Die USA und China haben eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der sie eine vorübergehende Senkung der Zölle ankündigen. Die USA werden die Zölle auf chinesische Waren für einen Zeitraum von 90 Tagen von 145% auf 30% senken, während China im gleichen Zeitraum die Zölle auf US-Importe von 125% auf 10% reduziert. Die Aktienmärkte reagierten positiv; chinesische und Hongkonger Aktien legten nach der Ankündigung zu.
Diese kurzfristige Entlastung ist ein ermutigendes Signal für die Märkte und dürfte dazu beitragen, etwas Vertrauen zurückzugewinnen. Allerdings sind die deutlichen Senkungen der Zölle auch zeitlich begrenzt. Doch momentan könnte die Stimmung für das Marktvertrauen – und den innenpolitischen Rückhalt – wichtiger sein als der Inhalt einer substanziellen Vereinbarung. Was bedeutet das also für Anleger?
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Erstens: Auch wenn die Senkungen nur vorübergehend sind, stellen sie eine spürbare Verringerung der effektiven Zollbelastung dar. Das hohe Zollregime zwischen den USA und China hat bereits erhebliche Störungen verursacht, den bilateralen Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt deutlich reduziert und das Risiko einer globalen Wachstumsverlangsamung erhöht. Zwar steht derzeit keine der beiden Volkswirtschaften kurz vor dem Kollaps, doch eine spürbare Senkung der Zölle hilft, dieses Risiko zu mindern. Die US-Regierung wird die Nachfrage voraussichtlich weiterhin durch Steuererleichterungen und andere fiskalische Maßnahmen zur Stärkung des privaten Konsums unterstützen. China, das sich über Jahre hinweg auf erneute Handelskonflikte vorbereitet und seine Abhängigkeit von US-Exporten verringert hat, verfügt ebenfalls über Spielraum, um Konjunkturanreize im Inland zu setzen. Diese Entwicklungen, zusammen mit dem Abbau von Handelsbarrieren, sollten sowohl den Aktien- als auch den Kreditmärkten Auftrieb geben.
Zweitens: Trotz dieser Zollsenkungen hat die Umstrukturierung der globalen Handelsströme bereits begonnen. Der Rückgang des direkten Handels zwischen den USA und China hat zu einer verstärkten Umlenkung über Südostasien und andere sogenannte Drittstaaten geführt. Unterschiedliche Zölle bleiben weiterhin relevant und werden den Handel auch künftig anhand von relativer Wettbewerbsfähigkeit, Infrastrukturkapazitäten und nationalen politischen Reaktionen beeinflussen. Diese strukturellen Veränderungen werden sich erst allmählich bemerkbar machen, da Unternehmen ihre Lieferketten und Logistik anpassen, sind jedoch für Investoren bei ihrer Asien-Strategie von Bedeutung.
Drittens: So erfreulich diese Entwicklung auch ist, Anleger sollten sie eher als Entspannung innerhalb eines langfristigen Trends hin zu größerer wirtschaftlicher Eigenständigkeit in den US-chinesischen Beziehungen verstehen.
Von Stuart Rumble, Head of Investment Directing, Asia Pacific bei Fidelity International
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