Trotz der doppelten Herausforderung durch geopolitische Risiken und Zollunsicherheiten sieht Craig Burelle, Global Macro Strategist beim US-amerikanischen Asset Manager Loomis Sayles (Boston), das Wirtschaftswachstum in den USA durch die Fundamentaldaten weiterhin gestützt. Vor allem das Wachstum der Unternehmensgewinne sollte sich seiner Meinung nach auf alle Sektoren ausweiten und bis 2026 anhalten. Zwar könnten die Preise in den USA vorübergehend ansteigen, da die Unternehmen die durch Zölle verursachten Kostensteigerungen weitergeben würden. Die US-Notenbank Fed dürfte jedoch über diese einmalige Preiserhöhung hinwegsehen, anstatt mit einer Straffung ihrer Geldpolitik zu reagieren. Im Gegenteil: Der Stratege der Natixis-Tochter rechnet mit Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte im Oktober und Dezember. Nach der starken Performance im Frühjahr könnten sich zwar die Aktienmärkte im Sommer konsolidieren; dennoch erwartet er eine Fortsetzung des starken Aufwärtstrends in den USA, Europa und den Schwellenländern.
Burelle: Das US-Wirtschaftswachstum könnte im Laufe dieses Jahres unter das langfristige Trendniveau sinken, aber die Rezessionswahrscheinlichkeit ist weiter zurückgegangen; wir schätzen sie nun bei 20 Prozent. Der gesunde Arbeitsmarkt und die anhaltende Schaffung von Arbeitsplätzen sollten die Konsumausgaben der amerikanischen Haushalte auf einem soliden Niveau halten.“
Das größte Risiko sieht Burelle in den Spannungen im Nahen Osten.
Burelle: „Das Versagen aller Parteien, die gegenseitige Abschreckung wiederherzustellen, führt zu einer Eskalationsdynamik, deren Risiken kaum zu überschätzen sind. Die Gefahr einer Schließung der Straße von Hormus ist eine dauerhafte Bedrohung für die weltweite Energieversorgung. Über diese Wasserstraße werden täglich rund 17 Millionen Barrel Rohöl und Erdölprodukte transportiert, was etwa 15% der weltweiten Nachfrage und rund 40% der weltweiten Exporte entspricht. Als Faustregel gilt, dass eine Unterbrechung der Ölexporte um eine Million Barrel pro Tag zu einem Anstieg der Ölpreise um schätzungsweise 10% führen kann. Wenn der Schiffsverkehr durch die Meerenge unterbrochen wird, muss die weltweite Nachfrage (und letztlich auch das Wirtschaftswachstum) erheblich nach unten korrigiert werden.“
Wegen der anhaltenden Schwäche des Dollars hält das US-amerikanische Investmenthaus eine Diversifizierung der Portfolios und ein Engagement in Nicht-Dollar-Währungen für sinnvoll. Da die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Rezession gesunken sei, werde der US-Dollar nicht mehr durch die Flucht in sichere Anlagen gestützt.
Burelle: „Die Bereitschaft der US-Regierung, Handelsabkommen auszuhandeln, bestärkt uns in unserer positiven Einschätzung von Nicht-US-Dollar-Anlagen. In Europa – insbesondere in Deutschland – dürfte die Hinwendung zu einer expansiveren Fiskalpolitik die langfristigen Wachstumsraten dieser Volkswirtschaften anheben. Die verbesserten globalen Wachstumsaussichten in den entwickelten und Schwellenländern ziehen Kapital an, ein Trend, der mehrere Quartale oder länger anhalten könnte. Zwar gilt nach wie vor, dass US-Aktien aufgrund ihrer relativ besseren Gewinnmargen und ihrer größeren Exposition gegenüber wachstumsstarken Unternehmen eine höhere Bewertung verdienen. Allerdings erscheint der S&P 500 Index im Vergleich zu seinen globalen Pendants teuer.“
Von Craig Burelle, Global Macro Strategist bei Loomis Sayles
Den vollständigen Investment Outlook finden Sie hier im englischen Original.
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