2019 kommt das Investieren an den Aktienmärkten einer waghalsigen Autorallye gleich. Nach dem Aufschwung zum Jahresauftakt schienen die Börsen wie auf einer langen Geraden immer mehr an Tempo zu gewinnen. Ausgebremst wurden sie jedoch alsbald von den Schikanen des chinesisch-amerikanischen Handelskriegs. Seitdem werden die Anleger im Cockpit regelmäßig durchgeschüttelt, sobald sich die Kluft zwischen den Positionen der beiden großen Wirtschaftsmächte auch nur ein klein wenig weitet oder schließt.
Nach erstaunlichen Spitzengeschwindigkeiten setzte bei den amerikanischen Indizes dann plötzlich der Motor aus. Heute notieren diese Börsenbarometer auf den niedrigsten Niveaus seit zwei Monaten. Die Zinssätze vollzogen gar eine Kehrtwende, da die Zinsen am langen Ende erneut auf ein historisches Tief zusteuern. So nähert sich die Rendite für zehnjährige Papiere einem Satz von 2,25 % bis 2,3 % an. Für zweijährige Laufzeiten liegen die Zinsen mittlerweile mit 2,1% noch unter denjenigen für einjährige Bonds (2,35 %). Um eine Rendite zu erzielen, die die für einjährige Papiere übertrifft, muss man sein Geld heute für dreißig Jahre verleihen. Bei Anleihen ist also tunlichst darauf zu achten, die Spur zu halten, da jedes Wiederaufflackern der Inflation verheerende Folgen für die Sparer hätte.
Auch gilt es einmal mehr, sich nicht von den politischen Risiken ins Schlingern bringen zu lassen, nachdem die britischen Brexit-Befürworter bei der Europawahl den klaren Sieg davontragen konnten und Theresa May ihren Rücktritt erklärt hat. Trotz des überraschenden Anstiegs des Wirtschaftsvertrauens (vor allem in Frankreich) und einer Rückkehr des Wirtschaftswachstums in allen Teilen der Welt wird die auch von den verhaltenen Tönen aus Richtung der Zentralbanken genährte Risikoaversion weiterhin den Fahrplan für 2019 vorgeben, denn „fast and furious“ bleiben die Märkte allemal.
Igor de Maack, Fondsmanager und Sprecher, DNCA