Was verursacht die jüngste Kursrallye in den Schwellenländern?
Die überdurchschnittliche Leistung der Schwellenländer in den letzten Monaten wurde vor allem durch eine Reihe positiver Reformprogramme vorangetrieben, die die Regierungen der wichtigsten Schwellenländer angekündigt haben. Die radikale Reform, die das von der chinesischen Führung erstellte 10-Punkte-Programm vorsieht, wird drastische Verbesserungen für Chinas Wirtschaft und Kapitalmärkte auslösen. In Indien wird die Wahl von Modi zum Premierminister das Land auf den Weg zu erheblich höherem Wachstum bringen. In Brasilien besteht erheblicher Druck auf Präsidentin Dilma Rouseff, Maßnahmen zur Eindämmung von Korruption und Bürokratie zu ergreifen. In Russland eröffnen sich aufgrund des Verfalls von Markt und Rubel Möglichkeiten für Schnäppchenjäger. Überdies ist es von Bedeutung, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass die Schwellenländer zwischenzeitlich mehr als 30% der weltweiten Marktkapitalisierung ausmachen. Die meisten Investoren sind in den Schwellenländer erheblich untergewichtet und erkennen mittlerweile, dass diese untergewichtete Stellung korrigiert werden muss. Auch die übermäßigen Reserven in Banken auf der ganzen Welt, die bis jetzt nicht verliehen, sondern stattdessen zum Kauf von Staatsanleihen verwendet wurden, werden schrittweise für die Märkte freigegeben. Das könnte das Wiederaufleben der Kapitalmärkte in Schwellenländern auf der ganzen Welt zusätzlich verstärken.
Sehen Sie die Aussichten für Schwellenländer weiterhin positiv?
Das Fazit für die Schwellenländer lautet meiner Ansicht nach, dass sich die langfristigen Anlageargumente nicht dramatisch verändert haben. Und ich glaube auch nicht, dass sie sich verändern werden, solange die drei folgenden Punkte gelten: Die Wachstumsraten der Wirtschaft in Schwellenländern steigen weiterhin im Allgemeinen dreimal so schnell wie in den Industrieländern; Schwellenländer verfügen über erheblich höhere Devisenreserven; und die Staatsschuldenquote der Schwellenländer bleibt im Allgemeinen erheblich unter der Quote in Industrieländern. Natürlich gibt es in Anbetracht der zahlreichen und unterschiedlichen Schwellenländer erhebliche Abweichungen, aber wir glauben, dass diese Basisfakten für die langfristigen Aussichten der Schwellenmärkte Gutes verheißen. Außerdem gibt es aufgrund des weltweiten Ausbaus der Zentralbankbilanzen so viel Liquidität im Bankensystem, dass gute Chancen auf anhaltende Haussemärkte bestehen.
Dr. Mark Mobius,
Executive Chairman, Templeton Emerging Markets Group