1. Noch klarere Anlageschwerpunkte setzen
Die Rahmenbedingungen für Unternehmen haben sich weltweit erheblich verändert. Das Potenzial für Umsatzwachstum nimmt aufgrund demografischer Entwicklungen, geopolitischer Unsicherheiten und der nachlassenden Inflation ab. "Die Auswahl wirklich zukunftsfähiger Unternehmen erfordert eine noch stringentere Selektion", so Plesmann. Anleger sollten strukturelle Verlierer meiden, die mit vermeintlich günstigen Bewertungsrelationen locken, aber langfristig keine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit aufweisen. Vielmehr gelte es, Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen gezielt zu identifizieren, die langfristige Wachstumspotenziale nutzen und zukunftsorientiert investieren.
2. Stärker auf wachsende Marktanteile achten
Strukturelle Wachstumstreiber verdienen eine Knappheitsprämie. "Unternehmen mit steigenden Marktanteilen haben oft einen entscheidenden Vorteil", betont Plesmann. Erfolgsfaktoren sind unter anderem Investitionen in Technologieführerschaft, Vertriebsstärke und durchdachte Akquisitionsstrategien. Besonders Unternehmen, die gezielt in fragmentierten Märkten agieren und durch "serielle Akquisitionen" kontinuierlich kleinere Wettbewerber übernehmen und erfolgreich integrieren, werden oft unterschätzt. Dieser Ansatz kann nachhaltige Wachstumsvorteile sichern und langfristig zu einem stabilen Wettbewerbsvorsprung führen.
3. Innovationszyklen aktiv berücksichtigen
Seit 2020 befinden wir uns in der sechsten Innovationswelle, geprägt durch Künstliche Intelligenz, Robotik und CleanTech. "Diese Welle wird voraussichtlich 25 Jahre andauern und bietet enormes Potenzial", sagt Plesmann. Die Geschwindigkeit technologischer Entwicklungen hat sich gegenüber früheren Innovationszyklen erheblich erhöht. Unternehmen, die frühzeitig strategische Investitionen in neue Technologien tätigen, können langfristig erhebliche Marktanteile gewinnen. Für Investoren ist es daher entscheidend, frühzeitig Unternehmen zu identifizieren, die von diesen Umwälzungen profitieren.
4. Innovationskraft als Bewertungskriterium
Nicht die Höhe der F&E-Ausgaben allein, sondern die Innovationskraft entscheidet über die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. "Unternehmen müssen in Forschung und Kapitalstock investieren und dabei angemessene Kapitalrenditen erzielen", erklärt Plesmann. Eine tiefgehende Fundamentalanalyse und aktive Aktienselektion seien daher essenziell. Besondere Bedeutung kommt dabei der Frage zu, ob Unternehmen ihre Innovationskraft in nachhaltig profitable Geschäftsmodelle übertragen können. Unternehmen, die langfristig in Innovation und Effizienzsteigerung investieren, können ihre Marktstellung nachhaltig stärken und sich gegenüber der Konkurrenz behaupten.
5. Fokus von KI-Entwicklern auf KI-Anwender verlagern
Der KI-Boom verlagert sich zunehmend von Entwicklern hin zu Anwendungsunternehmen. "Softwarefirmen, die KI produktiv nutzen, bieten enormes Wachstumspotenzial", so Plesmann. Die Wertschöpfung in diesem Bereich verlagert sich zunehmend auf Unternehmen, die KI-Technologien zur Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung einsetzen. Neben klassischen KI-Entwicklern profitieren Unternehmen, die KI-basierte Anwendungen gezielt in ihre Geschäftsmodelle integrieren. Besonders Softwareunternehmen, die KI zur Automatisierung und Produktivitätssteigerung nutzen, stehen dabei im Fokus. Auch Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette profitieren, etwa Chip-Designer wie Nvidia oder KI-Infrastrukturanbieter wie ASML.
Von Ulf Plesmann, Co-Leiter Globale Aktien bei Metzler Asset Management
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