In einem herausfordernden Marktumfeld konnte Union Investment ein Nettoneugeschäft von 23,2 Mrd. Euro erzielen. Dies ist der bislang höchste Zuwachs mit Ausnahme des Rekordjahres 2015 (26,2 Mrd. Euro). Das Ergebnis vor Steuern belief sich auf 468 Mio. Euro (2015: 556 Mio. Euro). „2016 war kein einfaches, aber für Union Investment erneut ein sehr erfolgreiches Jahr“, sagte Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment, bei der Jahrespressekonferenz der Fondsgesellschaft. Gleichzeitig forderte er die Fondsanbieter in Deutschland auf, in der Öffentlichkeit noch stärker für die Interessen ihrer Kunden einzutreten.
Renditebedarf im institutionellen Geschäft: „Bereitschaft, auf der Risikoleiter nach oben zu steigen“
Im Geschäft mit institutionellen Kunden erzielte Union Investment mit 16,1 Mrd. Euro wieder einen hohen Nettoabsatz (2015: 18,2 Mrd.). Dazu trugen 74 neu gewonnene Kunden bei, von denen 71 aus dem nicht-genossenschaftlichen Sektor stammten. Die Assets under Management im institutionellen Geschäft erreichten mit 168,6 Mrd. Euro einen Höchststand (2015: 147,7 Mrd.). „Obwohl Sicherheit für viele Investoren noch immer an erster Stelle steht, wächst der Renditebedarf und damit die Bereitschaft, auf der Risikoleiter nach oben zu steigen“, stellte Reinke fest. Daher zählten im Jahr 2016 neben geldmarktnahen Produkten vor allem Unternehmensanleihen, Aktien- und Multi-Asset-Anlagen sowie Investitionen in den Emerging Markets bei institutionellen Anlegern zu den Favoriten. Zudem wurden Immobilienanlagen stark nachgefragt.
Nachhaltige Anlagekonzepte gewannen ebenfalls an Bedeutung. Diese waren auch mit Blick auf eine Optimierung des Risikomanagements gefragt. Union Investment bindet dabei Nachhaltigkeitskriterien systematisch in den Investmentprozess ein. Insgesamt erreichten die nachhaltig angelegten Gelder ein Volumen von 25,3 Mrd. Euro, eine Steigerung um knapp neun Milliarden gegenüber dem Vorjahr.
Wieder hohe Mittelzuflüsse im Privatkundengeschäft
Im Privatkundengeschäft verzeichnete Union Investment im Jahr 2016 mit 7,1 Mrd. Euro die zweithöchsten Nettomittelzuflüsse seit 2007 und konnte damit die positive Vorjahresentwicklung fortsetzen (2015: 8,0 Mrd. Euro). „Das ist im Branchenvergleich ein starkes Ergebnis“, betonte Reinke. Der Bestand privater Gelder stieg auf 123,7 Mrd. Euro und erreichte ebenfalls einen Höchststand (2015: 113,1 Mrd. Euro).
Im Zentrum des Interesses standen bei Privatkunden wie im Vorjahr Multi-Asset-Lösungen, Offene Immobilienfonds und das ratierliche Fondssparen. Bei den Multi-Asset-Lösungen waren mit Nettomittelzuflüssen von 3,1 Mrd. Euro (2015: 4,9 Mrd. Euro) vor allem die PrivatFonds gefragt. Zum Jahresende verwalteten die sechs PrivatFonds-Varianten knapp 17 Mrd. Euro.
Die drei Offenen Immobilienfonds für Privatkunden verbuchten im letzten Jahr Nettomittelzuflüsse in Höhe von 2,3 Mrd. Euro, obwohl die Nachfrage nur zu einem kleinen Teil bedient werden konnte. Das in der Anlageklasse Immobilien insgesamt verwaltete Vermögen stieg zum Jahresende 2016 auf mehr als 34 Mrd. Euro (2015: 30,5 Mrd. Euro).
Die Zahl der Fondssparpläne wuchs im Jahresvergleich um 306.000 auf knapp 1,5 Millionen. Der Bestand erhöhte sich somit gegenüber 2015 um 26 Prozent. „Immer mehr Menschen erkennen offenbar den Wert einer ausgewogenen Geldanlage. Jeder fünfte Sparvertrag wurde mit einem Fondsneukunden abgeschlossen. Und über 90 Prozent der Sparplankunden investieren in Aktien-, Misch- oder Immobilienfonds“, hob Reinke hervor. „Dennoch fahren viele Anleger nach wie vor auf Sicht und lassen ihr Geld einfach auf dem Girokonto liegen. Wir müssen die Evolution des Sparens weiter vorantreiben.“ So machen Sichteinlagen inzwischen 56 Prozent der gesamten Bankeinlagen in Deutschland aus – im Jahr 2008 waren es mit 32 Prozent noch deutlich weniger. 43 Prozent der Deutschen ist es angesichts der niedrigen Zinsen egal, wie sie ihr Geld anlegen.
Stärkeres Engagement der Fondsanbieter erforderlich
Vor diesem Hintergrund forderte Reinke die Fondsanbieter in Deutschland auf, noch näher an die Kunden heranzurücken. Die Anbieter müssten den Anlegern Brücken für den schrittweisen Einstieg in eine ausgewogene Vermögensstruktur bauen. Gefragt seien Anlagelösungen mit einem breiten Angebot an verschiedenen Rendite- und Risiko-Optionen für unterschiedliche Kundenanforderungen.
Zur fortschreitenden Digitalisierung in der Finanzbranche sagte Reinke: „Der Schwung der Digitalisierung reicht derzeit nicht aus, um den Markt zu revolutionieren. Fintechs werden den Markt in den nächsten Jahren noch nicht erobern. Wir setzen weiterhin auch auf die persönliche Beratung, weil Fintechs nur für eine sehr spezielle Kundengruppe infrage kommen.“ Fondsgesellschaften müssten allerdings bestehende Beratungskanäle optimieren und um digitale Bausteine erweitern.
Reinke appellierte an die Fondsgesellschaften als Treuhänder von rund 50 Millionen Sparern in Deutschland, mit einer unüberhörbaren Stimme für die Interessen ihrer Kunden einzutreten: „Diesem gesellschaftspolitischen Gewicht sollten wir alle Rechnung tragen, indem wir uns noch stärker in öffentliche Debatten einschalten und deutlich machen, dass die Verantwortung für den Wohlstand der Menschen in diesem Land auch in unseren Händen liegt.“