Frank Fischer: „Wenn alle nur Schlimmes erwarten, wird das Jahr besser als gedacht!“

Wer als Anleger hoffnungsfroh ins neue Jahr gestartet ist, wurde schon nach wenigen Tagen enttäuscht. Die Börsen gingen auf eine Achterbahnfahrt, die an den Nerven zerrte, denn Hoffen und Bangen lagen mal wieder ganz nahe beieinander. Vielleicht eine Situation, an die man sich gewöhnen muss, denn Vieles spricht dafür, dass sich 2019 als Jahr hoher Volatilität entpuppen wird. Shareholder Value Management AG | 07.01.2019 10:18 Uhr
Frank Fischer, CEO & CIO, Shareholder Value Management AG / © Shareholder Value Management AG
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Da ist zum einen die Hoffnung, dass die Handelsgespräche zwischen den USA und China schon sehr bald wieder aufgenommen werden – und schon schließen die Kurse besonders von Autowerten wie Daimler, VW und BMW in die Höhe, die von positiven Gesprächen zwischen Washington und Peking profitieren würden. Auf der anderen Seite sorgte die Umsatzwarnung für das 4. Quartal von Apple für heftige Kursverluste bei DAX, Dow Jones, S&P 500 & Co. Apple-Chef Tim Cook machte vor allem das schwächelnde China-Geschäft dafür verantwortlich. Hier machen sich die konjunkturellen Bremsspuren nicht zuletzt durch den Handelskonflikt bemerkbar. Eine Entwicklung, die an den sinkenden Umsätzen von diskretionären Konsumgütern wie Autos und eben Smartphones abzulesen ist. Beim iPhone gab es durch die Einführung eines Teils der neuen Modelle im September 2018 zusätzlichen Gegenwind, denn dadurch wurde Umsatz bereits im Vorquartal verbucht. Zum anderen scheinen viele Konsumenten die hohen Preise der Apple-Produkten nicht mehr zahlen zu wollen. Hausgemachte Probleme.

FAANG-Aktien mit hohen Verlusten

Aber: Der Kursrutsch der Appel-Aktie hat auch noch etwas anderes gezeigt, dass nämlich die sogenannten FAANG-Aktien, also Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Alphabet (ehemals Google) weiterhin Federn lassen müssen. Diese hatten schon von ihren zwischen Anfang Juli und Anfang Oktober erreichten Rekordkursen bis zum Jahresende zusammen knapp 1.400 Milliarden Dollar (!!!) an Wert eingebüßt. Und durch die Apple-Warnung sind seitdem noch einige Milliarden hinzugekommen - bei Apple alleine an einem Tag 75 Milliarden.

Alles in allem sind die Apple-Zahlen auch kein gutes Vorzeichen für die jetzt anstehende Berichtssaison. Vor allem der Hinweis von Cook auf die mittlerweile deutlich nachlassende Konjunktur in China dürfte auch andere Konzerne betreffen. Im Reich der Mitte hat nämlich die Wachstumsdynamik deutlich nachgelassen. Denn in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hat sich die Stimmung gerade bei kleinen und mittelgroßen, meist privaten Industriebetrieben deutlich eingetrübt. Die Bremsspuren könnten deutlich ausfallen.

Unveränderter Gefahren-Cocktail

Und auch für Deutschland und den Rest Europas sieht es nicht gut aus. So verschlechtern sich die Erwartungen der Unternehmen immer weiter. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist jetzt schon viermal hintereinander gesunken. Und obwohl die Weltwirtschaft in diesem Jahr nach den Prognosen der OECD um 3,7 Prozent zulegen soll, schwindet in vielen Industriestaaten das Vertrauen in das Wachstum.

Die Diskrepanz zwischen den eigentlich soliden Wachstumsaussichten und der zunehmenden Verunsicherung lässt sich mit dem unveränderten Gefahren-Cocktail erklären, der die Weltwirtschaft und damit auch die deutsche Konjunktur bedroht. Da ist natürlich der weiterhin nicht gelöste Handelskonflikt zwischen den USA und China. Für die deutsche Wirtschaft ist außerdem von enormer Bedeutung, wie es in den Nachbarländern weitergeht. Der Brexit-Countdown läuft. Kommt es am 29. März zu einem „harten“ EU-Austritt der Briten, werden das auch deutsche Unternehmen spüren. Dann stehen die Wahlen zum Europaparlament an. Sollten sich hier die Populisten durchsetzen, steht neues Ungemach bevor. Und auch die Situation in Italien und Frankreich wird angespannt bleiben. Hinzu kommt, dass die EZB nicht länger die Märkte unbegrenzt mit Liquidität flutet.

Hoffnung auf positive Überraschungen – „Glücksschwein für die Märkte“?

2019 dürfte also kein gemütlicheres Jahr werden. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sieht gar „Gewitterwolken aufziehen, die schon relativ nah sind.“ Auch wir werden bei unseren Mandaten wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, dem PRIMA – Globale Werte und dem jetzt in Deutschland zugelassenen Nebenwertefond Frankfurter Value Focus Fund mit der gebührenden Vorsicht ans Werk gehen, d.h. Aktien mit Sicherheitsmarge also unter ihrem inneren Wert zu kaufen. Denn die meisten Unternehmen in den von uns beratenen Fonds haben letztes Jahr an Wert zugelegt, auch wenn die Börse aktuell niedrigere Preise aufruft. Die Sicherheitsmarge ist also größer geworden. Das muss nicht heißen, dass wir die Tiefstände gesehen haben. Aber die Erfahrung hat gezeigt: Wenn alle Marktteilnehmer nur noch schwarzsehen und pessimistisch sind, dann könnte das Jahr durchaus positive Überraschungen bieten. Außerdem haben die Chinesen jetzt das Jahr des (Erd-)Schweines – und das sind nach dem chinesischen Horoskop „Jahre des Glücks“. Vielleicht ist es ja auch ein Glücksschwein für die Märkte.  

Frank Fischer, CEO & CIO, Shareholder Value Management AG

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