Dominic Rossi, Global Chief Investment Officer Aktien bei Fidelity Worldwide Investment:
• Westliche Aktienmärkte profitieren vom nachhaltigen US-Aufschwung
"Die Wirtschaftslage in den USA ist dank struktureller Verbesserungen hinsichtlich des Doppeldefizits bei Haushalt und Handelsbilanz so gut wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das hat zur Stabilisierung des US-Dollars beigetragen. Der anhaltende Bärenmarkt des Greenback ist meiner Einschätzung nach zu Ende, die US-Währung dürfte nachhaltig aufwerten. Wir können zudem in den USA für das kommende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 3 Prozent und eine niedrige Inflation erwarten. Alles in allem ist das ein gutes Umfeld für die westlichen Aktienmärkte.
• Aktienmärkte steigen schneller als Unternehmensgewinne – damit wächst die Herausforderung, die besten Aktien zu finden
Ein weiterer Kursanstieg an den Aktienmärkten ist vor diesem Hintergrund wahrscheinlich. Ich gehe davon aus, dass US-Unternehmen 2014 das höchste Gewinnwachstum erzielen werden. Ganz allgemein aber dürften die Kurse an den Märkten kräftiger steigen als die Gewinne. Dementsprechend könnten die Marktbewertungen steigen und damit die Gefahr, dass Aktien teuer werden. Das macht Kurskorrekturen wahrscheinlicher. Die große Kunst für Anleger besteht in dieser Situation darin, Unternehmen mit überdurchschnittlichem Gewinnpotenzial aufzuspüren. In den letzten zehn Jahren sind pauschal die Bewertungen ganzer Branchen gestiegen, denen wie im Metallbergbau und in der Stahlbranche reale Vermögenswerte zugrunde liegen. Immaterielle Vermögenswerte haben im Gegenzug an Wert verloren. Nun dürfte es jedoch bei Unternehmen aus den Branchen Technologie, Gesundheit und Finanzdienstleistungen, die von ihrem geistigen Eigentum und ihrer Innovationskraft leben, zu einer Neubewertung kommen. Ich bin überzeugt, dass sie die Aktienmärkte in der kommenden Zeit anführen werden.
• Fortdauerndes Niedrigzinsumfeld macht Dividendenstrategien weiter interessant
In den kommenden Jahren dürfte sich in der entwickelten Welt unabhängig vom Ausstieg aus den US-Anleihekäufen das Niedrigzinsumfeld fortsetzen. Daher bin ich überzeugt, dass auch die Suche nach Rendite unvermindert anhalten wird. Dividendenstrategien werden dabei für unterschiedlichste Anlegergruppen weiter eine zentrale Anlagestrategie sein.
• In Europa bleiben Dividendenrenditen höher als Zinsen auf Unternehmensanleihen
In Europa sehe ich zaghafte Anzeichen einer Erholung. Ein echter struktureller Aufschwung dürfte aber noch zwei bis drei Jahre benötigen. Die Achillesferse des europäischen Aktienmarktes bleibt das unterkapitalisierte Bankensystem. Dabei ist eine Polarisierung der Kernkapitalquoten europäischer Banken erkennbar. Während die starken Geldhäuser stärker werden, werden die schwachen schwächer. Europäische Aktien sind insgesamt unverändert attraktiv bewertet, und bei vielen dürften die Dividendenrenditen höher bleiben als die Zinsen ihrer Anleihen.
• Großbritannien ist für eine positive Überraschung gut
Die Stärke der Erholung in Großbritannien und ein solides Wachstum des Bruttoinlandsprodukts können 2014 für eine Überraschung sorgen. Was als Immobilienboom anfing, hat an Breite gewonnen. Auch die öffentliche Verschuldung entwickelt sich erfreulich. Zudem hat sich die Kapitalausstattung britischer Banken deutlich gebessert. Ein Wermutstropfen sind die unverändert hohen Energiekosten auf der Insel. Insgesamt gibt es aber Grund zu vorsichtigem Optimismus. Der britische Leitindex FTSE 100 hat im Jahr 2014 sehr gute Chancen, die Marke von 7.000 Zählern zu durchbrechen. Der Wechselkurs des Pfund könnte problemlos auf 1,50 Dollar sinken – alleine das würde dem FTSE 100 kräftigen Auftrieb geben.
• In Japan gibt es ohne Strukturreformen kein langfristiges Wachstum
Die fiskalischen und geldpolitischen Anreize von Japans Premierminister Abe dürften in den nächsten zwölf Monaten das Wachstum des japanischen Bruttoinlandprodukts ankurbeln. Vor diesem Hintergrund gibt es Spielraum für Kursgewinne. Ob die Rally dann aber in einen mehrjährigen Bullenmarkt mündet, bleibt abzuwarten. Die Antwort darauf hängt vom Erfolg des dritten Pfeils der sogenannten "Abenomics" ab, den Strukturreformen. Japans reales Wachstum wird nur dann langfristig steigen, wenn mehr Menschen in Lohn und Brot gebracht werden oder die Produktivität verbessert wird.
• Schwellenländer müssen ihr Wirtschaftsmodell verändern
Der Druck auf die Schwellenländer wird anhalten. Zwischen 2003 und 2007 haben alle Schwellenländer vom Aufstieg Chinas, dem schwachen US-Dollar und den hohen Rohstoffpreisen profitiert. Inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen jedoch geändert. Damit treten die Unterschiede zwischen den einzelnen Schwellenländern wieder deutlich hervor. Das müssen Anleger berücksichtigen. Meines Erachtens müssen sich die Schwellenländer von ihren exportbasierten Wirtschaftsmodellen verabschieden und strukturelle Reformen in Angriff nehmen. Länder wie China, die diesen Weg einschlagen, dürften sich gut behaupten. Die anderen werden wohl weiter kräftigen Gegenwind verspüren. Aber auch das reformfreudige China steht vor Herausforderungen. Die größte ist der chinesische Kreditmarkt. Die Frage ist, wie das Land mit einem möglichen Entschuldungsprozess umgeht. Ich gehe davon aus, dass dies zu einem langsameren Wirtschaftswachstum führen wird als wir es in den vergangenen Jahren gesehen haben."
US-Aktien werden die globalen Börsen anführen
Fidelity Jahresausblick 2014 – Teil 9: "Die Wirtschaftslage in den USA ist dank struktureller Verbesserungen hinsichtlich des Doppeldefizits bei Haushalt und Handelsbilanz so gut wie seit 20 Jahren nicht mehr", so Dominic Rossi, Global Chief Investment Officer Aktien bei Fidelity Worldwide Investment. Fidelity International | 11.12.2013 09:51 Uhr
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