Wie die Welt innerhalb von 18 Monaten wieder auf Netto-Null-Kurs gebracht werden kann

Chris Goodall, Experte für saubere Energie und Autor, sagt, dass die Welt bis Ende nächsten Jahres drei Schritte unternehmen muss, um die Dekarbonisierung zu erreichen. Pictet Asset Management | 07.08.2023 14:00 Uhr
© Foto von Ben White auf Unsplash
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2023 wurden mehrere Klimarekorde gebrochen. Trotz der berechtigten Fragen zur Berechnung der Zahlen und zur Beurteilung, wie weit man bei den Analysen zurück in die Vergangenheit gehen kann, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren, hat die Wissenschaft keinen Zweifel daran, was die Ursache für den Anstieg der globalen Oberflächen- und Meerestemperaturen ist. Aus einem vom Grantham Institute am Londoner Imperial College veröffentlichten Bericht geht hervor, dass die jüngsten Hitzewellen auf der Nordhalbkugel ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel „praktisch unmöglich“ gewesen wären.

All dies erhöht den Druck auf Regierungen und Unternehmen, etwas dagegen zu unternehmen. Die nächsten 18 Monate sind daher entscheidend.

Wenn die Welt bis 2050 die Netto-Null erreichen will, muss sie vor allem an drei Fronten bedeutende Fortschritte erzielen:

1. Die Welt hat sich auf eine CO2-Abgabe verständigt, mit der Verursacher von CO2-Emissionen mindestens 100 US-Dollar und möglicherweise sogar 150 US-Dollar pro Tonne CO2 (oder CO2-Äquivalenten), das in die Atmosphäre abgegeben wird, zahlen müssen. Diese Abgabe sollte dort erhoben werden, wo Kohle, Gas und Öl produziert werden, und auch von der Landwirtschaft für die Methan- und Distickstoffoxid-Emissionen sowie von Zementunternehmen für das bei der Produktion erzeugte CO2 bezahlt werden. Das ist politisch natürlich extrem schwierig umzusetzen und mit dem Modus operandi des US Inflation Reduction Act nicht vereinbar. Aber diese Maßnahme ist unerlässlich, um einen marktbasierten Übergang zu einer CO2-armen Welt sicherzustellen.

2. Finanzielle Umverteilung, damit die Kosten des Klimaschutzes nicht von der unteren Hälfte der Einkommensverteilung getragen werden. Wir können den Übergang nicht schnell genug erreichen, wenn die Kosten der CO2-Reduktion von den einkommensschwächeren Bevölkerungsgruppen getragen werden. So sollten beispielsweise die gesamten Einnahmen aus der CO2-Abgabe in Direktzahlungen an Haushalte und Unternehmen mit geringerem Einkommen fließen. Außerdem müssen Entwicklungsländern die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden, damit sie die Kosten für den Übergang zu sauberer Energie decken können.

3. Gezielte nachhaltige Investitionen, in erster Linie durch öffentliche Einrichtungen, in Stromübertragungs- und -verteilnetze. Bei meinen Recherchen für ein Buch über die größten Probleme, denen wir bei der Energiewende gegenüberstehen, war ich überrascht, in welch unzureichendem Zustand die meisten Stromnetze weltweit sind und wie schwach die Anreize für Investitionen in neue Infrastruktur. Wenn wir „alles elektrifizieren“ wollen, müssen wir die produzierte Menge an erneuerbarer Energie um ein Vielfaches erhöhen und diesen Strom dann an Industrie, Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge verteilen. Um das zu schaffen, müssen Billionen von Dollar für die Netze ausgegeben werden. Dieses Investitionsgeschehen muss jetzt in Gang kommen.

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