Im Zuge der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Diskussion um die Versorgungssicherheit für den Energiesektor wird derzeit auch über eine Renaissance der Atomkraft diskutiert. Im Rahmen der EU-Taxonomie wurde diese Energieform von Brüssel zuletzt als bedingt nachhaltig eingestuft. Die Investmentbranche vertritt hier jedoch eine andere Auffassung.
Für sein Unternehmen stellt Nelson Riberinho, Anleiheportfoliomanager beim zu Natixis Investment Managers gehörenden französischen Asset Manager Mirova, klar: „Bei Mirova werden wir uns weiterhin nicht an Emittenten beteiligen, deren Geschäftsmodelle auf Atomkraft oder Erdgas basieren. Dies gilt nicht nur für die Betreiber entsprechender Anlagen. Auch die Anleihe eines Unternehmens, das die Wartung oder Reinigung eines Kernkraftwerks betreibt, käme für die Aufnahme in unsere grünen Anleiheportfolios nicht in Frage. Selbst dann nicht, wenn es nach der EU-Taxonomie als grün eingestuft wird.“
Ribhero verweist darauf, dass die Einstufung der Kernenergie als nachhaltig auf den im Vergleich zu fossilen Energieträgern geringeren Emissionen beruhe, den problematischen Aspekt der Abfallbehandlung und -entsorgung aber vernachlässige. "Selbst ein thematischer Nuklearfonds, der sich auf den Gedanken der Dekarbonisierung stützt, wäre aufgrund der ungelösten Schwierigkeiten bei der Wiederverwertung radioaktiver Abfälle bestenfalls wirkungsneutral", so Riberinho.
Auch aus Sicht der sozialen ESG-Komponente seien Uran und Gas häufig problematisch. „Einige der Förderländer sind durch gravierende soziale Ungleichgewichte und Defizite bei den Menschenrechten gekennzeichnet. Als Investor, der sich auch um das E bei ESG kümmert, kann man davor die Augen nicht verschließen.“