Die US-Wirtschaft verliert zwar an Dynamik, bleibt aber robust. "Ja, das Wachstum der US-Wirtschaft wird sich verlangsamen – aber von einem überdurchschnittlichen Niveau ausgehend. Dies schafft Puffer für eine sanfte Landung. Die Inflation wird sich voraussichtlich weiter dem 2 %-Ziel annähern, während die Fed im Verlauf des Jahres 2025 mehrere Zinssenkungen vornehmen dürfte und damit mehr, als der Markt aktuell einpreist. Der Schlüssel bleibt der Arbeitsmarkt und der bestätigt aktuell unser Basisszenario: Die US-Wirtschaft bleibt robust und weiterhin das Zugpferd unter den entwickelten Volkswirtschaften", so Jack Janasiewicz, Portfoliomanager bei Natixis IM Solutions.
Janasiewicz weiter: "Das reale BIP-Wachstum der USA erreichte nach der pandemiebedingten Rezession einen Höchststand von +12,2%* im Jahresvergleich (YoY) und hat sich seither stetig verlangsamt. In den vergangenen fünf Quartalen lag das durchschnittliche BIP-Wachstum bei soliden +3,00% YoY, deutlich über dem 15-Jahres-Durchschnitt von +2,39% YoY. Der Ausgangspunkt ist entscheidend: Eine Verlangsamung aus einer überdurchschnittlichen Wachstumsphase heraus schafft genügend Spielraum für eine weiche Landung.
Welche Faktoren könnten das Wachstum bremsen? Die Verteidigungsausgaben der US-Regierung sind zuletzt rapide gestiegen und trugen im dritten Quartal 2024 rund 50 Basispunkte zum BIP-Wachstum bei. Während diese Ausgaben angesichts der Notwendigkeit zur Auffüllung der Bestände weiterhin hoch bleiben dürften, wird das zuletzt beobachtete Niveau wohl nicht gehalten werden. Insgesamt trugen staatliche Ausgaben und Investitionen in den letzten zwei Jahren fast 70 Basispunkte zum realen BIP-Wachstum bei, wobei rund 75% dieses Beitrags auf Bundesstaaten und Kommunen entfielen. Doch vielerorts zeichnen sich Haushaltsdefizite ab, die künftig entweder durch Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen ausgeglichen werden müssen. Der fiskalische Impuls dürfte daher schwächer ausfallen.
US-Konsum: Verlangsamung aus hohem Niveau
Auch der private Konsum dürfte sich in den kommenden Quartalen abschwächen. In jüngster Zeit hat der Verbrauch das Wachstum der realen Einkommen übertroffen, doch mit einer nachlassenden Dynamik am Arbeitsmarkt könnte sich dieser Trend umkehren. Zudem bleibt der zinssensitive Wohnungsmarkt ein Bereich mit begrenztem Wachstum, was sich negativ auf den bereits schwächelnden Wohnungsbau auswirken dürfte. Zusammengenommen deuten diese Faktoren darauf hin, dass sich das Wirtschaftswachstum von seinen zuletzt hohen Niveaus weiter abschwächt.
US-Arbeitsmarkt: Stabilisierung statt Einbruch
Trotz dieser Herausforderungen erwarten wir keine dramatische Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Der Arbeitsmarkt bleibt der zentrale Faktor für die US-Wachstumsstory. Zwar rechnen wir mit einer Normalisierung und einem Rückgang der Reallöhne, doch die Konsumnachfrage dürfte insgesamt stabil bleiben.
Indikatoren wie die Erwerbsquote oder das Verhältnis von Beschäftigten zur Gesamtbevölkerung deuten darauf hin, dass der Arbeitsmarkt möglicherweise bereits Vollbeschäftigung erreicht hat. In diesem Fall wäre eine Verlangsamung des Stellenwachstums naheliegend. Dies sollte jedoch nicht mit einem breit angelegten Stellenabbau gleichgesetzt werden. Vielmehr könnte sich eine Phase der Stabilität einstellen, in der Unternehmen ihre derzeitigen Belegschaften beibehalten, ohne aktiv Neueinstellungen zu forcieren oder Entlassungen vorzunehmen.
Solange Unternehmensmargen wachsen, Gewinnerwartungen steigen, Lohnstückkosten sinken und Produktivitätsgewinne erzielt werden, gibt es wenig Anlass für einen massiven Stellenabbau. Sollte die Beschäftigung stabil bleiben und die Reallöhne, wenn auch moderat, weiter steigen, dürfte der private Konsum als wichtigste Wachstumsstütze erhalten bleiben – schließlich macht er fast 70 % der US-Wirtschaftsleistung aus."
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