Comgest-Fondsmanager Chen: Gelingt China im "Jahr des Hasen" das Comeback?

Nach chinesischem Kalender beginnt am 22. Januar 2023 das Jahr des Hasen. Während sich das Land auf den Jahreswechsel vorbereitet, glaubt Jimmy Chen, Portfoliomanager des Comgest Growth China Fund, dass China nach einem wirtschaftlich schwierigen Jahr und schlechter Stimmung an den Börsen vor einer Erholung und dem Wiederaufschwung steht: Comgest | 18.01.2023 09:38 Uhr
Jimmy Chen, Portfoliomanager des Comgest Growth China Fonds (c) Comgest / © e-fundresearch / Comgest
Jimmy Chen, Portfoliomanager des Comgest Growth China Fonds (c) Comgest / © e-fundresearch / Comgest
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Für die chinesischen Aktienmärkte war 2022 das zweite schwierige Jahr in Folge, bedingt durch Chinas strikte Null-Covid-Strategie, das harte Durchgreifen der Regulierungsbehörden gegen Unternehmen sowie die eskalierenden geopolitischen Spannungen. Gegen Ende des Jahres zeichnete sich allerdings ein grundlegender Wandel ab: Die chinesische Regierung hob die meisten ihrer Covid-Beschränkungen auf, die Industriepolitik wurde wieder unternehmensfreundlicher und es wurden einige Fortschritte bei der Eindämmung geopolitischer Spannungen erzielt. Zudem wird erwartet, dass die Inflationsrate in China moderat bleibt, so dass die makroökonomische Politik weiterhin locker bleiben kann.

Gute Voraussetzungen für starke Performance

Unserer Ansicht nach dürfte das Jahr 2023 von einer Wachstumsbeschleunigung und einer Erholung der Anlegerstimmung geprägt sein. Die KGV-Bewertung chinesischer Aktien ist im historischen Vergleich nach wie vor günstig. [1] Daher sind wir der Meinung, dass chinesische Aktien im Jahr des Hasen die Voraussetzungen für eine starke Performance haben.

Im Jahr 2022 waren die Null-Covid-Maßnahmen der chinesischen Regierung die größte Belastung für das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen. Ab dem 8. Januar 2023 wurden jedoch alle verbleibenden Covid-Beschränkungen aufgehoben. Die schlechte Nachricht ist, dass dadurch das Tempo der Covid-Infektionen rasant ansteigt und das Gesundheitssystem überlastet wird. [2] Dafür wird China den Höhepunkt der Infektionen voraussichtlich früher erreichen und die Wirtschaftstätigkeit sich schneller als erwartet erholen.  

Unternehmensfreundliche Industriepolitik

Darüber hinaus ist die Industriepolitik unternehmensfreundlicher geworden. Dies zeigt sich etwa daran, dass das fast zweijährige harte Vorgehen gegen Tech-Plattformen anscheinend gelockert wird, wie der jüngste Abschluss der Kapitalerhöhung von Ant Financial zeigt.[3] Auch die Vergabe von Glücksspiellizenzen wurde im April nach einem achtmonatigen Stillstand wieder aufgenommen, und die Unternehmen Tencent und Netease erhielten ab September ihre Genehmigungen. [4] Die Regierung lockert auch die Vorschriften für Bauträger, nachdem die Bemühungen um einen Schuldenabbau zu einer Liquiditätskrise in der Branche geführt hatten. Auf makroökonomischer Ebene profitiert die Volkswirtschaft davon, dass die inländischen Lieferketten stabil geblieben sind und es zudem kein „Helikoptergeld“ gab, so dass die Inflation moderat ist und die Finanz- und Geldpolitik damit weiterhin locker bleiben kann. [5]

Stabilisierung der Beziehungen mit den USA

Die Beziehungen zwischen China und den USA haben sich zuletzt stabilisiert. Im November trafen sich der chinesische Präsident Xi Jinping und der US-Präsident Joe Biden zum ersten Mal als Staatsoberhäupter persönlich, um die Arbeitsbeziehungen wiederherzustellen. [6] Ebenso wurde den Wirtschaftsprüfern des U.S. Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) von der chinesischen Aufsichtsbehörde im September in Hongkong endlich gestattet, Unterlagen zu US-amerikanischen Aktien-Hinterlegungsprogrammen (ADR) zu prüfen. Das PCAOB äußerte sich zufrieden zu den ersten Überprüfungen. Damit sank das Risiko erheblich, dass chinesische Unternehmen gezwungen sein könnten, ihre Börsennotierung in den USA aufzugeben.

All diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass Präsident Xi Jinping, wie andere chinesische Führer seit Deng, einen pragmatischen Ansatz verfolgt, um ein Gleichgewicht zwischen sozialer Stabilität und Wirtschaftswachstum herzustellen. Während es im Oktober zu einer schweren Marktpanik kam, nachdem Xi auf dem Parteitag der Kommunistischen Partei als bislang erster Präsident für eine dritte Amtszeit wiedergewählt worden war, scheint diese Angst bisher unbegründet zu sein.

Unternehmen setzen zur Erholung an

Unsere Analyse legte nahe, dass die chinesischen Unternehmen, die von der Wiedereröffnung Chinas und von langfristigen Qualitätswachstumsfaktoren profitieren, für Aktienanleger im Jahr 2023 eine gewinnbringende Kombination darstellen könnten. Anta Sports, Suofeiya und Focus Media verfügen über diese Voraussetzungen; sie sind führend ihren Bereichen Sportbekleidung, maßgefertigte Möbel und Werbung aufgrund ihrer ständigen Innovationen und ihrer ständig wachsenden Präsenz.  

Tencent, Chinas wirtschaftliches Aushängeschild, vereint die Vorherrschaft des Landes bei Videospielen, Zahlungssystemen und Social-Media-Plattformen. Wachstum und Stimmung wurden zwei Jahre lang durch ein schwieriges regulatorisches Umfeld, schwache Verbrauchernachfrage und die Krise im Technologiesektor gebremst. Wir sind der Ansicht, dass die Normalisierung der Genehmigungen für Glücksspiellizenzen, die Verbesserung der Verbraucherstimmung und ein optimistischer Ausblick für chinesische Tech-Investitionen zu einem positiven Jahr 2023 und einem besseren langfristigen Ausblick beitragen sollten. Die Monetarisierung der Kurzvideoplattform wird dem Unternehmen zusätzlichen Auftrieb geben.

Ein weiterer globaler Wachstumstrend, den chinesische Unternehmen aufgreifen, ist die Auslagerung der biopharmazeutischen Produktion und Entwicklung. Hier ist etwa WuXi Biologics einer der stärksten Herausforderer des Weltmarktführers Lonza. Seine Wettbewerbsfähigkeit beruht auf der Kombination eines einzigartigen Geschäftsmodells, Innovation und Zugang zu einem größeren Talentpool. Die Aktie entwickelte sich im Jahr 2022 unterdurchschnittlich, nachdem zwei ihrer Tochtergesellschaften auf die US-Handelsbeschränkungsliste („US Unverified List“)[7] gesetzt wurden, was die Befürchtung aufkommen ließ, dass der chinesisch-amerikanische Technologiekonflikt auf die Biopharma-Outsourcing-Branche übergreift.[8] Ende 2022 wurden alle Tochtergesellschaften von WuXi Biologics von der Unverified List[9] gestrichen, womit sich diese geopolitisch bedingten Sorgen offenbar auflösen.

Jimmy Chen, Portfoliomanager des Comgest Growth China Fonds, Comgest

1] https://www.ft.com/content/7aac1c58-883e-45f6-95cf-21687f426cab

[2] https://www.reuters.com/world/china/chinas-healthcare-system-put-test-covid-curbs-fade-2022-12-10/

[3] https://www.cnbc.com/2023/01/04/ant-gets-approval-to-expand-its-consumer-finance-business.html

[4] https://technode.com/2022/12/29/tencent-and-netease-secure-major-game-approvals-at-the-end-of-2022/

[5] https://www.bloomberg.com/news/articles/2022-12-18/china-hints-at-pro-business-push-smaller-fiscal-boost-in-2023

[6] https://www.reuters.com/world/ahead-tense-g20-summit-biden-xi-meet-talks-2022-11-14/

[7] https://www.forbes.com/sites/brendanahern/2022/02/08/us-commerce-departments-unverified-list-tanks-wuxi-and-investor-sentiment/?sh=3e0e7b6426bc

[8] https://pharmaboardroom.com/articles/us-china-tensions-heating-up-in-the-life-sciences/

[9] https://www.reuters.com/business/healthcare-pharmaceuticals/us-commerce-removes-wuxi-biologics-unverified-list-2022-12-15/

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