e-fundresearch.com: Herr Bernbaum, wie fällt Ihre Einschätzung zur Entwicklung der Kapitalmärkte in der bisherigen ersten Jahreshälfte 2025 aus, insbesondere im Hinblick auf politische Impulse aus den USA und deren Auswirkungen auf Ihre Allokationsentscheidungen?
Eric Bernbaum: Die ersten Monate des Jahres 2025 haben sich als außergewöhnlich dynamisch und volatil erwiesen – nicht nur im klassischen Sinne von Marktbewegungen, sondern insbesondere aufgrund der sich sehr schnell verändernden politischen Rahmenbedingungen. Der Zyklus an politischen Maßnahmen, insbesondere aus den USA, hat unser Szenario stark beeinflusst.
Zu Jahresbeginn herrschte noch ein grundsätzlich positives makroökonomisches Umfeld: globale Wachstumszahlen bewegten sich aus unserer Sicht um den Trend, die Inflation zeigte eine moderierende Tendenz unterhalb der 3-Prozent-Marke, und es bestand eine breite Erwartung, dass geldpolitische Institutionen im Bedarfsfall unterstützend eingreifen könnten.
Dieses Bild wurde jedoch durch die erneut protektionistisch geprägte Handelspolitik der US-Regierung, insbesondere durch einen überraschend aggressiven Fokus auf Zölle, wesentlich verändert. Die Konsequenz war eine Neubewertung der makroökonomischen Lage: Die Wachstumserwartungen wurden nach unten korrigiert, gleichzeitig stiegen die Inflationserwartungen. Dies zwang uns dazu, das Risiko innerhalb der Portfolios vorsichtiger zu managen. Dennoch haben wir keine extrem defensive Position eingenommen, in der Annahme, dass ein Teil dieser Belastungen politisch motiviert und somit auch reversibel sein könnte. Diese Einschätzung hat sich bestätigt, als die Rhetorik gegenüber China später wieder entschärft wurde. Insgesamt hat uns diese Phase darin bestärkt, ein flexibles Risikomanagement zu verfolgen, das sowohl politische Wendungen berücksichtigt als auch makroökonomische Fundamentaldaten im Auge behält.
e-fundresearch.com: Welche Anlagechancen und Hauptrisiken identifizieren Sie derzeit aus Sicht eines globalen Multi-Asset-Investors, und wie setzen Sie diese Einschätzung konkret im Portfolio um?
Eric Bernbaum: In einem Umfeld strukturell erhöhter Volatilität ergeben sich für flexible Multi-Asset-Strategien durchaus interessante Opportunitäten – vorausgesetzt, man ist in der Lage, diese Bewegungen kontrolliert zu nutzen. Ein konkretes Beispiel ist unser verstärkter Einsatz von Covered-Call-Strategien auf US-Wachstumswerte. Wir bleiben weiterhin überzeugt vom strukturellen Potenzial der großen US-Technologieunternehmen, insbesondere im Kontext der wachsenden Bedeutung von künstlicher Intelligenz. Zwar bieten viele dieser Titel nur geringe Dividendenrenditen, was für eine einkommensorientierte Strategie herausfordernd sein kann. Durch das Schreiben von Call-Optionen auf diese Positionen nutzen wir jedoch die gestiegene Volatilität, um zusätzliche Prämieneinnahmen zu generieren – ohne uns vollständig von der Partizipation an weiteren Kursgewinnen abzukoppeln.
Auch regional bleiben wir flexibel positioniert: In Europa sehen wir Chancen aufgrund fiskalischer Impulse, einer voraussichtlich lockereren EZB-Politik und attraktiverer Bewertungen gegenüber den USA. Gleichzeitig behalten wir ein Engagement in ausgewählten Emerging Markets bei, wo politische Unterstützung, insbesondere in China, und strukturelle Wachstumsfaktoren weiterhin ein positives Umfeld schaffen. Im Bereich festverzinslicher Anlagen fokussieren wir uns auf High Yield, wo das Gesamtertragsprofil – trotz Konjunkturunsicherheit – attraktiv bleibt, insbesondere im Vergleich zu anderen risikobehafteten Assets.
e-fundresearch.com: Europäische Aktien konnten zuletzt wieder an Momentum gewinnen. Halten Sie diese Entwicklung für nachhaltig – insbesondere im Hinblick auf Dividendenstrategien?
