Die Zölle und die aggressive Diplomatie, mit denen die Trump-Administration den Handelspartnern der USA zusetzt, machen Anleger bei US-Anlagen zu Recht nervös. Selbst wenn Trump einige seiner besonders extremen Entscheidungen zurücknimmt, dürfte die negative Stimmung nachklingen.
Unabhängig davon, wie die US-Politik letztlich aussehen wird, dürfte sie zu einer weiteren Fragmentierung der bestehenden unipolaren Wirtschafts- und Finanzordnung beitragen. Das Ergebnis ist der Aufstieg der großen und immer mächtiger werdenden BRICS+-Schwellenländer, den wir in unserem Researchbericht mit dem Titel „BRICS+ and contested global leadership: implications for investment managers“ beschreiben.
Für Multi-Asset-Anleger mit Positionen in Schwellenländern hat dies mindestens zwei wichtige Konsequenzen. Zum einen dürften die MAGA-Politik und die wachsende Bedeutung der BRICS+-Staaten die Nachfrage nach Nicht-US-Anlagen befeuern. Und zum anderen wird die Umschichtung auch Private Assets betreffen – dies wird kaum reibungslos vonstattengehen, dürfte aber die Kapitalmarktinfrastruktur in den Schwellenländern stärken.
Neuausrichtung des Handels
Der Abbau des Handelsbilanzdefizits, den sich die US-Politik zum Ziel gesetzt hat, wird auch zu einer Verringerung des Kapitalbilanzüberschusses führen (der das Spiegelbild eines Leistungsbilanzdefizits ist). Dadurch dürften weniger US-Dollar außerhalb der USA in US-Anlagen reinvestiert werden.
Durch die handelsfeindliche Politik der USA wird sich der Handel noch stärker regionalisieren. So kommt es zu größeren Handelsbilanzdefiziten und -überschüßen – und damit auch Defiziten bzw. Überschüssen in der Kapitalbilanz – zwischen den einzelnen BRICS+-Staaten. In der Folge wird ein größerer Teil dieser Leistungsbilanzüberschüsse innerhalb der Assetmärkte der BRICS+-Staaten reinvestiert. Die zusätzliche interne Nachfrage nach Assets innerhalb dieses Universums wird sich als positiver Katalysator für die Anlagemärkte dieser Staaten erweisen.
Börse vs. Privatmarkt
Die Regionalisierung des globalen Handels führt auch zu einer Regionalisierung des globalen Kapitals. Momentan entfallen rund 70% des weltweiten Marktes für börsenkotierte und nicht börsenkotierte Aktien auf die USA. Da der Kapitalbilanzüberschuss der USA jedoch schrumpft, wird es zu einer Umschichtung zulasten von Anlagen kommen, die auf US-Dollar lauten.
Bei börsenkotierten Anlagen sollte das nicht allzu schwer sein, doch bei Privatmarktanlagen ist die Umschichtung in andere Regionen viel komplizierter und langwieriger, weil das Kapital hier meist langfristig gebunden ist. Wir gehen davon aus, dass Limited Partners in Asien und im Nahen Osten bei neuen Allokationen zunehmend auch Anlagen außerhalb der USA berücksichtigen werden, nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Befürchtung, dass die US-Behörden Sanktionen gegen ausländisches Kapital verhängen könnten. Ein steigender Anteil dieser Mittel – besonders von staatlichen und quasi-staatlichen Limited Partners – dürfte in Anlagen aus BRICS+-Staaten fließen. Chinesische Anleger sollen sich bereits aus Private-Equity-Anlagen in den USA zurückziehen.
Angesichts der Langfristigkeit und Illiquidität dieser Anlagen und Trumps ausländerfeindlicher Haltung sind diese Befürchtungen verständlich. Es würde uns nicht überraschen, wenn die BRICS+-Märkte als Anreiz für diese langfristige Kapitalallokation den Anlegerschutz stärken und die Gesetze flächendeckend verschärfen würden. Solche Schutzvorkehrungen würden die Kapitalmarktinfrastruktur in den BRICS+-Staaten festigen und positiv auf die gesamte Wirtschaft ausstrahlen.
Von Shaniel Ramjee, Co-Head Multi Asset London bei Pictet Asset Management
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