da das Wachstum anzieht und Bewertungen attraktiv sind. Weniger optimistisch ist Einschätzung der US-Aktien, trotz der Konzentration global führender Unternehmen wie Nvidia. Der Konsens scheut sich, dies in Portfolios unterzugewichten. Angesichts des Risikos eines stark bleibenden Dollar bei längerfristig höheren Zinsen, könnte sich das Potenzial der EM-Länder, ihren Wert zu realisieren, verzögern, wir sind weniger optimistisch als früher.

 Wie sieht Ihre Allokation auf der Fixed Income Seite aus?

Wir behalten eine neutrale Allokation bei. Solange die Inflationsaussichten nicht klarer werden, ist es unwahrscheinlich, dass sich langlaufende Staatsanleihen stark erholen werden. Bessere Aussichten bietet etwa Großbritannien: der Spread gegenüber Bundesanleihen ist attraktiv und Zinssenkungen werden bald beginnen. Die Risikoprämie bei Unternehmensanleihen bleibt wie bei Aktien auf einem ambitionierten Niveau. Wenn das Wachstum so bleibt, sind Hochzinsanleihen attraktiv.

Welche Diversifizierungsinstrumente außerhalb von Aktien und Anleihen halten Sie derzeit für besonders attraktiv?

Vermögenswerte, die attraktive Ertrags- oder Kapitalzuwachsaussichten bieten, aber nicht mit Aktien korrelieren. Infrastruktur und Rohstoffe bieten Diversifikation. Versicherungsgebundene Anleihen, die Kapital zur Deckung von Extremereignissen wie Hurrikanen bereitstellen, stehen sind unkorreliert zu Risiken, die den Rest des Portfolios dominieren. Das aktiv gemanagte Engagement in der Anlageklasse war in den letzten Jahren ein erfolgreicher Teil des Portfolios und ist es nach wie vor.
Dr. Jochen Heubischl, Leiter für Multi Asset bei der MEAG, MEAG
© MEAG

Dr. Jochen Heubischl, Leiter für Multi Asset bei der MEAG, MEAG

Wie würden Sie die erste Hälfte des Kapitalmarktjahres in einem Wort beschreiben?

Goldilocks Plus

Trotz einer überraschenden Umkehr der Zinssenkungserwartungen haben zahlreiche Aktienindizes neue Allzeithochs erreicht, und Nvidia ist zum weltweit wertvollsten Unternehmen aufgestiegen: Als wie “gesund” ist das aktuelle Marktumfeld Ihrer Meinung nach derzeit zu beurteilen? Welche spezifischen Herausforderungen ergeben sich daraus für Multi Asset Manager?

S&P 500 und Nasdaq laufen zu weiteren Allzeithochs dank einiger weniger Technologie-Schwergewichte. Die Marktbreite ist so dünn wie in der Finanzkrise von 2008/09. Kein guter Indikator für eine gesunde Börsenhausse hinsichtlich Stabilität. Asset Manager müssen Einzeltitel richtig gewichten; vor allem bei Namen, die stark in der Benchmark vertreten sind. Besitzen wenige Titel einen hohen Anteil am Index , sind die idiosynkratische Risiken hoch und Verwerfungen wirken sich auf die Performance aus.

Wie offensiv ist Ihre derzeitige taktische Asset-Allokation im Vergleich zur langfristigen Historie? Welche Überlegungen haben zu dieser Entscheidung geführt?

Wir halten uns derzeit mit größeren taktischen Allokationen zurück und bevorzugen eher eine relative Positionierung. In der Sommerpause machen Sentiment und Positionierung die Märkte anfällig für Korrekturen. Das Marktumfeld bleibt weiterhin attraktiv; der Rückenwind könnte etwas nachlassen – sowohl auf der Wachstums- als auf der Inflationsseite. Hier könnte ein zyklisches Inflationstief bevorstehen. Die hohe Korrelation von Aktien und Anleihen spricht dafür, dass die Inflation ein zentrales Thema bleibt.

Wo sehen Sie derzeit sie Sweet Spots auf der Aktienseite?  In welchen Bereichen Ihrer Aktienallokation unterscheiden Sie sich vom Konsens? 

Wir haben seit Mitte Mai US-Aktien gegenüber europäischen Titel präferiert und so eine Outperformance generieren können. Rational war ein weiterhin solides Makrobild in den USA während wir für Europa ein eher schwächeres Bild gesehen haben; die Neuwahlen in Frankreich haben den Markt zusätzlich belastet. Die globale Divergenz von Wirtschaftsräumen bietet Opportunitäten auf regionalen Aktienmärkten. Relativ zu USA und Europa sehen wir Chancen bei einzelnen Märkten in Asien und Lateinamerika.

 Wie sieht Ihre Allokation auf der Fixed Income Seite aus?

Wir halten bei Anleihen an unserer Carry Strategie fest, da sich am vorderen Ende der Kurve weiterhin eine attraktive Verzinsung bietet. Kurze Anleihen haben ab einer gewissen Restlaufzeit einen pull-to-par Effekt. Das macht Portfolios weniger volatil. Wir gehen etwas mehr ins Risiko, wenn bei Unternehmen die fundamentale Einschätzung vorliegt, dass sie zurückbezahlt werden können. Für Renditeaufschläge selektieren wir Unternehmensanleihen mit einer niedrigeren Ratingstufe oder wählen Anleihen im Nachrang.

Welche Diversifizierungsinstrumente außerhalb von Aktien und Anleihen halten Sie derzeit für besonders attraktiv?

Wir haben die strategische Allokation in Alternatives erhöht aufgrund der Erkenntnis, dass Korrelationen volatiler und brüchiger sind als lange Zeit angenommen. Sollte die Inflationsunsicherheit wieder zunehmen, könnten die fehlenden Diversifikationsmöglichkeiten durch eine höhere Allokation in liquide alternative Anlagen sinnvoll sein. Hier bevorzugen wir beispielsweise sogenannte Katastrophenanleihen (CAT-Bonds). Bei illiquiden alternativen Anlagen präferieren wir Forst-Investments.

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