Bertrand Puiffe, Manager des Fidelity Nordic Fund, erklärt, warum der Ausblick für skandinavische Werte weiterhin vielversprechend ist:
"Über kurz wie lang haben die Aktienmärkte Skandinaviens den Durchschnitt der europäischen Börsen klar geschlagen. Mit einem Plus von 156 Prozent entwickelte sich der skandinavische Markt in den vergangenen zehn Jahren doppelt so gut wie der europäische Aktienindex MSCI Europe (plus 78 Prozent).
Skandinaviens Sektordiversifikation wird unterschätzt
Einige Investoren glauben, der nordische Aktienindex weise starke Konzentrationen in den zyklischen Sektoren Telekommunikation und Energie auf. Vergleicht man den FTSE Nordic Index und den MSCI Europe Index, fällt jedoch auf, dass der Telekommunikationssektor heute einen kleineren Anteil am skandinavischen Index ausmacht als im gesamteuropäischen Pendant. Das liegt vor allem daran, dass sich der skandinavische Markt seit den Hochzeiten von Nokia und Ericsson stark weiterentwickelt hat und nicht mehr von diesen ehemals als wirtschaftliche Zugpferde geltenden Unternehmen abhängig ist. Auch der Energiesektor nimmt einen deutlich kleineren Raum in der skandinavischen Wirtschaft ein, als manche annehmen. Zwar werden die Länder häufig als die "Ölfelder Europas" bezeichnet, dennoch ist der Energiesektor im FTSE Nordic Index gegenüber dem MSCI Europe sogar deutlich untergewichtet. Dagegen haben überraschenderweise Industriewerte mit knapp einem Viertel am FTSE Nordic ein doppelt so hohes Gewicht wie im MSCI Europe Index, in dem das produzierende Gewerbe mit lediglich 11,5 Prozent abgebildet ist.
Gesunde Volkswirtschaften mit Exportprofis in Nischen- und Wachstumsmärkten
Finnland, Schweden und Dänemark zeichnen sich durch gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie eine geringe Verschuldung und ein Haushaltsdefizit von unter drei Prozent aus. Insbesondere Norwegen verfügt über einen starken positiven Netto-Cashflow und einen massiven Staatsfonds mit einem Vermögenswert, der ungefähr dem 18-monatigen Bruttoinlandsprodukt entspricht. Auch wenn im Norden der Steuerdruck auf Privathaushalte hoch ist, für Firmen sind die Steuern günstig. So liegt etwa in Schweden die Körperschaftssteuer bei 22 Prozent, in Finnland bei 20 Prozent und in Dänemark wird sie bis zum Jahr 2015 von jetzt 25 auf dann 22 Prozent abgesenkt. Auch das stabile Bankensystem ist ein nicht zu vernachlässigender Standortvorteil: Die skandinavischen Länder zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Wesentlichen Banken mit Privatkundengeschäft haben. Diese sind bereits stark reguliert und weisen konservative Geschäftsmodelle mit hohen Eigenkapitalquoten auf.
Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind robust, mit gesunden Bilanzen und Spezialisierungen in Nischenmärkten mit wenig Wettbewerb. Beispiele sind Automobilsicherheitssysteme oder die Herstellung von Pflanzenölen für die Agrarindustrie. In diesen Zulieferbereichen sind die Nordeuropäer optimal aufgestellt, um sowohl am Wachstum der Schwellenländer als auch an der gesamtwirtschaftlichen Erholung im übrigen Europa teilzuhaben.
Skandinavische Aktien werden immer noch unter ihrem historischen Mittelwert gehandelt. Der etwas höhere Preis im Vergleich zum breiteren europäischen Markt ist gerechtfertigt, da hier die fundamental guten Aussichten der Unternehmen, ihre gesunden Bilanzen sowie ihr langfristiges Wachstumspotenzial einfließen."