Das Börsenjahr 2016 ist denkbar schlecht gestartet. Starke Verluste bei Aktien, ein enormer Preisrutsch bei Rohöl und deutlich gesunkene Renditen für sichere Staatsanleihen zeigen einen angeschlagenen Kapitalmarkt. Mittlerweile haben sich die Aktienkurse wieder etwas erholt, die Volatilität hält aber weiter an. Das globale Wachstum verliert an Tempo – eine Systemkrise ist allerdings nicht in Sicht. Institutionelle Investoren kommen in dieser Marktphase nicht mehr umhin, sich mit Renditequellen jenseits der traditionellen Lösungen auseinanderzusetzen.
Teil 1: In den USA zeichnet sich eine Wachstumsverlangsamung ab
Teil 2: Chinas wirtschaftlicher Transformationsprozess kostet Dynamik
Teil 3: Der Ölpreisverfall schürt Befürchtungen vor strukturellen Verwerfungen
Teil 4: Für die Anleger ist die Zeit der einfachen Lösungen passé
Bedeutung für den Anleger
Die in den vorherigen Teilen skizzierten Veränderungen im Umfeld werden an den Kapitalmärkten über verschiedene Transmissionsmechanismen ihre Wirkung entfalten.
(1) Zentralbankseite: Das geldpolitische Umfeld bleibt angesichts der skizzierten Wachstumsabschwächungen expansiver als dies – etwa in den USA – ohne eine entsprechende Bewegung gewesen wäre
(2) Renditen für sichere Staatsanleihen: Die Mischung aus (noch) lockerer Geldpolitik, niedriger Inflation und schwächerer Konjunktur dürfte die Renditen für sichere Staatsanleihen unter Abwärtsdruck setzen. Wir gehen z. B. von einem Niveau von 0,1 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen zum Jahresende 2016 aus.
(3) Risikobehaftete Rentensegmente: Die Kurse für Unternehmensanleihen haben als Reaktion auf das veränderte Umfeld bereits kräftig reagiert – und werden aufgrund der EZB-Ankündigung, ihr Anleihekaufprogramm auf Unternehmensanleihen auszuweiten, wohl noch weiter steigen. Gleichwohl sind damit nicht alle Abwärtsrisiken bereinigt. Vorausschauendes Investieren wird noch wichtiger, um das nach wie vor vorhandene Potenzial zu heben.
(4) Aktien: An den Aktienmärkten bestehen nur noch überschaubare Spielräume für Bewertungsausweitungen. Über künftige Anstiege entscheidet damit nun zunehmend auch die Gewinnentwicklung der Unternehmen. Darüber hinaus ist mit einer anhaltend hohen Volatilität zu rechnen.
Die Zeit der einfachen Lösungen ist passé
Es kündigt sich eine neue Marktphase an, die die Börsen prägen wird. Instabilität und Unsicherheit sind in solchen Zeiten keine Ausnahmen, sondern die Regel. Umso mehr lohnt sich mit Blick auf die kommenden Monate ein taktisch beweglicher Ansatz. Da die Sicht eingeschränkt ist, sollte der Anleger flexibel agieren, selektiv investieren und vor allem Risiken konsequent allokieren.
Die Zeit der einfachen Lösungen ist vorbei, denn die vorhandenen Herausforderungen für Investoren bleiben bestehen. Angesichts der strukturellen Entwicklung vom Niedrigzins- zum Niedrigrenditeumfeld ist ein Umdenken in der Kapitalanlage notwendiger denn je. Anleger kommen nicht mehr umhin, sich mit Renditequellen jenseits der traditionellen Lösungen auseinanderzusetzen. Darüber hinaus gilt es, künftig die Ertragsquellen unabhängiger von der jeweiligen Marktentwicklung zu gestalten. Für beide Trends empfehlen sich moderne Multi-Asset-Lösungen, da hier beides sinnvoll miteinander kombiniert werden kann.