Das Jahr 2015 startete für die Schwellenmärkte holprig: ausstehende Leitzinserhöhungen in den USA, ein starker US-Dollar, sinkende Warenpreise, monetäre Lockerung in Europa und spezifische nationale Risiken verdüsterten die Stimmung bei Investoren und führten zum Kursanstieg des US-Dollars. Hieraus resultierten extrem schwache Wechselkurse an den Schwellenmärkten (SM), die den US-amerikanischen Investoren an vielen Anleihemärkten in der lokalen Währung zu schaffen machten. Trotz dieser Belastungen boomte das SM-Kreditgeschäft und zusammen mit den SM-Staatsschulden wurden deutliche Gewinne gemeldet.
Die SM-Schulden in harter Währung wurden durch die entgegenkommende Politik der Notenbanken weiter gestützt.
- In den USA verfolgte die Fed weiter ihre kompromissbereite Politik gegenüber den SM, wobei die Kommentare von Yellen im März eine schrittweise Eindämmung seitens der Fed signalisierten, was zu einer stärkeren Risikobereitschaft der Investoren führte.
- In Europa hat der aggressive Aufkauf von QE-Staatsanleihen aufgrund des Programms der europäischen Zentralbank die Eurozonen-Erträge gedrückt und gleichzeitig die Attraktivität von SM-Schulden erhöht.
- Die globale Disinflation, die von einem stockenden Wachstum und niedrigen Ölpreisen befeuert wurde, hatte ebenfalls eine unterstützende Wirkung auf die SM-Kredite, indem es den Notenbanken ermöglichte, die Zinssätze zu senken beziehungsweise Zinserhöhungen hinauszuschieben.
Währungen
Der JP Morgan GBI-SM Global Diversified Index sank im ersten Quartal 2015 um -3,96 %. Die Währungskomponente des Index verringerte sich um -6,33 %, und machte alle Gewinne an den lokalen Anleihemärkten zunichte, deren Wachstum weitgehend bei 2,53 % lag.
Brasilien traf es im ersten Quartal am härtesten, mit einem Rückgang um -15,33 %. Es war der Kurssturz des brasilianischen Real um -17 %, der zur Verstärkung dieses Rückgangs beitrug. Ein wachsender Vertrauensschwund in die Dilma-Administration aufgrund ihrer Verwicklung in den Petrobras-Korruptionsskandal, in Verbindung mit einer stagnierenden Wirtschaft, trieb Investoren dazu, die Währung zu meiden.
Ein weiterer Underperformer war die Türkei mit einem Rückgang um -9,59 %. Die schwache Leistung des Landes wurde insgesamt durch den Verfall der Lira verursacht, deren Kurs um -10,11 % fiel. Der Sturz der Lira war auf Bedenken in Bezug auf die Autonomie der türkischen Notenbank zurückzuführen, die sich einem erheblichen politischen Druck seitens des Präsidenten Recep Erdogan ausgesetzt sah.
Auffallend war, dass Russland im 1. Quartal einen starken Aufschwung erlebte, der 15,52 % ausmachte. Im 1. Quartal brachte der Rubel 4,38 % ein und für Anleihen wurden Gewinne im zweistelligen Bereich gemeldet, die bis zu 11,91 % betrugen. Die Stabilisierung der Ölpreise, der Rückgang der geopolitischen Besorgnis über den Ukraine-Konflikt und ein überverkaufter Markt beschleunigten die Erholung im 1. Quartal.
USD-Staatsschulden
Der JP Morgan Emerging Markets Bond Index Global (SMBIG) schloss für das erste Quartal mit 2,06 %. Wir stellen weiterhin ein Auseinanderklaffen der Erträge zwischen dem Investment-Grade und dem High-Yield-Segment fest, wobei die Erträge bei der hochwertigen Indexkomponente bei 2,72 % und im High-Yield-Segment bei 0,24 % lagen. Die Senkung der US-Zinssätze im 1. Quartal begünstigte das qualitativ hochwertigere, langfristiger ausgerichtete Investment-Grade-Segment und bildete den stärksten Leistungstreiber.
