Gröschls Mittwochskommentar: 09/2023

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 01.03.2023 11:48 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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What shall we do with drunken Sailor, early in the morning…. :-) Fühlt sich ein bisserl so an der Markt im Augenblick, oder? Shave his belly with a rusty razor… Yes, auch das. :-) Insbesondere die langen Anleihen scheinen nun auch ein bisserl Federn zu lassen und das ist auch gut so, weil hätten sie recht und die Renditen in zehn Jahren wären mit rund um zwei Prozent, wirklich fair gepreist, würde das bedeuten, dass nicht nur die Inflation radikal schnell wieder zurückkommen müsste, sondern auch, dass die Zentralbanken die Ökonomien völlig abgestochen hätten. Das wiederum wäre – und ich glaub da können wir Einigkeit drüber herstellen ;-) – nicht so gut, wobei was nicht ist, natürlich noch werden kann…

Bitte eines muss ich an dieser Stelle wieder einmal klarstellen: Für eine Industrie, die von der Wachstumsillusion lebt, ist Inflation was durchaus Gutes. Double Digit muss sie natürlich nicht sein, aber so drei, vier Prozent stehen uns ganz gut zu Gesicht, wollen wir doch, dass zumindest die Preise der diversen Assets, die wir halten, jedes Jahr höher werden. Die acht Prozent durchschnittliche Aktienmarktperformance, die nach wie vor in die diversen Portfolio-Vorschlagsoptimierer reinfließen, müssen ja irgendwoher kommen, auch wenn die Zentralbanken den Spaß nicht mehr finanzieren wie seit der GFC. Glücklich sind Herr und Frau (Klein)Anleger in der Regel dann, wenn die Assetprice Inflation und die gemessene Inflation ungefähr übereinstimmen, weil sonst werden eh wieder nur die Großkopferten noch reicher… ;-)

Soviel zur sozio-ökonomischen Grundlagenforschung. :-) Was wir aber heute wirklich besprechen müssen, ist, wie das mit den Anleihen und dem Geld verdienen ist, auch wenn die Renditen im Bereich zwei und mehrjähriger Anleihen weiter steigen und mithin die Kurse fallen. Da gibt´s nämlich diesen schönen Automatismus, wo man dann auch weiß, warum Dinge steigen und fallen, nicht so wie bei den Aktien, die ja immer ganz komische Dinge tun. ;-) Wobei, je risikoreicher die Anleihe ist, der Zusammenhang immer verwässerter wird, weil irgendwann die Rückzahlungsrisiko-Komponente vorherrscht und das Markzinsniveau in den Hintergrund tritt.

Was schreibt der also? – Lange Anleihen soll man nicht kaufen, weil die Zinsen steigen, Unternehmensanleihen haben zusätzlich noch ein Kreditrisiko… Na dann muss ich mir halt entweder kurzlaufende Anleihen suchen, die mein Ausfallsrisiko derart kompensieren, dass ich mir einen (hoffentlich nie eintretenden) Totalverlust eines Namens in meinem diversifizierten Portfolio locker leisten kann. -  Nota bene sind die Ausfallsraten ob der resilienten Konjunktur noch nicht merkbar angestiegen. – Oder aber ich steck (einen Teil) meine(r) Assets in Floater, die ex constructione ihren Coupon vierteljährlich anpassen. Wem das alles zu kompliziert ist (und ein paar USD über hat) kann zB aktuell eine US-Staatsanleihe mit einer Restlaufzeit von zwölf Monaten mit rund fünf Prozent Rendite kaufen. Sicherer, mit weniger Kursschwankungen geht´s dann kaum mehr…

Ganz lustige Dinge gibt´s auch bei den Unternehmensanleihen im zwei-, dreijährigen Bereich, die ob ihres Coupons bei der Emission aktuell deutlich unter Par (unter 100 ;-)) notieren, aber mit höchst hoher Wahrscheinlichkeit am Ende ihrer Laufzeit zu hundert zurückkommen werden. Kreditanalyse ist natürlich immer wichtig, insbesondere dann, wenn man es auf ein paar Punkterl Outperformance abgesehen hat. Ob man sich grundsätzlich zutrauen will, einzuschätzen, ob es ein Unternehmen in zwei, drei Jahren noch gibt, kann man natürlich diskutieren. Die Historie ist hier meistens ein ganz guter Ratgeber. – Unternehmen/Länder, die ihre Schulden in den letzten 50 Jahren immer brav zurückgezahlt haben, gelten gemein hin als sicherer, von Argentinien, Griechenland und den diversen Glücksrittern hält man sich möglicherweise, als sicherheitsorientierter, konservativer Investor besser fern. Die Faustregel: Dort wo deutlich mehr (Spread) draufsteht, ist gewöhnlich auch deutlich mehr Risiko drin; und natürlich gilt bei den Anleihen die gleiche Gschicht mit den Eierln und dem Körberl wie bei allen anderen Portfoliobausteinen auch… :-)

Soviel zum kleinen Einmaleins des Anleihenkaufs. *lol* Da rundherum sucht man sich dann am besten Spezialisten, Raketenforscher und Astrophysiker (Fondsmanager :-)), um die diversen Satelliten zu besetzen, weil im Gegensatz zu dem recht beschränkten Universum bei den Aktien (da gibt´s nur ca vier-, fünftausend – auch da brauchts/gibt´s natürlich herausragende Manager!) gibt’s ca. tausend Mal so viele Anleihen, mit denen man Spaß haben kann. ETFs scheinen insbesondere dort wo´s dann irgendwo doch um Vermeidung von Ausfallsrisiken gehen kann, eher nicht das Mittel der Wahl zu sein, nur damit wir das auch besprochen haben.

Noch Fragen? :-)

Alles Liebe

Florian

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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