Anlass bezogen steht uns heute ein kurzer Ausflug ins Tierreich bevor. Im Wesentlichen wird es allerdings nur um mit dem Hund wedelnde Schwänze und das sinkende Schiff verlassende Ratten gehen… Wobei gleich vorweg gesagt bzw. viel mehr geschrieben werden muss, dass, auch wenn´s jetzt gleich wieder um Italien geht, die Geschichte mit den Viecherln keineswegs despektierlich gemeint ist, weder für die einen noch die anderen. ;-)
Die Situation auf dem Stiefel, die sich ja, wenn man sich rein darauf konzentriert, dass systemimmanent eigentlich politisch immer Chaos herrscht, bis auf die handelnden Personen, kaum Neuigkeiten gebracht hat, hat uns wieder einmal recht deutlich vor Augen geführt, wer hier wen vor sich her treibt. Es hat offensichtlich wieder einmal, um beim obigen Bild zu bleiben, ganz deutlich der Schwanz mit dem Hund gewedelt. Um Unklarheiten vorzubeugen: der Markt ist der Schwanz. :-) Wenn wir nämlich davon ausgehen, dass rund 50+% der italienischen Staatsanleihen auf italienischen Büchern liegen, deren Eigentümer sich hüten werden in kritischen Situationen Druck aufzubauen (die Ratten ;-)), dann kamen die Verkäufer wohl von wo anders… Zuzüglich dazu war zu lesen, dass die EZB, die ja sonst durchaus (Anleihen)Markt stabilisierend auftritt, diesfalls ihr Käufe unterproportional in BTPs getätigt hat. Man könnte also durchaus davon sprechen, dass hier mit der Duldung der Zentralbank Druck auf Italien ausgeübt worden ist, ob es sich hier tatsächlich sogar um eine konzertierte Aktion gehandelt hat, werden wir wohl nie erfahren…
So what? –Wird sich der eine oder die andere fragen. Nun, mir scheint, wenn sich der Markt selber füttert bzw. der Politik vorgibt, wie sie zu entscheiden hat, damit er die Preise rechtfertigen kann, die er gern hätte, hat uns die Vergangenheit gezeigt, dass das meist in die Rue de Gack führt. Es wird dadurch most likely eine Situation prolongiert, von der man bei genauem Hinsehen wohl annehmen können müsste, dass sie nicht nachhaltig sein kann und wie wir wissen: what is not sustainable eventually will fail! (Bitte die vielen Anglizismen heut zu entschuldigen, muss am Brexit liegen ;-))
Einen nicht unwesentlichen Teil im Puzzle um die Feststellung der Dramatik der Situation, lieferten die Ratten, die in einem eher verzweifelten Versuch das potentiell sinkende Schiff hinter sich zu lassen, sich ein neues suchen wollten. Wobei natürlich festgehalten werden muss, dass Ratten total rationale Viecherln sind, weil wer will schon mit sinkenden Schiffen untergehen. Es tut mir ja fast weh, wenn ich die (Unicredit) Banker da mit hineinziehen muss, aber schöner im Sinne des Vergleichs geht´s fast nicht. Offensichtlich hat man festgestellt, dass es eng werden könnte mit dem italienischen Anleihenmarkt, dem man als größte italienische Bank natürlich ein Bisserl ausgeliefert ist. Was macht man also, wenn man Angst hat mit einem Schiff unterzugehen? Man versucht möglichst schnell auf ein anderes zu kommen oder zumindest Teile der Last zu verteilen. Na und da lag die Soc.Gen bzw. Frankreich als neuer/zweiter Lender of last Resort anscheinend nahe. Wobei, soweit ich das verstanden habe, diese kurzfristig gespielte „ich komme aus dem Gefängnis frei“-Karte zukünftig eher nicht mehr einsetzbar sein dürfte, also vielleicht zu früh gespielt worden ist.
Soviel zu den Kleintieren. Thematisch dazu passt natürlich, dass unser aller Basti heut kurz mit seinem gesamten Zoo nach Brüssel fliegt. Bemerkenswert dabei ist, dass anscheinend bis auf vier Minister, die ganze Regierung in einem Flieger sitzt, wir also, wenn der abstürzt vollkommen regierungslos dastehen. Na hoffentlich halten wir das aus. :-)
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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