Zwischen Geo- und geldpolitischen Fronten | Gröschls Mittwochskommentar 37/2025

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 10.09.2025 14:25 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Wie immer haben wir auch heute mehr Fragen als Antworten. Unter anderem: Ist Frankreich das neue Italien? Will Russland wirklich eine militärische Konfrontation mit der NATO heraufbeschwören? Und hat der israelische Präsident Todessehnsucht? Oder aber ist eh alles nicht so schlimm, weil die FED endlich die Zinsen senken kann, weil der US-Arbeitsmarkt kollabiert? Na, ob wir das alles an einem Mittwochvormittag klären werden können? ;-)

Aber von hinten: Die Aktienmärkte scheint es fraglos zu freuen, dass wir die höchste Revision der neugeschaffenen Stellen in den USA seit Beginn der Aufzeichnung gesehen haben und den DJT gleich noch mehr, dass das schon in der Ära Biden begonnen hat. Nun kann die FED gemäß ihres Auftrags endlich die Zinsen senken, um den Arbeitsmarkt zu stützen. Bisserl nervös könnte man noch sein, ob die Inflationsdaten am Donnerstag das dann auch zulassen werden, aber sei´s drum, wird schon passen. Ganz blöd wäre – für die FED -, wenn hier divergierende Signale vom Arbeitsmarkt und der Inflationsfront kommen. Wirklich richtig machen kann er da nix der JP. Entweder ist er sowieso schon hinter der Kurve oder er muss die Konjunktur vollends opfern. Naja und dann ist da noch das Thema mit der etwas eigentümlichen Form der Zinskurve. Jedenfalls sehr spannend das Ganze. Festzuhalten bleibt, dass wir nicht mehr zur Nullzinspolitik zurückkehren werden, es sei denn, wir sehen wirklich eine sehr schwere Rezession, was wiederum niemandem gefallen dürfte, nicht einmal den Aktienmärkten….

Israel. Ohne hier jetzt auf die spezifische Situation eingehen zu wollen, scheint es doch so, dass, wenn ich lang genug allen rund um mich, eingeschlossen aller Freunde und Verbündeten, die lange Nase zeige (die niederösterreichische Formulierung hätte mehr was mit dem Podex, dem Gesicht und Fahren zu tun, ist aber nicht publikationsfähig ;-)) irgendwann auch der letzte Freund sich schleicht und man allein überbleiben könnte. Noch ist´s nach den Kommentaren von DJT nicht soweit, aber wer weiß, ob China den gestellten Führungsanspruch nicht bald auf den Nahen Osten ausdehnt und sich auch dort die Kräfteverhältnisse verschieben.

Was uns nahezu nahtlos nach Russland, Ukraine und mithin nach Europa führt. Dass Russland das Rüstungs- und Entscheidungsfähigkeitsvakuum in Europa auszunutzen versuchen könnte, wurde ja in den letzten Monaten hinlänglich diskutiert. Dass die beiden europäischen Atommächte Frankreich und Großbritannien (muss inzwischen leider immer schmunzeln, bei Groß, sorry friends! :-)) aktuell im innenpolitischen Chaos versinken, hilft nicht wirklich bzw. könnte das Türl für einen Versuch weiter aufstoßen. Ob Polen heute also Ziel eines Angriffs gewesen ist oder sich die Dinger nur verflogen haben, will zur Stunde offenbar noch niemand definitiv sagen, aber irgendwann wird man wohl auf weitere Provokationen irgendwie reagieren. Oder wir machen´s weiter neutestamentarisch und halten einfach die zweite Backe hin, was aber auf Dauer keine Lösung für ein souveränes Europa sein kann. Geht uns also wie der FED: immer hinter der Kurve, mit ganz wenig Möglichkeiten eine unblutige, vernünftige Lösung zu finden.

Das wiederum hat Europa und die FED mit dem französischen Präsidenten gemeint, der inzwischen fast so viel Premierminister verbraucht, wie Österreich in den letzten Jahren Bundeskanzler. Wird es ihm diesmal gelingen, eine tragfähige Lösung auf die Beine zu stellen? Eher nicht, steht zu befürchten. Das Drama dabei ist, dass die Person völlig austauschbar ist, solange nicht in der Basis der Bevölkerung (und das gilt de facto für den gesamten globalen Norden) angekommen ist, dass es einschneidender Reformen bedarf, um die Geschichte wieder auf Kurs zu bringen. Leider scheint es ob des Populismus und der Polemik der rechten und linken Ränder höchst unwahrscheinlich, dass das geordnet zu Ende geht. Die zehnjährigen Franzosen handeln heute früh jedenfalls bis auf die dritte Stelle hinterm Komma genau auf dem selben Rendite Niveau wie die zehnjährigen Italiener….

Die unlängst in einem der österreichischen Sommergespräche angesprochenen Leistungsträger täten also hüben, wie drüben gut daran endlich aufzustehen, Klartext zu reden und Pflöcke dort einzuschlagen, wo die Grenzen des Machbaren sind. Solange Pensionen nicht kapitalgedeckt sind, sondern aus Umlagen finanziert werden, das Verhältnis der Erwerbstätigen zu Pensionisten immer unfavorabler wird und die Staaten heillos überschuldet sind, sollten wir endlich anfangen, mehr an die Gegenwart und die Zukunft zu denken!

Einen bisserl einen Bitteren könnte man schon kriegen, oder?

So, nun aber genug geraunzt & back to work, irgendwer muss ja auch einzahlen ins System! ;-)

Glück auf!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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