Top-Branche Gesundheitssektor: Europäische Unternehmen schneiden besser ab als amerikanische

Healthcare-Aktien wie Novo Nordisk und Eli Lilly haben den breiten Aktienmarkt im bisherigen Jahresverlauf deutlich hinter sich gelassen. Gesundheit dürfte auch zukünftig ein vielversprechendes Thema bleiben. DNB Asset Management | 13.09.2024 09:52 Uhr
Rune Sand, Portfoliomanager des DNB Healthcare Fund bei DNB Asset Management / © e-fundresearch.com / DNB Asset Management
Rune Sand, Portfoliomanager des DNB Healthcare Fund bei DNB Asset Management / © e-fundresearch.com / DNB Asset Management

Bei Aktien des Gesundheitssektors liegen Höhen und Tiefen dicht beieinander. Während 2023 in Bezug auf die relative Performance das schlechteste Jahr seit 1999 war, gehört der Sektor in diesem Jahr mit einem Plus von rund 18% gemessen am MSCI World Health Care Index (in USD) zu den Spitzenreitern. Bemerkenswert ist auch, dass die europäischen Unternehmen des Gesundheitswesens im Durchschnitt besser abgeschnitten haben als ihre amerikanischen Pendants.

Viele europäische Unternehmen verfügen über interessante Pipelines. Zu den Titeln, die sich seit Jahresbeginn am besten entwickelt haben, zählen das biopharmazeutische Unternehmen UCB und der Schweizer Medikamenten-Auftragsfertiger Lonza Group, der unter anderem über große Kapazitäten für biologische Arzneimittel verfügt. Das schwedisch-britische Pharmaunternehmen AstraZeneca hatte in diesem Jahr ebenfalls einen sehr guten Lauf und erscheint nach wie vor sehr vielversprechend, insbesondere im Hinblick auf sein Onkologieportfolio.

Alzheimer – ein Markt der Zukunft

Einer der nächsten großen Märkte ist wahrscheinlich die Behandlung von neurologischen Erkrankungen. In den USA sind bereits zwei Medikamente für die Behandlung der Alzheimer-Krankheit auf dem Markt. Auch wenn die Wirksamkeit nicht bahnbrechend ist, bieten diese Medikamente den Patienten eine Behandlungsmöglichkeit, für die es früher nur eine symptomatische Behandlung gab. Es besteht also ein enormer ungedeckter Bedarf bei dieser verheerenden Krankheit. Und wir glauben, dass hier noch mehr kommen wird, denn die Industrie konzentriert sich sehr stark auf diesen Bereich und investiert kräftig in ihn. In den kommenden Jahren bzw. in der nächsten Dekade könnte es Behandlungsmöglichkeiten für viele andere neurologische Erkrankungen geben, die das gesamte Spektrum des ungedeckten medizinischen Bedarfs bei neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer, Psychosen, Parkinson und Depression abdecken.

Der Schweizer Pharmariese Roche erlebt derzeit mit seinem Mix aus niedriger Bewertung und einem vielversprechenden Produktportfolio eine Renaissance. Ein Beispiel ist die Entwicklung eines Medikaments gegen die Alzheimer-Krankheit auf der Grundlage der Brain-Shuttle-Technologie, mit der einige der Probleme im Zusammenhang mit der Übertragung des Medikaments über die Blut-Hirn-Schranke überwunden werden könnten, die bei ähnlichen, in den USA bereits zugelassenen Medikamenten auftreten. Diese Barriere zwischen dem Blutkreislauf und dem zentralen Nervensystem schützt das Gehirn vor schädlichen Substanzen – aber auch vor großmolekularen Arzneimitteln wie Antikörpern. Zudem will Roche die Entwicklung seiner Arzneimittelkandidaten gegen Diabetes und Fettleibigkeit beschleunigen und hat damit das Potenzial, einen der attraktivsten Pharmamärkte der Gegenwart zu bedienen.

Diabetes - der derzeit attraktivste Biopharmamarkt

Novo Nordisk und Eliy Lilly beherrschen mit ihren beliebten Medikamenten Ozempic, Wegovy, Mounjaro und Zepbound den Markt für Diabetes und Medikamente gegen Fettleibigkeit. Eli Lilly hat die Erwartungen für das zweite Quartal deutlich übertroffen, während Novo Nordisk ein eher durchwachsenes Quartal hatte, aber dennoch sehr beeindruckende Wachstumszahlen lieferte. Die Börse ließ den Aktienkurs von Eli Lilly um etwa 20% steigen, während Novo Nordisk zurückblieb. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass sich für den dänischen Branchenführer viel zum Schlechten ändern wird, denn es steht außer Frage, dass die Nachfrage nach diesen Medikamenten zur Gewichtsreduktion das Angebot in den kommenden Quartalen und möglicherweise sogar Jahren übersteigen wird.

Schmerzen behandeln ohne Opioide

Vertex Pharmaceuticals aus den USA bedient als Weltmarktführer für Mukoviszidose-Arzneimittel einen lukrativen Markt. In ihrer vielversprechenden Pipeline besticht derzeit zudem ein Medikament für die Schmerzbehandlung, das nicht opioidhaltig ist und somit nicht süchtig macht. Es durchläuft gerade die letzte Phase vor der Zulassung. Wir glauben, dass dies eine große Chance für das Unternehmen sein könnte, da Opioid-Abhängigkeit heute ein großes Problem in den USA und die durchschnittliche Lebenserwartung aufgrund des übermäßigen Konsums von Opioiden um etwa fünf Jahre gesunken ist.

Von Rune Sand, Portfoliomanager des DNB Healthcare Fund bei DNB Asset Management

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