Zinskurve als Erfolgsfaktor
Auch wenn die Banken in den Industrieländern kaum jemals wieder ihr Ertragsniveau von vor der Finanzkrise erzielen dürften, so scheinen sich die Gewinnaussichten doch aufzuhellen. Dies gilt insbesondere für die USA, wo sich das Wirtschaftswachstum gerade beschleunigt. Die US-Banken haben ihre Bilanzen schneller in Ordnung gebracht als die Konkurrenz in anderen Ländern und dabei ihre Kosten gesenkt sowie Kreditwachstum generiert. Um wieder auf höhere Eigenkapitalrenditen zu kommen, müssen sie jetzt nur noch ihre Gewinnmargen verbessern. US-Banken sind dabei mehr als die meisten ihrer Mitbewerber auf eine steiler werdende Zinskurve angewiesen. Die anziehende US-Wirtschaft dürfte den gewünschten Effekt erzeugen, indem sie dafür sorgt, dass sich der Spread zwischen den gezahlten Sparzinsen und den durch die Vergabe von Krediten erzielten Zinseinnahmen ausweitet. Zu unseren favorisierten US-Banken gehören aktuell zum Beispiel Citigroup und JP Morgan.
Die amerikanischen Konsumausgaben – der Indikator für die US-Wirtschaft schlechthin – sollten unterdessen ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Zwar wurde hier im Juli ein unerwarteter Rückgang verzeichnet, der aber nur temporär gewesen zu sein scheint, da das Vertrauen der privaten Haushalte im August ein 7-Jahres-Hoch erreichte. Die steigenden Eigenheimpreise und die besseren Arbeitsmarktbedingungen liefern weitere Gründe, um optimistisch zu sein. Kreditkartenanbieter wie American Express und Mastercard könnten zu den Begünstigten dieser positiven Entwicklung zählen.
Gesetztes Europa
Für europäische Banken haben sich die Finanzierungskosten weiter verbilligt. Zu verdanken ist dies der jüngsten Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Zinsen auf ein Rekordtief zu senken und mit dem Aufkauf forderungsbesicherter Wertpapiere (ABS) zu beginnen, damit die stagnierende Wirtschaft in der Eurozone wieder wächst. Die Eigenkapitalrenditen halten sich jedoch weiter niedrig und haben kaum Aussicht auf Verbesserung, solange die Zinsen auf ihrem aktuellen Niveau verharren und die Kapitalanforderungen derart hoch bleiben. In den kommenden Monaten könnten europäische Banken zu einer Kursrally ansetzen, was uns dazu bewogen hat, einige der unterbewerteteren Titel zu kaufen. Diese Aktien sind allerdings nicht Bestandteil unserer Buy-and-Hold-Strategie, sondern wir betrachten sie eher als Handelschance in „besonderen Situationen“. Infolge der restriktiven Kreditvergabe der Banken wenden sich kleine Unternehmen in Europa zunehmend an alternative Kreditanbieter wie Leasing- und Factoringunternehmen, um ihren Finanzierungsbedarf zu decken. Durch diesen Trend dürften sich demnach gute Chancen bei Spezialfinanzierern eröffnen.
Robert Mumby, Jupiter AM
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