Im Handelsstreit mit den USA hatte China drastische Zölle auf seltene Erden eingeführt. Auch Unternehmen in der EU waren betroffen. Nun haben Vertreter der USA und China Lockerungen beschlossen.
Aber bei genauerer Betrachtung sind nicht so sehr die Rohstoffe selbst knapp, sondern vielmehr die Raffineriekapazitäten, die aufgrund einer entgegenkommenden Umweltpolitik fast ausschließlich in China angesiedelt sind. Die Auswirkungen der ursprünglichen chinesischen Entscheidung, die Ausfuhr von sieben seltenen Mineralien zu beschränken, ließen nicht lange auf sich warten: Ford und Suzuki kündigten Produktionsstopps wegen fehlender Magnete an. Aus dem gleichen Grund musste der ehemalige Bro Elon Musk die Verzögerung bei der Entwicklung seines humanoiden Roboters Optimus bekannt geben.
Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass die US-Regierung erneut einen Rückzieher machte und die Investoren wieder einen TACO-Trade (TACO: Trump Always Chickens Out) exekutieren. Dieses von Robert Armstrong entwickelte Konzept basiert auf einer psychologischen Dynamik: Der Präsident droht, das Vertrauen sinkt, dann werden die Drohungen zurückgenommen, was Wähler und Investoren beruhigt. Aber Vorsicht, die von der US-Regierung geschwungene Zollwaffe ist nicht ohne Risiko: Die Zölle sind historisch hoch und könnten letztendlich die Wirtschaft belasten, wie der Kursverfall des Lebensmittelkonzerns J.M. Smucker zeigt, der die Zölle und steigende Kosten für die unter den Erwartungen liegenden Ergebnisse verantwortlich machte (-15,6% am Tag der Veröffentlichung).
Auch die US-Notenbank Fed rechnet mit weniger Wirtschaftswachstum und mehr Inflation. Da Jay Powell die Risiken zwischen diesen beiden Parametern nicht gewichten kann, zögert er, sich auf einen Zeitplan für Zinssenkungen festzulegen, und hält die Geldpolitik für „gut aufgestellt, um abzuwarten”. Gleichzeitig schließt er jedoch eine Zinssenkung „sooner than later” nicht aus, sollte sich die Inflation günstig entwickeln.
Vor diesem Hintergrund ist der Konsens wieder entschieden bullish: Laut der jüngsten Umfrage der Bank of America rechnen nur noch 13% der Anleger mit einer Rezession (gegenüber 49% am Tag nach der Befreiung), und die durchschnittliche Liquidität in den Portfolios liegt bei knapp 4%. Angesichts der geopolitischen Turbulenzen im Nahen Osten und der Gefahr einer weiteren Kehrtwende des US-Präsidenten dürften die Aktienmärkte nun jedoch wieder verschnaufen, nachdem sie ihr Februar-Niveau erreicht haben. Das wäre – unter diesen Umständen – nur gesund…
von Pierre Pincemaille, Portfoliomanager, DNCA Investments
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