Grand Nation, schräge Zinskurven & Schrödingers Katze | Gröschls Mittwochskommentar 38/2025

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 17.09.2025 09:58 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

So nun ist es soweit, die 10-jährigen Franzosen zahlen mehr als die 10-jährigen Italiener – und nein es geht nicht um Lausbuben und Labubus. Dass sich dabei die Renditedifferenz bislang nur im Basispunkte Bereich bewegt, hat sicher was damit zu tun, dass die Kreditwürdigkeit der beiden Länder vom Markt exakt gleich beurteilt wird und sicher nicht damit, dass die EZB sicherheitshalber da ein bisserl rummanipuliert. ;-) Tatsächlich gibt es der Möglichkeiten nur sehr wenige die ganze Geschichte nicht eskalieren zu lassen. Einmal losgelassen würde es die europäischen Zinsmärkte wohl ganz ordentlich durcheinanderwürfeln, ließe man zu, dass das Gefüge angetestet wird.  Staatsschuldenkrise 2.0 nur halt nicht mit den Greculi sondern mit der Grand Nation, die ja fraglos zumindest, was die Staatsverschuldung anbetrifft zu den ganz Großen gehört. ;-)

Bitte warum kann der Gröschl nicht einmal schreiben, dass eh alles super ist, die Kapitalmärkte fair gepreist sind und sich alle liebhaben? Nun, weil er halt so ein grundehrlicher Mensch ist… :-) Dass dem Schrödinger seine Katze trotzdem tot ist bzw. halt bei der nächsten Versuchsreihe abtreten wird, scheinen die größeren Accounts inzwischen durchaus auch so zu sehen, schreiben die Goldmänner gestern Morgen (gestern in der Früh ;-)), dass bisher im dritten Quartal 66% des Ordervolumens in US-Aktien auf Orders, die kleiner waren als 100 Stück pro Order, entfallen sind. Schaut nicht nach Insti Blöcken aus, oder? Dass Retail dazu neigt ganz am Ende des Zyklus nochmal ordentlich reinzugreifen und dann so richtig eines auf die Finger zu bekommen, ist auch nichts Neues. Dazu kommt, dass die FED, die wohl die Zinsen senken wird – und das wahrscheinlich gleich in mehreren Schritten – das nicht aus Jux und Tollerei tut oder um dem Alten zu gefallen, sondern weil der Laden inzwischen so schön abgekühlt ist, dass sie nicht mehr befürchten muß, dass die US-Ökonomie überhitzt.

Unter den Prämissen, dass Zentralbanken grundsätzlich immer hinter der Kurve sein müssen, weil sie data dependent (re)agieren und mithin erst aktiv werden können, wenn die ersten Anzeichen einer Abkühlung zu spüren sind, es dann aber 12 bis 18 Monate dauert, bis ein Zinsschritt (wobei einer einfach nie genug ist ;-)) irgendeine ökonomische Wirkung entfalten, könnte es ein kühler Herbst bzw. Winter werden. Das wiederum wäre zwar für unser notleidendes Lieblingsskigebiet im Mariazellerland ein Segen, dürfte aber die Anlegercommunity eher weniger freuen. Ein bisserl sind wir, ob der letzten Jahre und Krisen leider verwöhnt, was die unmittelbare Wirkung von Zinssenkungen auf die Kapitalmärkte angeht, hatten wir es doch nie mit einer wirklich tiefen Rezession zu tun. Vielleicht ist es bezogen auf die Aktien Einkäufer aber auch viel simpler und wir erleben ein ganz traditionelles Buy on Rumours, Sell on News Theater. Wobei (nach der Pause ;-)) nur mehr die zweite Hälfte zum Anschauen überbleibt, gekauft haben ja alle schon… ;-)

Vielleicht wird aber auch alles gut und der Anteil der US-Aktien am globalen Gesamtmarkt nähert sich asymptotisch den 100 Prozent an, weil der Rest der Welt eigentlich eh nicht so wichtig ist und eh alles nur in den US of A passiert. Nun, wie heißts beim Lotto: Alles ist möglich! :-) Leider hilft den meisten Marktteilnehmern, die Erkenntnis, dass die Bewertungen allenthalben schon etwas gedäääähnt sind, nicht, weil sie ob ihrer Benchmarks sich sowieso nur eine halbe Handbreit links oder rechts bewegen können. Am Ende ist es, fürcht ich, völlig Powidl, ob man irgendwas zwei Prozent über oder unter gewichtet, wenn´s dann wirklich einmal wieder kracht. Frustrierend, oder? Kennt irgendwer jemanden, der in starken Drawdown- Jahren mehr Bonus bekommen hat, weil er statt 30% nur 28% Prozent verloren hat? Moi, no…

Lang, lang ist´s her, dass wir über Absolute Return und Return of Assets anstatt Return on Assets gesprochen haben, aber – and you can trust me on that ;-) – da wird sich die Geschichte, wenn schon nicht wiederholen, dann doch reimen. Klar kann ich als UHNW durch die meisten Krisen durchschauen und wenn ich über Generationen Aktienportfolios halte, dann ist mir auch ein 2008er Jahr egal. Vielleicht bin ich sogar der Superchecker und greif dann ganz unten rein und werde irrsinnig schnell wahnsinnig reich. Vielleicht hab ich aber auch grad Zwillinge bekommen, ein völlig überteuertes Haus irgendwo auf Pump gekauft und mir einen Tilgungsträger einreden lassen, der jetzt mal schnell nur mehr die Hälfte wert ist. Na dann schlaf mal gut Jungfamilie. Fürchte wir sind ein bisserl übermütig geworden in den letzten Jahren mit all den Cryptos, den Nvidias, der alles rettenden KI und den immer steigenden Märkten.

So und jetzt könnten wir noch kurz über die Vorteile und Nachteile von CLOs, den High Yield Markt und den besten Managern (in dem Bereich ;-)) schwadronieren, aber das würde wohl den Rahmen sprengen. Danke jedenfalls für das Meeting lieber Klaus!

Alles Liebe!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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