Börsenbarometer | Eier, Zölle, Tesla & Trump – Willkommen im Börsenjahr 2025!

Pünktlich zum Start in das Wochenende kommentiert e-fundresearch.com Gastkolumnist & Kapitalmarktexperte Dr. Josef Obergantschnig wöchentlich das Börsengeschehen aus erfrischend neuen Blickwinkeln. Markets | 14.03.2025 16:00 Uhr
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH / © e-fundresearch.com / Obergantschnig Management GmbH (Foto: Vicky Posch)
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH / © e-fundresearch.com / Obergantschnig Management GmbH (Foto: Vicky Posch)

Wöchentlicher Börsenbarometer von Dr. Josef Obergantschnig | Eier, Zölle, Tesla & Trump – Willkommen im Börsenjahr 2025!

Heute gönne ich mir ein Frühstücksei zu meinem Espresso. Bei diesen schwankungsintensiven Märkten ist das wohl wenig verwunderlich, meinen Sie nicht auch? Während meine Espressomaschine warmläuft und die Eier aufkochen, scrolle ich durch die Nachrichtenlandschaft und bleibe an einer „Eier-Nachricht“ hängen.

Die Preise für Eier haben neue Rekordhöhen erreicht. Laut den neuesten Daten des Bureau of Labor Statistics sind die Kosten für Eier im Jahresvergleich um satte 58,8% gestiegen. Eine große Packung mit einem Dutzend Eier kostet inzwischen fast 5,90 US-Dollar – ein historischer Höchststand. Ob diese Welle auch zu uns überschwappt? Mal sehen. Klar ist aber auch, dass in diesem Fall keine eierlegenden Hühner durch unsere Wohnung laufen werden.

An den Finanzmärkten sorgt Donald Trump erneut für Verunsicherung. Seine Aussage, dass eine US-Rezession akzeptabel sei, um seine wirtschaftspolitischen Ziele zu erreichen, sorgte am Montag für einen regelrechten Sell-off an der Wall Street. Die Folge: Der Nasdaq verzeichnete mit einem Tagesverlust von 4% seinen schwärzesten Handelstag seit 2022, während der Dow Jones fast 900 Punkte verlor und der S&P 500 um 2,7% nachgab.

Besonders heftig traf es erneut die Magnificent Seven. Während Meta als einziger Wert im Plus notiert, sind Unternehmen wie Nvidia und Tesla besonders unter Druck geraten. Allein Nvidia hat in den letzten zwei Monaten rund ein Viertel an Wert verloren und musste in dieser Woche einen symbolischen Meilenstein hinnehmen: Der Marktwert des AI-Chipgiganten ist seit seinem Rekordhoch im Januar um eine Billion Dollar geschrumpft. Weltweit gibt es aktuell nur acht Unternehmen, die an der Börse mit einer höheren Marktkapitalisierung bewertet sind. Die Angst vor einer Überbewertung der KI-Branche, kombiniert mit steigender wirtschaftlicher Unsicherheit, hat zu massiven Abverkäufen geführt.

Währenddessen nimmt die globale Zollspirale weiter an Fahrt auf. Ab dieser Woche gilt ein pauschaler Zusatz-Zoll von 25% auf alle US-Importe von Stahl und Aluminium. Kanada bleibt davon vorerst verschont, ebenso eine geplante Zusatzsteuer auf kanadischen Strom für den Bundesstaat New York. Doch Europa lässt sich nicht lange bitten und hat als Reaktion Gegenzölle auf US-Produkte in Höhe von 26 Milliarden Euro beschlossen – eine fast identische Summe zu den betroffenen EU-Exporten in die USA.

Und während Trump mit seinen Zöllen die Wirtschaft und letztendlich auch den Konsumenten belastet, hält sich die Federal Reserve weiterhin bedeckt. Fed-Chair Jerome Powell betonte kürzlich erneut, dass die Notenbank "keine Eile" habe, die Zinsen zu senken. Die wirtschaftliche Unsicherheit sei zu hoch, um jetzt eine klare Richtung einzuschlagen. Das macht die Lage an den Märkten nicht gerade leichter.

Ein Blick auf die weltweiten Börsengänge im Jahr 2024 zeigt zudem ein spannendes Bild. Während die USA mit 183 IPOs und einem Emissionsvolumen von 32,8 Milliarden Dollar führend bleiben, nimmt Indien mit 327 Börsengängen die Spitzenposition nach Anzahl der IPOs ein. Der Aufstieg Indiens als wirtschaftliche Kraft zeigt sich nicht nur in der Finanzwelt, sondern auch in einem insgesamt positiveren Investorenumfeld. China bleibt ebenfalls ein wichtiger Player, insbesondere durch die hohe Rendite chinesischer IPOs von durchschnittlich 123,9%, wobei ein Drittel der chinesischen Unternehmen an US-Börsen gelistet ist. Die Frage drängt sich auf: Wird diese Entwicklung in der Trump-Ära 2.0 und mit zunehmenden wirtschaftlichen Spannungen Bestand haben?

Einen weiteren Wandel erleben wir in der Automobilindustrie. Erstmals in der Geschichte hat mit dem Tesla Model Y ein reines Elektrofahrzeug die Spitze der weltweit meistverkauften Autos erklommen – allerdings mit äußerst niedrigen Margen. Mit 1,09 Millionen verkauften Einheiten lässt es den Toyota Corolla hinter sich, der mit 1,08 Millionen Einheiten auf Platz zwei rückt. Auch das chinesische Unternehmen BYD mischt mit seinem Modell Song in den Top 10 mit und zeigt, dass China in der globalen Autowelt immer mehr an Bedeutung gewinnt. Europas Autokonzerne sind lediglich mit VWs Tiguan vertreten, der mit 540.000 verkauften Stück auf den 10. Platz landet.

Die Transformation der Finanz- und Wirtschaftswelt geht weiter. IPO-Booms in Indien, E-Auto-Revolution durch Tesla und ein US-Präsident, der zweifelsohne für Unsicherheit sorgt. Diese Unsicherheit dürfte uns noch eine Weile begleiten – so viel steht fest. Meinen Espresso und auch mein Frühstücksei werde ich trotzdem genießen.

Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH & e-fundresearch.com Gastkolumnist

Dr. Josef Obergantschnig ist anerkannter Kapitalmarktexperte, Unternehmer, Autor und ehemaliger Chief Investment Officer eines Asset-Managers. In der Führungsebene der NIXDORF Kapital Unternehmensgruppe bringt er seine Expertise in den Bereichen Strategie, Finanzen und Nachhaltigkeit ein, um das Thema Impact-Investing weiter voranzutreiben. Darüber hinaus ist es ihm ein besonderes Anliegen, seinen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz nicht nur an Finanzexperten und Privatpersonen, sondern vor allem auch an junge Menschen auf unterhaltsame Weise weiterzugeben.

Infos zum aktuellen Buch: https://www.vonnullaufreich.com

Keynote Speaker: www.josefobergantschnig.at

Weitere Informationen unter: www.ecobono.com / www.obergantschnig.at

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