And we shall never surrender! (Winston Churchill, wobei´s viele wahrscheinlich eher von Iron Maiden kennen ;-)) Das Virus hat die Welt fest im Griff. Der bereits entstandene Schaden ist schwer abzuschätzen, eine globale Rezession scheint unabwendbar. Wir werden Firmenpleiten sehen, die im KMU Segment anfangen und sich beginnend bei den Fluglinien zu den Industrial Majors fortsetzten. Frankreich, wer sonst, hat schon angekündigt, Schlüsselindustrien zu verstaatlichen. Andere werden wohl folgen. Aber, bei allem was wir bis jetzt wissen, ist die Mortalitätsrate der aktuellen Pandemie irgendwo bei einem bis maximalst vier Prozent. Nehmen wir also an, dass sich die halbe Weltbevölkerung infiziert und tatsächlich vier Prozent (was, nehmen wir Südkorea als Proxy, weil die wahrscheinlich das vernünftigste Test-Sytem, viel, viel zu hoch sein dürfte) versterben, werden 98 Prozent auch in zwölf Monaten noch essen, trinken und diverse andere Dinge tun wollen.
Grund zur Panik? Natürlich, wenn´s wem hilft, aber niemals die Perspektive verlieren! Oder sagen wir´s mit den Dire Straits: There should be laughter after pain; There should be sunshine after rain; These things have always been the same! Nein, ich bin kein unverbesserlicher Optimist. Tatsächlich bin ich wohl gar keiner, würden die meisten meines Umfelds sagen. :-) Tatsächlich kennt inzwischen wahrscheinlich jeder von uns jemanden der entweder mit Covid-19 infiziert ist, in häusliche Quarantäne geschickt wurde oder beides. Es wird nicht lange dauern, bis wir alle jemanden kennen werden, der es nicht geschafft hat. Das wird natürlich fürchterlich, aber es ist unvermeidbar.
Wir wissen auch, dass bevor nicht flächendeckende Testungen eingeführt werden, alle Zahlen die wir hören oder lesen kaum bis gar keine Aussagekraft haben. Was mach´mer also jetzt? Abwarten Tee (Bier;-)) trinken und uns Risiko minimierend verhalten. Aber meiner Ansicht nach ist jeder dazu aufgerufen so viel Normalität wie möglich aufrechtzuerhalten und wenn, sie/er sich schon nicht auf die Krise vorbereitet hat, sich zumindest auf die Zeit danach vorzubereiten, damit wir den Karren, wenn der Staub sich mal gelegt hat, möglichst schnell wieder starten können. Wobei dass wohl noch ein bisserl dauern wird.
Welche Strukturen sich aus einer prolongierten Krise entwickeln werden, ist aktuell nicht abzuschätzen. Ein gesundes Misstrauen gegenüber gewissen Regionen (Tirol; Norditalien etc) wird wohl bleiben. (Neue Macht-) Strukturen sind sie erst einmal etabliert, lassen sich historisch auch nicht ganz leicht wieder aufbrechen, wobei wir durch die Globalität des Problems hier mit einem blauen Auge davonkommen könnten. Wie immer wird es auch diesmal Profiteure und solche die gut durchkommen geben.
Zu den Gewinnern auf Nationalstaatenebene zählt zweifelsohne China, weil a) das Problem relativ beherzt angegangen wurde und b) wie´s scheint auch einiger Maßen im Griff ist, man dort also schon bald zu einer reduzierten Normalität zurückkehren wird. Die andere Seite des Spektrums bilden hier sicher die USA, weil kein Plan und extrem spät. Wie Europa da durchschlittert ist noch nicht abzusehen, wobei persönlich glaube ich, dass meine Generation die nolens volens zumindest mit den Geschichten einer Generation, die durch die Entbehrungen zweier Weltkriege musste, und die Generation unserer Eltern, die zumindest die Nachkriegszeit noch hautnah mitbekommen hat, unterbewusst immer auf eine problematische Situation vorbereitet gewesen ist. Kriegsähnliche Zustände auf amerikanischen Boden hat es hingegen seit den 1860er Jahren nicht mehr gegeben…
Ökonomische Gewinner sind sicher alle, die mit IT, Tech, Kommunikation und Logistik, so diese aufrechtzuerhalten ist, zu tun haben. Die Finanzindustrie sollte auch mit einem blauen Auge durch den ganzen Schlammassel rutschen, solange die Zentralbanken die notwendige Liquidität bereitstellen, wonach es aktuell ausschaut. Pharma, Healthcare und Konsumgüter des täglichen Bedarfs werden wir wohl auch brauchen. Infrastruktur und Energie dürften auch Unterstützung finden. Der Rest steht in den Sternen!
All das geschrieben habend, würde ich ja, die Finanzmärkte erstmal dicht machen oder auf eine Mittagsauktion reduzieren bis wir ein bisserl mehr Visibiltät haben. Was jetzt nämlich leider passiert ist, dass undifferenziert alles Mögliche verkauft wird, Liquidität dort beschafft wird wo sie am leichtesten zu bekommen ist, was dann zu weiteren Verzerrungen führt und die schädigt, die sich was bei ihren Investitionen überlegt haben und nicht irgendwelche ETfs gekauft haben, weil sie sich 0,15 Prozent ersparen wollten… Aber vielleicht war eine Bereinigung ja einfach auch notwendig, ein bisserl weniger schmerzhaft, hätt´s aber schon sein können…
Glück auf!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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