"Ich gehe aber dennoch davon aus, dass deutsche Aktien bis Ende 2014 um über zehn Prozent zulegen werden.
Getrieben wird diese positive Entwicklung von einem deutlichen Gewinnwachstum 2014 und 2015. Denn deutsche Konzerne werden sowohl vom globalen Wachstum als auch von einem robusten Binnenkonsum profitieren. Die Konsequenzen der deutschen Wettbewerbsstärke und der Steigerung der Lohnsumme sind vielversprechend - 2014 werden beide großen Säulen, sowohl der Konsum als auch die Exporte positiv zum Wachstum der Unternehmensgewinne beitragen. Die Rahmenbedingungen stimmen. Die Reallöhne steigen, die neue Regierung dürfte von größeren Steuererhöhungen absehen, die Zahl der Arbeitnehmer steigt und die Inflation bleibt zunächst niedrig. Zudem hellt sich in weiten Teilen der Welt die konjunkturelle Stimmung auf. Dank ihrer sehr hohen Exportquote werden deutsche Unternehmen mit zu den Hauptprofiteuren dieser Entwicklung gehören. Mittelfristig muss Deutschland allerdings aufpassen, den erfolgreichen Reformkurs fortzusetzen. Eine Steuerstrukturreform fehlt weiterhin und Maßnahmen der neuen Regierung zur Zeitarbeit und zur Rente sind eher eine Belastung für die deutsche Wirtschaft.
Deutsche Aktien sind auch deshalb interessant, weil ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) noch deutlich unter dem historischen Durchschnitt liegt. Hinzu kommt eine Dividendenrendite von rund drei Prozent. Allerdings erwarte ich nach den kräftigen Kursgewinnen, dass die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern größer wird und Fundamentaldaten stärker in den Mittelpunkt rücken. So ist der MDAX mehr als eine Standardabweichung über seinen historischen Bewertungen und weist eine Rekordprämie von mehr als 20 Prozent Aufschlag gegenüber dem DAX auf. Viele Unternehmen in diesem Segment sind zu teuer. Deshalb schaue ich neben den Large Caps vor allem auf Firmen im SDAX, wo man noch viele unterschätzte Geschäftsmodelle findet. Durch die historisch gute Bilanzsituation großer Unternehmen besteht hier zudem die Chance, von Übernahmen zu profitieren.
Ein positives Beispiel ist VW. Während der Autobauer inzwischen rund jedes zweite Auto in den Wachstumsmärkten der Welt verkauft, hat das Unternehmen in Europa Marktanteile gewonnen und wird von einer Erholung des Kontinents stark profitieren. Auch der steigende Anteil margenstarker Premiumfahrzeuge wird meines Erachtens unterschätzt. Gleichzeitig überzeugt VW mit interner Kostenkontrolle, unter anderem durch das zunehmend eingeführte Modulkonzept und die starke Bilanz, die mehr als zehn Milliarden Euro Nettoliquidität aufweist. Mit einem KGV unter acht ist die VW-Aktie zudem eines der günstigsten und am stärksten unterbewerteten Unternehmen in Deutschland."