- Merz-Regierung sendet richtige wirtschaftspolitische Signale
- Mögliche Zoll-Einigung und Konjunkturpakete als Booster für deutsche Aktien
- Chancen bei Nebenwerten vorhanden, aber Selektivität bleibt der Schlüssel
Die Kernaussage unseres Ausblicks für 2025 war, dass Deutschland strukturelle Veränderungen benötigt. Wir mahnten eine Reform der „Schuldenbremse" an, um private und unternehmerische Investitionen anzuregen. Außerdem forderten wir einen Abbau von Bürokratie. Wir hofften damals, dass die Wahlen im Februar ein Katalysator für diesen dringend benötigten Reformen sein würden.
Mittlerweile ist klar, dass die neue Regierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz liefert. Zumindest behandelt sie viele wirtschaftspolitische Themen mit der gebotenen Dringlichkeit. Im Wesentlichen wird unsere „Wunschliste für Veränderungen", wie wir sie damals formuliert hatten, angegangen oder befindet sich in der Umsetzung. Ja, es wird Zeit brauchen, bis die angekündigten Maßnahmen Wirkung zeigen, und es muss noch mehr getan werden. Aber die grundsätzliche Richtung stimmt.
Auch das Interesse ausländischer Anleger an hiesigen Aktien hat wieder stark zugenommen. Im Ausland wird wahrgenommen, dass sich in Deutschland etwas tut. Das ist eine gute Nachricht für den Wirtschaftsstandort. Nach unseren Berechnungen werden die bisher angekündigten Maßnahmen voraussichtlich einen kumulativen Anstieg des realen BIP von mehr als 4% über das nächste Jahrzehnt bewirken. Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Auf und Ab bei deutschen Aktien
Entsprechend erlebten deutsche Aktien einen starken Jahresanfang mit einem Anstieg des HDAX-Index um 18% bis zum 18. März. In den darauffolgenden Wochen materialisierten sich leider unsere Befürchtungen eines eskalierenden globalen Handelskrieges. US-Präsident Trump kündigte weit höhere Zölle als erwartet an, und bis zum 7. April hatte der HDAX alle seine vorherigen Gewinne für das Jahr wieder abgegeben. Ein volatiler Jahresbeginn, gelinde gesagt. Im Fonds blieben wir unserem disziplinierten Investitionsprozess treu und konnten im April mehrere attraktive Gelegenheiten nutzen. Dadurch konnten wir das Portfolio pro-zyklischer aufstellen - bei attraktiven Bewertungen.
Als sich die Einschätzung des Marktes über den wahrscheinlichen Ausgang der Zoll-Diskussion änderte und der US-Präsident die 90-tägige "Zollpause" ankündigte, erholte sich der Markt ebenso schnell, wie er zuvor gefallen war. Deutsche Aktien erreichten am 5. Juni ein neues Allzeithoch.
Nebenwerte sind kein Selbstläufer
Wie geht es nun weiter? Sollten die EU und die USA in den nächsten Wochen erfolgreich ein Handelsabkommen abschließen (eine erneute Verlängerung der "Zollpause" wurde ja bereits verkündet), wird der positive Trend für deutsche Aktien wahrscheinlich anhalten. Außerdem dürften wir die ersten positiven Auswirkungen der deutschen Konjunkturmaßnahmen sehen. Gerade in diesen Zeiten ist ein deutlich negativeres Ereignis aber natürlich nicht auszuschließen. Geopolitische Entwicklungen werden den Aktienmärkten weiter ihren Stempel aufdrücken und die Volatilität dürfte noch einige Zeit hoch bleiben.
Viele Anleger fragen sich zudem aktuell, inwieweit auch deutsche Nebenwerte von den geplanten Milliardeninvestitionen profitieren können. Während Nebenwerte in der jüngeren Vergangenheit oft links liegengelassen wurden, sind sie für viele wieder mehr von Interesse. Viele Aktien sind hier schon gut gelaufen, und die Wahrscheinlichkeit, „versteckte Juwelen“ aufzutun, ist eher niedrig. Aber wir sehen wieder mehr Chancen in diesem Segment, und selektiv vorgehende Anleger könnten profitieren.
Fazit
Wir werden in unserem Portfolio weiterhin auf hochwertige Unternehmen mit guten Wachstumsaussichten setzen. Die deutsche Wirtschaft durchläuft positive Veränderungen, und es wird nun darauf ankommen, dass die Reformvorhaben auch effizient umgesetzt werden. Für langfristig orientierte Anleger können sich daraus gute Gelegenheiten ergeben.
Von Tom Ackermans, Deutschlandfondsmanager bei Fidelity International
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