Eric Bernbaum: Wir glauben, dass die europäische Aktienmarktentwicklung durchaus weitere Aufwärtsspielräume bietet, insbesondere im Segment dividendenorientierter Unternehmen. Obwohl diese Aktien im bisherigen Jahresverlauf teilweise eine Outperformance verzeichnen konnten, sind sie im historischen Vergleich nach wie vor deutlich günstiger bewertet als wachstumsorientierte US-Titel. Die Kombination aus fiskalpolitischer Unterstützung, einer absehbar expansiveren Geldpolitik in der Eurozone sowie attraktiven Dividendenrenditen schafft ein vorteilhaftes Umfeld, das insbesondere für Ertragsstrategien wie unsere von Bedeutung ist.
Wir stellen fest, dass gerade dividendenstarke Titel – trotz ihrer bisherigen Kursentwicklung – immer noch mit Bewertungsabschlägen gehandelt werden, die sich perspektivisch reduzieren könnten, sollte sich das makroökonomische Umfeld weiter stabilisieren. Darüber hinaus könnte eine beginnende Verbesserung bei Unternehmensgewinnen zusätzliche Unterstützung liefern. Die Voraussetzungen für eine moderate Bewertungsausweitung sind daher durchaus gegeben, insbesondere innerhalb jener Segmente, auf die wir in unserem Portfolio den Fokus legen.
e-fundresearch.com: Wie bewerten Sie als Income-fokussierter Investor die zuletzt sehr gehypten Aktien aus dem Bereich der Künstlichsten Intelligenz? Gibt es aus Ihrer Sicht Anzeichen für eine Überbewertung oder bleiben die Titel weiterhin attraktiv?
Eric Bernbaum: Es ist wichtig zu betonen, dass wir innerhalb unserer Multi-Asset-Income-Strategie vor allem auf makroökonomischer Ebene und im Bereich strategischer Allokation agieren. Die konkrete Titelselektion erfolgt durch spezialisierte Investmentteams innerhalb unserer Organisation. Aus unseren regelmäßigen Gesprächen mit diesen Teams wissen wir, dass die Einschätzungen zum KI-Segment sehr differenziert ausfallen. Es gibt definitiv Unternehmen, bei denen unsere Analysten und Portfoliomanager weiteres Potenzial sehen – etwa im Bereich Enterprise-KI oder digitaler Werbung. Beispiele sind Namen wie Microsoft oder Meta, die durch ihre breite Anwendung künstlicher Intelligenz in bestehenden Geschäftsmodellen als besonders aussichtsreich gelten.
Gleichzeitig gibt es auch Unternehmen im selben Sektor, bei denen man von einer Überbewertung oder zumindest einer vollständig eingepreisten Erwartung ausgeht. Aus Sicht unseres Fonds ist es entscheidend, dass wir uns über die entsprechenden Expertenteams unseres Hauses und gezielte Allokation in aktiv von ihnen gemanagte Teilstrategien Zugang zu diesem selektiven Potenzial verschaffen. Eine pauschale Bewertung oder pauschale Skepsis gegenüber dem Sektor wäre aus unserer Sicht nicht angemessen.
e-fundresearch.com: Inwieweit integrieren Sie alternative Anlageklassen wie Private Markets in Ihr Multi Asset Portfolio, insbesondere vor dem Hintergrund eines täglichen Liquiditätsversprechens?
Eric Bernbaum: Da es sich bei unserem Global Income Fund um einen täglich handelbaren UCITS-Fonds handelt, müssen sämtliche Allokationen dem Anspruch auf tägliche Liquidität genügen. Illiquide Private-Market-Investments sind daher nicht Bestandteil unseres Anlageuniversums. Dennoch nutzen wir das breite Spektrum liquider und semi-liquider Anlageklassen, um zusätzliche Ertragsquellen zu erschließen. Dazu zählen etwa Preferred Shares, AT1-Anleihen im europäischen Markt, Wandelanleihen sowie bestimmte Segmente des non-agency Securitized-Markts wie CMBS oder RMBS. Diese Instrumente sind zwar teilweise weniger liquide als klassische Staatsanleihen, bieten aber in einem gut diversifizierten Multi-Asset-Kontext attraktive Risikoprämien. Darüber hinaus setzen wir auf Instrumente wie Covered Calls, um die laufenden Erträge zu erhöhen, ohne dabei wesentliche Liquiditätsrisiken einzugehen. Insgesamt verfolgen wir eine Strategie, die flexibel und risikobewusst zugleich ist, ohne die täglichen Rückgabemöglichkeiten für unsere Investoren zu gefährden.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Bernbaum!
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