Das Jahr des Tigers wird unserer Einschätzung nach für Investoren besser laufen, als es der Name vermuten lässt. 2022 könnte die Inflation rund um den Globus nach oben schnellen. In diesem Fall könnte sich China als Zufluchtsort erweisen, da die Inflation dort niedrig bleibt und die Geldpolitik gelockert wird. Zusätzlich gehen wir davon aus, dass die behördlichen Maßnahmen nachlassen werden. China hat nach wie vor einige höchst innovative Unternehmen zu bieten, beispielsweise in den Bereichen Videospiele bzw. Gaming, Elektromobilität und Biopharma. Wir sind überzeugt, dass die chinesische Regierung ihre langfristigen Reform-Bemühungen zugunsten der Innovation im Lande fortsetzen wird. China bietet Anlegern viele Chancen und 2022 ist unserer Meinung nach ein gutes Jahr, um diese zu erkunden. Für internationale Investoren bietet China eine Diversifizierung gegenüber entwickelten Märkten. Da der KGV-Abschlag Chinas gegenüber den USA fast den Höchststand des letzten Jahrzehnts erreicht hat und das geschätzte Gewinnwachstum hoch ist[2], könnte sich die geringe Korrelation im Jahr des Tigers zugunsten chinesischer Aktien auswirken. China erfordert eine gewisse unkonventionelle Herangehensweise, da das Land schon oft mit starker Performance überrascht hat, obwohl es börsentechnisch am Boden zu sein schien.
Was hinter „Gemeinsamen Wohlstand“ steckt
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich die Intensität der behördlichen Regulierungsmaßnahmen aus 2021 in diesem Jahr wiederholt. Das liegt nicht daran, dass das Vorantreiben des „Gemeinsamen Wohlstandes“ vorbei ist, ganz im Gegenteil. Die chinesische Regierung verfolgt vielmehr das langfristige Ziel, immer mehr Bürgern den Zugang zu einem Lebensstil in der Mittelschicht zu ermöglichen. Stock Picker wie wir müssen bei unserer Aktienauswahl die Absichten der Regierung und mögliche behördliche Risiken berücksichtigen. Wir stellen uns daher die Frage, ob unser Aktienportfolio mit den Zielen der Regierung übereinstimmt oder nicht. So einfach ist das. Obwohl „Gemeinsamer Wohlstand“ von einigen als ausschließlich negativ angesehen wird, bietet er für langfristige Anleger wie Comgest vielversprechende Möglichkeiten.
Tai Fook, Anta und Midea
Eine dieser Chancen liegt in Unternehmen, die sich mit ihren Produkten oder Dienstleistungen an Chinas Mittelschicht richten. Wir investieren beispielsweise in den Juwelier Chow Tai Fook, der chinesische Tiffany & Co, und in die Sportbekleidungsmarke Anta, ein sehr erfolgreicher Mitbewerber von Adidas und Nike. Beide sind generationsübergreifend, einschließlich der Generation Z, sehr beliebt. Da sie „Made in China“ sind, profitieren sie auch vom sogenannten „Guochao“ – einem Trend in der jüngeren chinesischen Bevölkerung, mehr Geld für regionale Marken auszugeben. Midea, einer der innovativsten Hersteller von Haushaltsgeräten, ist ein weiteres Beispiel. Das hochmoderne, direkt an die Konsumenten gerichtete Online-Vertriebsmodell hat es Midea ermöglicht, während der COVID-Krise sowohl in China als auch im Ausland sehr stark zu wachsen.
Chinas Pendant zum Hollywood-Blockbuster
Lassen Sie uns zudem nicht vergessen, dass China Heimat einiger sehr dynamischer und innovativer Unternehmen ist. Nehmen wir als Beispiel den Bereich Video-Spiele und dabei vor allem die Sparte mobile Handy-Spiele. Sie sind ein großer Teil des chinesischen Kulturexports und somit Chinas Äquivalent zum Hollywood-Film. Unternehmen wie Tencent und Netease haben einen riesigen Inlandsmarkt, um ihre Expertise in der Branche auszubauen und Skaleneffekte zu erreichen. Das Internet-Unternehmen Tencent lernt schnell, denn die regulatorischen Kontrollen reichen von Spielen über soziale Medien bis hin zu E-Commerce. Anders gesagt: Die chinesischen Behörden haben das Unternehmen im Visier. Ein internes Umdenken hat dazu geführt, dass Tencent im vergangenen Jahr bei Investitionen in China vorsichtiger geworden ist und sich nun stärker auf die Expansion im Ausland konzentriert. Aufgrund seiner allgegenwärtigen App WeChat, seiner Dominanz in der chinesischen Gaming-Szene und seiner Investitionen im Ausland sollte das Unternehmen in der Lage sein, seinen Wachstumskurs der letzten zehn Jahre fortzusetzen. Tencent bildet aktuell die größte Position im Comgest Growth China Fonds.
Hightech und Healthcare
Mit starker staatlicher Unterstützung und dem Bestreben, China zu einem Hightech-Standort zu machen, haben sich chinesische Unternehmen technologisches Knowhow in aufstrebenden Wachstumsmärkten wie der Elektromobilität angeeignet. Dank Spitzentechnologie und hochmoderner Produktion können die dynamischsten Marktteilnehmer große Teile des Marktes abdecken. Eine unserer Positionen ist Bafang Electric, einer der größten Hersteller von Elektromotoren für Elektrofahrräder. Obwohl das Unternehmen noch jung ist – es wurde 2003 gegründet – steht es bereits im direkten Wettbewerb mit Shimano und Bosch.
Auch der chinesische Healthcare-Markt entwickelt sich rasch weiter, nachdem China sich das Ziel gesetzt hat, das öffentliche Gesundheitssystem zu verbessern. Das Reich der Mitte hat die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich stark ausgebaut, um westliche Player einzuholen. Wir investieren beispielsweise in WuXi Biologics. Das Unternehmen hat sich bereits zum größten Outsourcing-Partner der globalen biopharmazeutischen Industrie entwickelt, wenn es um die Entdeckung und Entwicklung biologischer Arzneimittel geht. Dank seines herausragenden Erfolgs auf dem Exportmarkt, erzielt es bereits 70 Prozent seiner Einnahmen außerhalb Chinas[3].
Jimmy Chen, Portfoliomanager des Comgest Growth China Fonds
[1] Der Comgest Growth China ist ein OGAW-konformer Teilfonds der Comgest Growth plc (CGPLC), einer offenen Umbrella-Investmentgesellschaft mit variablem Kapital und getrennter Haftung zwischen den Teilfonds, die in Irland gegründet wurde und von der irischen Zentralbank reguliert wird.
[2] Quelle: Factsheet zum Comgest Growth China (Stand 31.12.2021). Verfügbar auf www.comgest.com
[3] Quelle: Wuxi Biologics 2021 (Halbjahresreport)