Diesem Trend stellte sich Russland entgegen, das nach seiner Herabstufung und seinem jähen Absturz gegen Ende 2014 einen Aufschwung von 11,21 % erlebte. Positive Schlagzeilen hinsichtlich der Friedensgespräche zur Ukraine-Krise und eine Stabilisierung der Energiepreise haben dem überverkauften Markt Linderung verschafft.
Nigeria, ein Land, das aufgrund des Ölpreisverfalls in 2014 arg getroffen wurde, erreichte in Q1 wieder die Gewinnzone und schloss mit einem Anstieg um 2,85 %. Obwohl Bedenken in Bezug auf die politische Instabilität und die Ölpreise den Markt weiterhin belasten, erholten sich die nigerianischen Anleihen und führten dort zur Präsidentenwahl, die den ersten friedlichen Machtübergang von einem gewählten Staatsoberhaupt zum nächsten in der Geschichte des Landes darstellte.
Das Schlusslicht im ersten Quartal bildete die Ukraine mit einem Absturz um -29,70 %. Die Bedenken der Investoren konzentrierten sich auf den Restrukturierungsplan für Auslandsschulden des Staates. Ende März wurden für die Schulden der Ukraine 40 Cent pro Dollar ausgehandelt, was einen beträchtlichen Schuldenschnitt und eine ansehnliche Reduzierung der Kuponzahlungen signalisiert.
Neu auftretende USD-Unternehmensschulden
Der JP Morgan Corporate Emerging Bond Index (CSMBI) schloss für das erste Quartal mit 2,36 %, wobei sowohl für die Investment-Grade- wie auch für die High-Yield-Komponente solide Ergebnisse von 2,39 % und 2,29 %, gemeldet wurden.
Die Spitzenposition bei den vierteljährlichen Gewinnen wurde mit einer Rendite von 12,41 % wieder von Russland eingenommen. Während Ökonomen befürchten, dass Russlands Wirtschaft aufgrund der niedrigen Ölpreise und der verhängten Sanktionen in eine Rezession abgleitet, feuerten attraktive Bewertungen und ein niedriger Schuldenstand die Nachfrage für das vor Kurzem heruntergestufte Land an. Die russische Erholung kurbelte hauptsächlich die Outperformance des Sektors Metalle und Bergbau an, der um 3,61 % zulegte, und damit die Spitzenposition im Index einnahm.
Dividendenpapiere
China blieb weiterhin der führende Kapitalmarkt in den SM, wobei der Shanghai Composite einen Zuwachs von 15,99 % in US-Dollar erreichte. Während ausländische Investoren weiterhin Chinas Wachstumsaussichten in Frage stellen, vertrauen lokale Investoren den Ankurbelungsmaßnahmen der Regierung zur Zielerreichung und pumpen große Geldsummen in das System. Die bedeutende Gewichtung Chinas innerhalb des Index verschleiert den Rückgang vieler SM-Märkte in dem Quartal, was insbesondere europäische und lateinamerikanische Märkte betrifft, wo die schwachen Währungen Verluste für Investoren von US-Dollar bedeuten.
Ausblick für 2015
Die künftigen Quartale in 2015 werden wahrscheinlich von einer Differenzierung im Bereich der Schwellenmärkte geprägt sein. Die Furcht der Investoren vor Zinsanhebungen seitens der Fed, einem starken US-Dollar und niedrigen Ölpreisen wird voraussichtlich weiterhin zu einer Streuung der Erträge führen, die alle Sektoren betreffen wird. Aber vergessen Sie nicht: Trends in den Schwellenmärkten können sich schnell ändern, die Themen können revidiert werden – und die Verlierer von gestern können die Gewinner von morgen sein.