Es ist der bislang größte Verlust innerhalb eines Handelstages in der Börsengeschichte der USA: Der Kursabsturz der Meta Platform-Aktie am vergangenen Donnerstag (3. Februar) um 26 Prozent vernichtete ein Viertel des Börsenwerts des Mutterkonzerns von Facebook – rund 230 Milliarden US-Dollar. Auslöser für den Rekord war der enttäuschende Quartalsbericht und Ausblick. Meta Platforms berichtete zum ersten Mal von stagnierenden Nutzerzahlen bei Facebook aufgrund der Konkurrenz insbesondere der Video-Sharing-Plattform TikTok. Zudem kostet der Aufbau des „Metaversums“ viel Geld: Die Konzernsparte Reality Labs meldete einen Verlust von 10,2 Milliarden US-Dollar. Für das erste Quartal 2022 prognostizierte Meta einen Umsatz von 27 bis 29 Milliarden US-Dollar. Das ist zwar im Jahresvergleich immer noch ein Wachstum von rund drei Prozent. Analysten hatten im Mittel aber mit 30,25 Milliarden US-Dollar gerechnet.
Der Kursabsturz von Meta Platforms zeigt exemplarisch, was Unternehmen in der aktuellen Berichtssaison zum vierten Quartal 2021 droht, wenn sie die Erwartungen nicht erfüllen. Ähnlich erging es dem Zahlungsabwickler Paypal, dessen Kurs nach enttäuschenden Zahlen um rund ein Viertel einbrach. Im Finanzsektor traf es JP Morgan. Die US-Großbank erwirtschaftete in ihrem Schlussquartal rund 14 Prozent weniger Gewinn und gab einen konservativen Ausblick. Zudem könnten deutlich gestiegene Personalkosten und Investitionen in neue Technologien die Kosten in diesem Jahr um acht Prozent auf 77 Milliarden US-Dollar ansteigen lassen, erwartet wurden 71 Milliarden. Die Aktie verlor direkt im Anschluss um die 6 Prozent an Wert.
Gewinne überraschen nicht mehr so stark
Auch andere US-Unternehmen berichteten von wachsendem Kostendruck unter anderem aufgrund steigender Personalkosten. Dennoch bleibt das Gewinnbild nach wie vor intakt, weil das Wirtschaftswachstum die Ertragskraft der Unternehmen stärkt. Nach wie vor geht Union Investment für 2022 von einem Gewinnwachstum im S&P 500-Index von knapp 10 Prozent aus.
USA mit solider Berichtssaison – Ausblick fällt jedoch verhalten aus
Unternehmen erwirtschaften weiter hohe Umsätze
Quelle: Bloomberg; Stand: 4. Februar 2022, gemessen am S&P 500.
Kostendruck schmälert aber die Gewinne
Nachdem rund die Hälfte der 500 Unternehmen im S&P 500-Index berichtet haben, zeichnet sich insgesamt ab: Immer noch überraschen die Unternehmen bei ihren Gewinnen. Doch der Ausschlag nach oben ist weit weniger hoch als in den vorangegangenen Quartalen. Zudem fallen die Ausblicke für 2022 konservativer aus als angenommen. Die vorsichtigeren Aussagen zu den nächsten Monaten führen zu Unsicherheit am Markt, wie lange die außerordentlich positive Gewinnentwicklung noch anhalten kann. Das nimmt den unterm Strich soliden Ergebnissen den Glanz und erklärt die Kursschwankungen.
Die Unternehmen, die hingegen gute Zahlen und einen vielversprechenden Ausblick liefern, finden nach wie vor die Gunst der Anleger: Amazon, Apple und Microsoft etwa überzeugten vor der Bekanntgabe von Metas Zahlen mit ihren Berichten die Anleger und nährten die Hoffnung, dass die schwache Entwicklung des Tech-Sektors, ausgelöst durch die eingeleitete US-Zinswende, bald ein Ende haben könnte. Die Enttäuschung über Facebooks Ausblick sorgte für neue Volatilität im Sektor: So legten etwa die Titel der Social-Media-Plattform Snap am Donnerstag (3. Februar) eine Achterbahnfahrt hin – zunächst gaben sie ebenfalls über 20 Prozent nach, um dann im nachbörslichen Handel wieder ins Plus zu drehen. Auch eine hohe Preissetzungsmacht verhilft Unternehmen zu positiven Aktienkursverläufen.
Unterm Strich lässt sich festhalten: Die See für Investoren wird rauer. In der aktuellen Berichtssaison bewegen sich die Anleger im Spannungsfeld zwischen guten Fundamentaldaten der Unternehmen auf der einen und Inflationssorgen sowie der anstehenden Straffung der Geldpolitik auf der anderen Seite. Schon in den ersten Wochen des neuen Jahres haben die Investoren auf diese Gemengelage mit einer Rotation von Wachstums- zu Valuetiteln reagiert, da erstere aufgrund der Bewertungskorrektur stärker von steigenden Zinsen betroffen sind. Das aktuelle Umfeld bedeutet höhere Volatilität – aber dieses bietet vor allem für aktives Management gute Chancen.
Stand aller Informationen, Erläuterungen und Darstellungen:
07. Februar 2022, soweit nicht anders angegeben.