Q&A zu den Schwellenmärkten mit Dr. Mark Mobius
Herr Mobius, wie beurteilen Sie den Zahlungsausfall Argentiniens?
Argentinien ist ein gutes Beispiel dafür, dass das makro-ökonomische Umfeld nicht notwendigerweise dem Verhalten des Aktienmarkts entspricht. Trotz aller schlechten Nachrichten in Bezug auf Argentiniens Verschuldung und die mangelhafte Wirtschaftspolitik der argentinischen Regierung ist der Aktienmarkt des Landes, in US-Dollar ausgedrückt, immer höher gestiegen. Der Zahlungsausfall war vom Markt bereits berücksichtigt und die Frage, ob das Land nun tatsächlich zahlungsunfähig wird oder nicht, war irrelevant, da alle Marktteilnehmer bereits wussten, dass das Land nicht alle externen Verpflichtungen erfüllen konnte. Wichtig ist es, sich auf einzelne Unternehmen zu konzentrieren und darauf, wie sie mit den Wirtschaftsbedingungen im Land umgehen. Eine Reihe von argentinischen Unternehmen wird vom lokalen Markt nur in relativ geringem Umfang beeinflusst, da sie weltweit tätig sind und der Großteil ihrer Gewinne außerhalb des Landes entsteht. Unternehmen, bei denen die lokalen Kosten anfallen und die ausländische Einkünfte in US-Dollar erzielen, profitieren von den aufgrund der Abwertung niedrigeren lokalen Kosten. Wir überwachen die Lage weiterhin und sind uns dabei bewusst, dass Argentinien über riesige Rohstoffquellen im Lebensmittel- und Energiebereich und über eine gut ausgebildete Bevölkerung verfügt. In der Schuldensituation gibt es einen Silberstreif am Horizont, da die argentinische Regierung mit den Anleihegläubigern zu einer Verhandlungslösung finden könnte. Dadurch könnte sich die Prognose in Bezug auf die Kreditwürdigkeit des Landes drastisch verändern.
Wie sieht Ihre Prognose für Indonesien aus?
Nach einem starken Rückgang sowohl der Aktien als auch der Rupie im letzten Jahr sind die Devisenreserven wieder auf über 100 Mrd. US-Dollar angestiegen. Die Rupie ist im Wert gestiegen und zahlreiche Aktien, die 2013 massiv abgestoßen wurden, konnten in diesem Jahr bisher positive Renditen verzeichnen. Ein verbesserter Fluss der Wirtschaftsdaten, Optimismus über ein Wahlergebnis zugunsten einer reformorientierten Regierung und einige ermutigende Novellierungen in Bezug auf das vorgeschlagene Exportverbot für Metallerze kurbelten die Stimmung der Anleger in Indonesien in diesem Jahr an und stärkten damit sowohl den Aktienmarkt als auch die Währung des Landes. Auch wenn diese Veränderung für die Bergbauunternehmen erhebliche Kosten bedeutet, glauben wir, dass diese längerfristig Wachstum für den Industriezweig bedeutet. Die Mittelklasse Indonesiens wächst und wir als Investoren haben dort stets die verbraucherorientierten Anlageklassen bevorzugt, wie Finanz- und Automobilindustrie.
Der Sieg von Joko Widodo bei der Präsidentschaftswahl mit mehr als 50% der Wahlstimmen verspricht angesichts seiner ehrgeizigen Pläne zur Kürzung von Subventionen und zur Erhöhung der Investitionen Gutes für das Land. Diese Art der Politik wäre für Indonesien sehr gut und würde Auslandsinvestitionen ebenso ermutigen wie lokale Investitionen. Klar ist, dass Indonesien Reformen und einen Frontalangriff auf die Korruption braucht. Wenn die neue Regierung sich dieser Themen annimmt, sind die Aussichten für Indonesien sehr gut.