…and here I go again on my own. (Saint & Sinners 1982 :-)) Urlaub kann ich bzw. können wir auch ganz gut, aber die Abwechslung stellt wohl hier den Reiz dar. Erfreulicherweise steht die Welt auch nach drei Wochen Abwesenheit noch, was man ja in Zeiten wie diesen und mit den aktuell handelnden Personen nie so genau sagen kann. Anyways, wurschteln wir also weiter, aber möglicherweise – zumindest kurzfristig – mit einer ein bisserl veränderter Perspektive.
Heuer hat´s uns wieder nach Ostafrika verschlagen, diesmal nach Uganda. Keine Assoziation, bis vielleicht auf Ebola und eine paar Scharmützel mit diversen Rebellen oder Nachbarstaaten, oder? Kein Wunder, gibt es dort außer viel Natur, unglaublich freundliche Menschen und sehr, sehr viele Bananen kaum was von internationaler Bedeutung. Ein paar Bonds in Uganda Shilling haben sie draußen, exportiert wird ein wenig Kaffee und Tee. That´s it. Seit 1986 regiert Präsident Museveni die illiberale Demokratie, unter ihm gibt es mindestens fünf Könige und im Norden einen Häuptling, die offizielle Landessprache ist Englisch, aber eigentlich sprechend die 39 Stämme alle ihre eigenen Sprachen und verstehen sich untereinander nur sehr bedingt. Abgesehen von Motorrädern (alle von einem einzigen indischen Hersteller) und Mobiltelefonen ist der Großteil des Landes völlig präindustriell.
In der Landwirtschaft, im Bergbau, in der Ziegelbrennerei etc. arbeiten die Menschen manuell mit einfachen Werkzeugen, wie wir sie bestenfalls aus frühgeschichtlichen Museen kennen. Ochsenpflüge, let alone motorisierte Hilfsmittel etc. sucht man vergeblich. Es wird intensiv und überall Handel getrieben, aber nur auf sehr regionalem Niveau mit den eigenen Erzeugnissen. Befestigte Straßen gibt es, aber nicht viele, die Briten haben um 1900 eine Bahnlinie gebaut, die hat es aber nicht in die Gegenwart geschafft, seit ein paar Jahren versuchen die Chinesen wieder was in die Richtung, bis dato hat´s aber scheinbar nicht geklappt.
Warum dieser Ausritt des Mittwochsmail in off-topic Regionen? Naja zum einen weil´s wunderschön ist in Afrika :-) und zum anderen weil´s wichtig ist zu sehen (auch für den Nachwuchs ;-)), dass es außer unserer post-historischen recht artifiziellen Lebensrealität auch ganz andere Situationen gibt, die weniger von Luftschlössern und Mental Health Issues geprägt sind, es sich aber trotzdem glücklich leben lässt (bitte cum grano salis zu verstehen, ist mir schon klar, dass wir´s unglaublich gut haben!). Und zum anderen, weil die Zukunft – auch der Finanzindustrie – sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in den sich entwickelten Märkten abspielen wird, aber halt nicht in allen.
Die Emerging Markets sind dementsprechend ein wohl eher sehr fragwürdiges Konzept und noch fragwürdiger ist es (nord)westliche Maßstäbe an den globalen Süden anzulegen. Klar ist es zum Beispiel total super, wenn die 70% der indischen Haushalte, die noch keinen Kühlschrank haben, sich in den nächsten Jahren einen zulegen werden und ich als Kapitalallokator dann davon profitieren kann. Auch der Ugander und die Uganderin (heißt im deutschen scheinbar wirklich so :-)) täten sich eventuell einen Kühlschrank wünschen, nur wird´s da auf mittlerer Sicht beim Wunsch bleiben, denn was braucht man für einen Kühlschrank? – Richtig, Strom und zwar einigermaßen regelmäßig und stabil. Fehlt über weite Teile völlig und ist selbst in den Touristenunterkünften alles andere als planbar vorhanden, was vor allem für die WLAN-bedürftige nächste Generation nicht immer ganz einfach ist… ;-) Wird man also wohl genauer hinschauen müssen, welches Land welche Investitionen worin tätig bzw. nicht etc..
Starten wir also in das zweite Mittwochsmail Halbjahr (es kommt wie immer auf das Bezugssystem an. :-)) mit dem Vorsatz den Blick über den Tellerrand gerichtet, das Auge offen und das Ohr gespitz zu halten und den alles übertönenden politischen Wahnsinn so gut es geht auszublenden und uns darauf zu konzentrieren, wo´s zählen könnte.
Möge die Macht mit Euch sein! :-)
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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