-) Die Analysten von Fidelity International (Fidelity) erwarten, dass bis 2030 etwa ein Viertel aller Unternehmen klimaneutral sein wird
-) Unternehmen aus Europa führen das Feld an, aber andere Regionen schließen auf
-) 25 Prozent der für China zuständigen Analysten berichten, dass die meisten ihrer Unternehmen ESG-Themen stärker berücksichtigen; in den drei Jahren davor sagten dies lediglich 15 Prozent
Rund ein Viertel (24 Prozent) aller Unternehmen wird bis zum Ende dieses Jahrzehnts CO2-neutral sein. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Analystenumfrage von Fidelity International. Daran wird deutlich, dass die Faktoren Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung, kurz ESG (environmental, social, governance), in vielen Branchen und Regionen weiter an Bedeutung gewinnen. Europas Unternehmen haben auf dem Weg zum Klimaneutralitätsziel die Nase vorn: 30 Prozent von ihnen, so schätzen die Analysten, werden schon 2030 unter dem Strich keinen Kohlenstoff mehr emittieren. Aber ihre Wettbewerber aus Asien holen auf. Mindestens jedes fünfte Unternehmen (23 Prozent) aus der Region Asien-Pazifik wird diesen Meilenstein bis dahin erreicht haben.
In seiner jährlichen Umfrage ermittelt Fidelity International die Einschätzungen seiner Analysten in allen Teilen der Welt. Dabei werden Informationen aus rund 15.000 Interaktionen mit Firmen gesammelt, um zentrale Trends in den Unternehmen aufzuspüren. Den vollständigen Bericht lesen Sie hier.
Grafik 1: Fast ein Viertel aller Unternehmen wird bis zum Ende des Jahrzehnts klimaneutral sein
„Wie viel Prozent Ihrer Unternehmen werden nach Ihrer Schätzung bis 2030, 2040 bzw. 2050 bezogen auf die Emissionen Scope 1, 2 und 3 klimaneutral sein?“ Quelle: Fidelity Analystenumfrage 2021.
Jenn-Hui Tan, Leiter Stewardship and Sustainable Investing bei Fidelity International, kommentiert die Ergebnisse: „Nach unserer Überzeugung geht vom Klimawandel eine der größten Bedrohungen für die Gesellschaft, die Wirtschaft und damit die langfristige Rentabilität von Unternehmen und Märkten aus. Deshalb erwarten wir von den Unternehmen, in die wir anlegen, dass sie richtungweisende Anstrengungen mit Blick auf die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels auf ihr Geschäft unternehmen.
Es ist ermutigend zu sehen, dass Nachhaltigkeitsthemen branchen- und länderübergreifend Jahr für Jahr auf der Agenda weiter nach oben klettern. Diesen Bewusstseinswandel hat die Pandemie weiter beschleunigt. In diesem Jahr berichteten erstmals mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Fidelity-Analysten, dass die meisten ihrer Unternehmen inzwischen regelmäßig Nachhaltigkeitsthemen erörtern. 2020 hatten dies noch 46 Prozent und 2017 lediglich 13 Prozent der Befragten angegeben.
Unseren Prognosen zur Klimaneutralität liegen die aktuellen Pläne der Unternehmen zugrunde. Sie dürften in den nächsten Jahren nach oben korrigiert werden, wenn die Vorschriften verschärft werden und Anleger solide ESG-Praktiken zu einer zentralen Voraussetzung für die Zuteilung ihres Kapitals machen.“
Chinas Ziel, 2060 klimaneutral zu sein, ist ehrgeizig – aber erreichbar
Von den Fidelity-Analysten, die für China zuständig sind, gaben 25 Prozent an, dass die meisten ihrer Unternehmen ESG-Themen inzwischen stärker berücksichtigen – nach lediglich 15 Prozent in den drei Jahren zuvor. Darin könnte sich bereits Chinas ambitioniertes Ziel, bis 2060 CO2-neutral zu sein, niederschlagen.
Grafik 2: Überall gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung
„Haben sich Ihre Unternehmen im vergangenen Jahr verstärkt um die Implementierung und Kommunikation von ESG-Richtlinien bemüht?“ Quelle: Fidelity Analystenumfrage 2021.
Flora Wang, Leiterin Sustainable Investing und Assistant-Fondsmanagerin bei Fidelity International, kommentiert: „Chinas CO2-Emissionen dürften gegen 2030 ihren Höhepunkt erreichen. Damit bleiben dem Land nur knapp 30 Jahre, um bis 2060 sein Klimaneutralitätsziel zu erreichen. In Europa beispielsweise markierten die Kohlenstoffemissionen bereits Anfang der 1990er ihren Höhepunkt – und das bei deutlich geringerer CO2-Intensität.
China hat sich damit zweifellos ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Aber unsere Gespräche mit chinesischen Firmen stimmen mich zuversichtlich, dass sie die Herausforderung meistern können. Auch aus unserem jüngsten Investment-Stewardship-Bericht für China gehen Fortschritte in dieser Hinsicht hervor. Das Reich der Mitte hat viel zu verlieren, wenn es nicht gelingt, den Klimawandel in Schach zu halten.“
Große Zuversicht mit Blick auf 2021
In vielen Ländern gelten nach wie vor coronabedingte Beschränkungen. Dennoch stellten die Analysten von Fidelity fest, dass die Firmenentscheider die Aussichten für ihr Unternehmen in diesem Jahr durchweg optimistisch beurteilen. Gründe sind neben niedrigen Zinsen auch negative Realrenditen und die Unterstützung seitens der Fiskalpolitik. All das sind günstige Voraussetzungen für einen weltweit kräftigen Wachstumsschub in diesem Jahr und darüber hinaus.
„Wie beurteilen Sie bei Ihren Unternehmen die Zuversicht der Managementteams mit Blick auf Investitionen in ihr Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten verglichen mit den letzten zwölf Monaten?“ Quelle: Fidelity Analystenumfrage 2021.
Terry Raven, Leiter European Equities bei Fidelity International, kommentiert: „Das Tempo der Erholung wird in den einzelnen Ländern und Branchen unterschiedlich sein, je nachdem, wie schnell die Impfungen vorankommen und wie sich neue Covid-Varianten auswirken. China wurde 2020 als erstes Land von der Pandemie erfasst und hat sie auch als Erstes hinter sich gelassen. Dieser Vorteil dürfte dem Reich der Mitte auch in diesem Jahr zugutekommen. Europa und die USA werden sich nicht zuletzt dank der Impfkampagnen allmählich erholen und ihre Wirtschaft wieder hochfahren können. In der zweiten Jahreshälfte könnte es daher durchaus zu einem kräftigen Aufschwung kommen. Einige Branchen, die die Pandemie besonders gebeutelt hat, dürften sich stark erholen, auch wenn dies nicht für alle in gleicher Weise gelten wird.