1. US-Staatsanleihen: moderater Renditerückgang bei hoher Volatilität
Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen dürfte sich bis Jahresende auf rund 4,2% einpendeln. Unterstützt wird dies durch zwei erwartete Zinssenkungen der Fed, auch wenn das politische Umfeld durch Trumps Fiskal- und Handelspolitik unberechenbar bleibt. Die Inflation entwickelt sich uneinheitlich – mit gegensätzlichen Effekten aus Zöllen, expansiver Politik und einem sich abschwächenden Makro-Umfeld.
2. US-Aktien: Aufwärtspotenzial begrenzt
Trotz jüngster Erholung erscheinen US-Aktien nach Einschätzung von Candriam voll bewertet. Der Markt preist bereits optimistische Szenarien ein, wodurch die Anfälligkeit für Enttäuschungen steigt. Gewinnsteigerungen dürften mit 5% unter den Markterwartungen von 9 bis 10% bleiben. Selektive Chancen sieht Candriam in wachstumsstarken Tech-Sektoren, vor allem mit Fokus auf Künstliche Intelligenz.
3. EZB-Zinssenkungen stabilisieren europäische Anleihemärkte
Im Euroraum erwartet Candriam zwei weitere Zinssenkungen der EZB, was die Konjunktur stützen und das Rezessionsrisiko begrenzen dürfte. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen sollten sich in einer engen Spanne um 2,4% bewegen. Politische Spannungen und externe Risiken – etwa durch US-Zölle – bleiben jedoch bedeutende Einflussfaktoren.
4. Spread-Differenzierung in der Eurozone
Während in Semi-Core-Ländern wie Frankreich ein moderater Renditeanstieg auf 3,2% wahrscheinlich ist, rechnet Candriam in den Peripheriemärkten mit einer leichten Spread-Einengung. Italienische Staatsanleihen könnten sich Richtung 3,3% bewegen, spanische in Richtung 3,0%. Unterstützt wird diese Entwicklung durch verbesserte Primärsalden und eine konstruktivere Fiskalpolitik.
5. Gold bleibt strategische Absicherung
Das Edelmetall hat seit Jahresbeginn rund 29% zugelegt. Treiber dieser Entwicklung sind geopolitische Unsicherheiten, Zentralbankkäufe sowie eine veränderte Allokation von Währungsreserven. Trotz positiver Realzinsen bleibt Gold laut Candriam eine robuste Absicherungsposition gegen makroökonomische Risiken.
6. US-Dollar unter strukturellem Abwertungsdruck
Der Greenback hat seit Jahresbeginn deutlich an Wert verloren – der DXY-Index fiel um über 10%. Kapitalabflüsse, eine sinkende Attraktivität von USD-Anlagen und ein steigendes US-Defizit schwächen die Währung weiter. Candriam rechnet mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung und prognostiziert einen EUR/USD-Kurs von 1,18 innerhalb der nächsten sechs Monate. Auch Umschichtungen globaler Reserve-Manager dürften diese Dynamik verstärken.
Fazit: Selektive Positionierung als Schlüssel für H2 2025
Vor dem Hintergrund politischer Unsicherheiten, divergierender geldpolitischer Strategien und geopolitischer Spannungen empfiehlt Candriam für das zweite Halbjahr 2025 eine selektive und differenzierte Positionierung. Während bei US-Staatsanleihen und europäischen Peripheriemärkten moderate Chancen bestehen, sollten Anleger bei Aktien verstärkt auf Qualität und strukturelles Wachstum achten – insbesondere im Technologiesektor. Gold bleibt eine zentrale Absicherungsstrategie gegen makroökonomische und geopolitische Risiken, während die anhaltende Schwäche des US-Dollars zusätzliche Impulse für alternative Anlageklassen liefern könnte.
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