Der Vorteil an Herrn Trump ist ganz fraglos, dass es dem geneigten Beobachter nie fad wird und es immer was zu kommentieren gibt, was mir natürlich auch zu pass kommt! In diesem Zusammenhang gibt es meiner Ansicht nach entwicklungspsychologisch nur eins, das noch schlimmer ist als irgendwo richtig falsch zu liegen und das ist aus den falschen Gründen richtig zu liegen. Das bestärkt den Entscheidenden nämlich sein Muster beizubehalten und die selben, möglicherweise diskutierbaren, Entscheidungen wieder zu treffen. Die Geschichte mit Nordkorea – und das muss man wohl neidlos anerkennen – hat schon DJ Trump ins Rollen gebracht, inwieweit man ihm allerdings vor dem Hintergrund der chinesisch/japanisch/koreanischen Annährungen weiterhin erlauben wird mitzuspielen, wird sich erst herausstellen. Bekanntlich gibt es nichts, was so eint wie ein gemeinsamer Opponent!
Die Geschichte mit dem Iran sollte allerdings eine gänzlich andere sein. Zum einen dürfte es kaum dazu angetan sein sich Freunde in einer eh schon eher USA kritischen ;-) Bevölkerung zu machen, was wiederum dort den Hardlinern deutlichen Rückenwind geben sollte. Zum anderen ist die Idee seine europäischen Partner derart zu brüskieren wahrscheinlich auch nur mittelschlau. Es heißt zwar der Starke ist am stärksten allein, blöd ist nur wenn man irgendwann dann ganz allein und vielleicht gar nicht so stark ist, wie man gerne wäre. Sollte Europa, so wie es jetzt ausschaut, weiterhin vertragstreu bleiben, würde das bedeuten die wieder zu implementierenden US Sanktionen zu unterwandern. Könnte konfliktär werden, fürcht ich... ;-) Addieren wir dann noch irgendwelche Handelshemmnisse hinzu, dann könnten M&M (Merkel und Macron ;-)) ihr Heil relativ bald in Peking und Moskau suchen anstatt über den großen Teich zu pilgern. Was nämlich ganz sicher ist, ist, dass sowohl Xi als auch Putin genau wissen, was sie tun und im Gegensatz zu DJ Trump keine mühsamen Demokraten oder – noch schlimmer – Gegner aus den eigenen Reihen ertragen müssen bzw. zumindest gewöhnlich nicht sehr lange… ;-)
Neugierig bin ich, wann die amerikanische Bevölkerung dann doch endlich genug hat von dem Theater. Natürlich freut sich das Wahlvieh, wenn man es glauben lässt, dass es Teil von etwas Tollem, Großen ist und natürlich ist man lieber Erster als Zweiter bei allem, auch wenn man vielleicht nicht immer versteht, worum´s eigentlich geht, aber das ist ja hierzulande nicht anders ;-). Nur wenn man an der Zapfsäule plötzlich rund 40% mehr für den Sprit für seinen F150 zahlt, muss das irgendwann auch dem mental-kapazitäts-reduziertesten Kollegen auffallen. Dem durchschnittlichen Wallstreet Banker wird´s wahrscheinlich eher wurscht sein, ob sein Porsche zehn Prozent mehr oder weniger kostet, solang der Markt steigt…. Die Vermutung, dass zunehmende außenpolitische Isolation (notabene no is ned soweit!) zu zunehmenden innenpolitischen Problemen führen wird, ist wohl nicht allzu weit hergeholt. Die Geschichte mit dem Impeachment wirkt aktuell eher eingeschlafen, aber wer weiß…
Bei dem ganzen Theater dürfen wir als europäische Investoren positiv vermerken, dass der Euro weiterhin schwächer zu gehen scheint. Das eröffnet natürlich eine Reihe von Möglichkeiten, die zwischen der Parität und 1,25 für viele entstandenen Schmerzen, ein wenig zu lindern. Gut gelaufen ist auch der Rohstofftrade und da vor allem Öl. Wäre Trump nicht aus dem Iran Abkommen ausgetreten, dann wär´s wohl ordentlich abgeschmiert das Öl ;-), so erleben wir zumindest eine erneute Stabilisierung, wie weit es allerdings noch gehen kann ist schwer abzuschätzen. Persönlich würde ich meinen, dass wir uns die 100 USD in den nächsten Monaten schon noch anschauen könnten. Jedenfalls bleibt es spannend! :-)
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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