Wo stehen wir im Schwellenländer-Zyklus?

Laut Emil Wolter & Wojciech Stanislawski, Emerging Markets Fondsmanager bei Comgest, zeigen die jüngsten Zuflüsse in die Assetklasse eine klare Tendenz: "Das Pendel der Investoren scheint in Richtung Optimismus auszuschlagen." Comgest | 12.09.2016 09:36 Uhr
Emil Wolter, Comgest / ©  Comgest
Emil Wolter, Comgest / © Comgest
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"Die Volkswirtschaften der Schwellenländer haben einen harten Anpassungsprozess durchlaufen. 2013 bis 2015 erwiesen sich als harte Jahre, denn die Politik war vor allem auf Wachstumserhalt bedacht anstatt auf Produktivitätssteigerung. Der Rohstoffpreisverfall, der starke USD, die geldpolitische Straffung sowie eine restriktivere Finanzpolitik führten zu einem tiefen Anpassungsprozess. Inzwischen stabilisiert sich aber das Wirtschaftsumfeld und wichtige Volkswirtschaften wie China oder Indien haben einen glaubwürdigen Reformkurs eingeschlagen. Auch in Brasilien können wir beobachten, dass nun ernsthafte Reformen angegangen werden.

Insgesamt erscheint uns heute das Wachstumsfundament deutlich solider als noch vor einigen Jahren. Lediglich die Ausweitung der Verschuldung, vor allem in China, macht uns noch Sorgen. Das Land verfügt jedoch über genügend wirtschaftliche Flexibilität, um dieses Problem lösen zu können, und den politischen Willen, dies auch zu tun.

Die Kapitalrenditen der Schwellenländerunternehmen durchliefen ebenfalls eine Anpassungsphase und stabilisieren sich. Das Gewinnwachstum der Schwellenlandunternehmen hat sich sowohl absolut sowie relativ zu den entwickelten Ländern verbessert.

Wojciech Stanislawski, Comgest
Wojciech Stanislawski, Comgest
Unter Berücksichtigung der niedrigen Bewertungen, der Untergewichtung der Investoren und des niedrigen Gewinnniveaus macht deshalb aufgrund unserer Analyse jetzt ein erhöhtes Engagement in den Schwellenländern Sinn.


Allerdings haben sich die Fundamentaldaten der Schwellenländeraktien aus unserer Sicht noch nicht so stark verbessert, dass von einem neuen Bullenmarkt gesprochen werden sollte. Hierfür müssten die Verschuldung abgebaut und die Produktivität gesteigert werden.

Bis dahin sollten bei der Übergewichtung der Vermögensklasse vor allem ausgewählte, widerstandsfähige Unternehmen im Mittelpunkt stehen, die aufgrund ihrer Strategie auch die schwierigen Bedingungen in einigen Ländern der Region wie Brasilien nutzen können. Comgest praktiziert dies bereits seit 30 Jahren über seinen Qualitätswachstumsansatz.

So ist der Comgest Growth Emerging Markets heute in 43 Unternehmen investiert, die eine optimale Kombination aus vorhersehbarem Wachstum, hohen Renditen und niedriger Verschuldung zusammen mit einer angemessenen Bewertung bieten. Im Folgenden wollen wir drei Unternehmen skizzieren, die unserem Anforderungsprofil an ein Investment entsprechen:

 

1) Kweichow Moutai ist eines dieser Qualitätswachstumsunternehmen. Während die Branche 2012-2014 aufgrund der Korruptionsbekämpfung schrumpfte, gelang es Chinas führendem Spirituosenhersteller, den Umsatz sowie die Gewinne zu halten und Marktanteile hinzuzugewinnen. Dies belegt die Stärke der Marke und die Qualität des Managements. Mittlerweile verzeichnet Kweichow Moutai wieder zweistellige Wachstumsraten, und die Preise seiner Premiumprodukte steigen. Die Kapitalrenditen (RoE 25%) und die Rentabilität (EBIT-Marge > 65%) sind hoch, das Gewinnwachstum mit 15% (CAGR 2015-18) stabil und die Bewertungen bleiben bei einem KGV von 20x angemessen.

2) CCR, Companhia de Concessões Rodoviárias, ist eines der besten langfristigen Infrastrukturunternehmen in den globalen Schwellenländern. Wir konnten die Position in der zweiten Jahreshälfte 2015 erhöhen, als der brasilianische Aktienmarkt sehr schwach war. Kurzfristig profitiert das Unternehmen von den gesunkenen langfristigen Zinsen in Brasilien, eine direkte Auswirkung der politischen Veränderungen der letzten Monate. Langfristig profitiert das Unternehmen von Investitionen in Autobahnen der letzten Jahre, die bereits in den kommenden Monaten zu höheren Umsätzen und Gewinnen beitragen werden. In der Krise sind einige Unternehmen aus dem Markt ausgeschieden, da sie nicht die Unternehmensgröße und Finanzkraft hatten, um erfolgreich mit dem Marktführer CCR im Wettbewerb zu stehen. Infrastrukturinvestitionen sind für den klammen Staat Brasilien wichtig, d.h. starke Partner aus der Privatwirtschaft wie CCR werden weiterhin eine große Rolle spielen. Mit mehr als 30% Eigenkapitalrendite, 30% Gewinnwachstum (CAGR 2016-2018) ist das Unternehmen mit einem KGV von 20 moderat bewertet. 

3) Power Grid of India ist der Monopolbetreiber des zentralen Stromversorgungsnetzwerk in Indien. Der indische Staat garantiert dem Unternehmen eine 15,5%-ige Eigenkapitalrendite, während die starke Demografie sowie die bestehende Lücke in der Elektrizitätsversorgung des Landes für langfristiges und vorhersehbares Gewinnwachstum sorgt. Ein möglicher Erfolg von Premier Modi‘s eingeführten Reformen der indischen Angebotsseite könnte dem Unternehmen ein noch stärkeres Wachstum bescheren. Die Bewertung des Unternehmens bleibt bei einem KGV von 11x für 20% Gewinnwachstum (CAGR 2016-2018) sowie 15,5% Eigenkapitalrendite moderat.

In den gut 20 Jahren, für die ein öffentlicher Track Record vorliegt, lieferte der von Comgest gewählte Qualitätswachstumsansatz Erträge, die deutlich über dem Marktniveau liegen, obwohl das Risiko niedriger ist. Angesichts des weiterhin unsicheren Umfelds der Schwellenländer dürfte dies eine Beruhigung für Investoren sein, um gleichzeitig von den langfristigen Wachstumsperspektiven der Region zu profitieren."

Emil Wolter & Wojciech Stanislawski, Comgest

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