e-fundresearch.com: Wer oder was steckt hinter dem „300 Club“ (http://www.the300club.org/) und welches konkrete Ziel verfolgt jene Organisation?
Lars Dijkstra: Der „300 Club“ ist eine Gruppe von 15 führenden Investmentfachleuten weltweit. Sie bündeln ihre Expertise, weil sie davon überzeugt sind, dass die Investmentbranche auf lange Sicht einen deutlich höheren Mehrwert für ihre Endkunden schaffen kann. Als die Gruppe 2012 gegründet wurde, geschah dies aus der dringenden Notwendigkeit heraus, dass erfahrene Anlageexperten unbequeme und fundamentale Fragen zu den theoretischen und praktischen Grundlagen des Investmentmarktes aufwerfen. Die dem „300 Club“ angehörenden Personen kommen aus dem Asset Management, der Beratung oder dem akademischen Bereich.
e-fundresearch.com: Warum kann der Status quo in der globalen Investmentindustrie nicht beibehalten werden? Welche Entwicklungen bereiten Ihnen und dem „300 Club“ zunehmende Sorgen?
Lars Dijkstra: Den Status quo langfristig zu halten ist deshalb nicht möglich, weil sich negative Auswirkungen auf die Allokation des Kapitals ergeben. Eine effiziente Kapitalallokation ist jedoch für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum in kapitalistischen und demokratischen Gesellschaftsordnungen entscheidend. Wir müssen die Wertschöpfungskette der Investmentbranche so optimieren, dass die privaten Sparer letztendlich mit den Barbeträgen, die sie aus direkten oder indirekten Investments in Unternehmen erhalten, reale Renditen erzielen. Damit dies effizienter funktioniert, müssen wir die Probleme, die sich aufgrund der Agency-Beziehung zwischen Kapitaleigentümern, Vermögensverwaltern und Beratern ergeben, minimieren und den Einfluss sich aktiv in den Unternehmen engagierender Aktionäre maximieren. Es gibt sehr viele Bereiche, in denen sich unsere Branche noch steigern kann. Das wahrscheinlich wichtigste Ziel ist aber eine optimalere Interessenausrichtung.
e-fundresearch.com: Anhand welcher konkreten Strategie möchten Sie und der „300 Club“ die globale Investmentindustrie wieder auf den „richtigen Pfad“ bringen?
Lars Dijkstra: Wir möchten durch White Papers, in denen wir nach Antworten auf jene unbequeme Fragen suchen, eine Diskussion anregen. Dabei konzentrieren wir uns auf drei Thesen:
1.) Unser Vertrauen in komplexe Finanzmodelle und -strukturen wird uns nicht zum Heiligen Gral führen – ganz im Gegenteil.
2.) Das relativ günstige Marktumfeld der letzten 30 Jahre hat uns in der Auffassung bestärkt, dass es ein „risikoloses“ Baseline-Szenario geben muss.
3.) Investmentexperten denken mittlerweile in viel zu kurzfristigen produktabhängigen Kategorien – zu Lasten ihrer Kunden.
e-fundresearch.com: Welche konkreten Erfolge konnte der „300 Club“ in seinem bisherigen Bestehen bereits verbuchen?
Lars Dijkstra: Es ist immer schwierig, die Erfolge von kleinen Gruppen, die sich zu großen Themen positionieren, zu messen. Folgende Indikatoren bieten sich an:
1.) die Häufigkeit, mit der unsere Publikationen von Peers zitiert werden – sie ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen,
2.) die Anzahl der an einer Mitgliedschaft interessierten Personen – auch diese hat zugenommen, und
3.) die Medienresonanz – diese Woche fand unser drittes jährliches Presse-Dinner in London statt. Das Interesse der Medien ist von Jahr zu Jahr gewachsen. An dem Dinner letzte Woche nahmen 15 Senior-Journalisten der größten Finanzmedien teil. In einem äußerst offenen Dialog wurde über die Rolle diskutiert, die beide Seiten in der Investmentbranche spielen.
In den nächsten 12 Monaten werden wir weitere Mitglieder gewinnen, mehr White Papers veröffentlichen, uns intensiver mit der Frage befassen, wie wir dem Kurzfristdenken entgegenwirken können, und neue Ideen für eine bessere Interessenausrichtung entwickeln.