Gröschls Mittwochskommentar: 25/2025

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 18.06.2025 11:15 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Manchmal ist es das gar nicht so einfach mit dem Schreiben, nicht weil nicht dauernd überall was Katastrophfürchterliches passiert, das Anlass zum Nachdenken und Beschreiben gäbe, sondern, weil´s mit dem Schwarz und Weiß nicht so leicht ist. Wieso? Weißes Blatt, schwarze Tinte?! Not. ;-) Im Gegensatz zum geographischen Kompass, der zwar auch veränderlich, sich aber der Nordpol in höchst überschaubaren Maßen bewegt, ist der moralische Kompass einer, der mehrere (Nord)Pole hat, die auch noch ziemlich beweglich sind. Nun ist der historische Aspekt gerade, wenn man seine Wurzeln in Deutschland und Österreich verortet, ein ganz wesentlicher, den wir nicht nur nicht vergessen dürfen, sondern ganz aktiv in all unsere Bewertungen und Beurteilungen miteinfließen lassen müssen und der uns hoffentlich davor schützt, ähnliche Katastrophen herbeizuführen. Aber am Ende bleibt ein Angriffskrieg (schon das Wort ist ein fürchterliches, einen Verteidigungskrieg mit einem Präventivschlag zu beginnen scheint mir eher ein Paradoxon zu sein.) dann doch ein Angriffskrieg, fürcht ich.

Wie das Vorgehen Israels sowohl in Gaza als auch jetzt gegen den Iran am Ende zu beurteilen sein wird, mögen die Historiker künftiger Generationen entscheiden. Dass am Ende auch dort die Sieger die Geschichte schreiben werden, wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Aber noch ist die Jury out sozusagen. Informationstechnisch haben wir es im Gegensatz zum russischen Einmarsch in die Ukraine wahrscheinlich mit einer eher einseitigen Bewirtschaftung des Informationsraums zu tun, was die Beurteilung der tatsächlichen Lage noch schwieriger Macht. Signale für eine Zuspitzung bzw. dafür, dass die eine oder andere Seite massiv unter Druck kommt, wäre auf der einen Seite das Eingreifen der USA in den Konflikt und auf der anderen Seite, wenn der Iran die Straße von Hormus zu blockieren beginnt.

Besonders verwunderlich sind in diesem Zusammenhang die Rufe vom POTUS nach einer bedingungslosen Kapitulation des Irans, wobei es ihm wahrscheinlich hauptsächlich um das Mullah-Regime geht. Gut kenn ich mich ja weder geographisch noch militärhistorisch aus, aber dass ein Staat mit rund 90 Millionen Einwohnern, in dem seit 1979 eine religiös-militärische Führung regiert, sich kampflos ohne den Einmarsch von und die Machtübernahme durch ausländische Bodentruppen, ergibt und die Verwaltung in die Hände laizistischer Zivilisten legt, halt ich für höchst unwahrscheinlich, den Einsatz US-amerikanischer Bodentruppen in Invasionsstärke ebenso. Dass die militärischen US-amerikanischen Engagements on foreign Soil seit dem WWII in der Regel nur Blut, Schweiß und Tränen gebracht haben, weiß auch DJ Trump und seine Wähler. History in the making…..

Bei all der Tragik dreht sich die Welt allerdings – derweil noch – unaufhaltsam weiter und auch die Märkte zeigen sich, bis auf einen kurzen Rülpser hie und da ziemlich unbeeindruckt. Nun hängt das zum einen sicher damit zusammen, dass die größte homogene, aktive Anlegergruppe US Retail ist und die es mit der Risikobeurteilung grundsätzlich eher oberflächlich halten bzw. einen eher binären Zugang (voll rein oder ganz raus) haben, aber zum anderen wohl damit, dass die am Markt aktiven Generationen (von der die meine schon eher am Ausschleifen ist) einen erfahrungsbedingten, anderen Zugang hat. Der Kollege Armin O. von der PC hat das auf einer gemeinsamen Roadshow, glaub ich Krisen resistente Generation genannt.

Nun die Resistenz muss jede Generation in der Krise dann eh für sich selbst entdecken, was aber sicher der Fall ist, ist die Erfahrung, dass Krisen, die ja in den letzten 17 Jahren (beginnen wir mit der GFC) häufig, zuletzt noch hochfrequenter, globaler (Covid) und dramatischer (Kriege in der Ukraine, Gaza, Iran etc.) vorbeigehen bzw. sich so langsam dem Kulminationspunkt (Schulden-, Klimakrise) nähern, dass man sie super ausblenden kann und nicht einpreisen muss. Hinzukommt die unglaubliche Komplexität der Situationen und die Ungleichheit der Mitspieler und der Commitments. Klar macht es zB Sinn in Europa die CO2 Neutralität voranzutreiben, nur hilfts halt wenig die Leute dafür zu bestrafen, wenn sie einen Diesel Golf fahren, der im Jahr bei einem Pendler der rund 40,000 km fährt rund 4,76 Tonnen CO2 ausstößt, wenn die F35 (und das sind die neuen Flieger!) pro Stunde rund 5.600 Liter Treibstoff verbraucht und lt. Google pro Einsatz ca 28. Tonnen CO2 emittiert…

Wir sehen also einmal mehr: Es ist alles furchtbar kompliziert! (und leider überhaupt nicht lustig.) Wovon wir aber leider ausgehen müssen, ist, dass die Entropie, auch wenn wir sie nicht immer klar sehen, doch da ist und wir uns am Ende dann doch damit befassen müssen, ob hinter den ganzen Preisen auch wirklich Werte stecken. Vielleicht ist aber einfach auch nur die Maßeinheit Schrott (geworden), das wär dann zumindest gut für die Schulden. Und damit geht sich doch noch ein Schmunzler aus… :-)

Schönes verlängertes & besonders liebe Grüße

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

Gastkommentare werden von anerkannten Experten verfasst, deren Meinungen nicht mit jener der e-fundresearch.com Redaktion übereinstimmen müssen.

Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.

Weitere beliebte Meldungen:

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.