Gewinner & Verlierer
Die Auswirkungen solcher Krisen auf die Unternehmen sind höchst unterschiedlich. Zu den am wenigsten betroffenen Branchen gehören etwa der Energie- und Wassersektor, aber auch die Pharmabranche und zunächst auch noch der Immobiliensektor. Am schwersten und unmittelbar leiden die Reise- und Touristikbranche, das Gastgewerbe und der Maschinenbau.
Gewinner sind eindeutig der Online-Handel und die Paketzusteller. Da die Geschäfte in den Innenstädten geschlossen sind und die Menschen zu Hause bleiben müssen, gibt die Krise Unternehmen wie Amazon noch einmal einen kräftigen Schub. Nach einer Analyse des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) dürfte ihr Marktanteil auch nach der Krise hoch bleiben. Gleiches gilt übrigens auch für Lieferdienste. Denn die aktuellen Einschränkungen haben den Rückgriff vieler Verbraucher auf diese Dienste intensiviert. Es ist wahrscheinlich, dass sie diese auch nach dem Ende des „Social Distancing“ verstärkt nutzen.
Neben Supermärkten und Drogerien, die quasi eine Sonderkonjunktur erleben, profitieren auch Online-Dienste und Softwareunternehmen. Da viele Firmen auf Homeoffice umgestellt haben, gehören Video- und Chat-Programme für viele Arbeitnehmer zum neuen Alltag. So hat Microsoft bekanntgegeben, dass ihre Bürokommunikationssoftware „Teams“ pro Woche 30 bis 40 Prozent mehr Nutzer hat. Gleiches gilt für die Videokonferenz-Software „Zoom“. Dass in der Corona-Krise die Nachfrage nach Schutzausrüstung, Medizintechnik und Impfstoffen zum Teil explodiert ist, dürfte niemanden überraschen.
Umsetzung in den Mandaten
Wie setzt man aber diese Trends in Fonds wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen um? Wir haben in den vergangenen Tagen unsere Mandate sehr stark umstrukturiert, uns von einigen Positionen wie Tom Tom, Croda oder Thermo Fischer getrennt, bzw. sie reduziert. Neu investiert oder nachgekauft wurde dagegen in krisenrestente Geschäftsmodelle wie etwa Anheuser Busch InBev, Verisign oder auch Grenke, während wir bei den Onlinehändlern Alibaba und Amazon nachgekauft haben. Diese Werte halten wir schon seit längerem in den Portfolios.
„Die Stunde der alten Männer“ – Wie reagiert Buffett in Krisen?
Man sollte jedoch der Versuchung widerstehen, Titel einfach nur zu kaufen, weil sie gerade billig erscheinen. Als Value-Investoren orientieren wir uns am Stil und den Überlegungen von Altmeister Warren Buffett. Zunächst gilt: Sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, sondern mit kühlem Kopf die Lage analysieren. Dabei geht es uns wie Buffett immer um die langfristigen Perspektiven. Unser Augenmerk liegt auf einer hohen Qualität des Managements. Diese finden wir häufig in eigentümergeführten Firmen, bzw. in solchen, die von einem starken Ankeraktionär geführt und kontrolliert werden. Nicht zu Unrecht hat das Handelsblatt eine Geschichte über Unternehmer wie Dietmar Hopp, Erich Sixt und Heinz Hermann Thiele mit „Die Stunde der alten, weisen Männer“ betitelt. Denn die würden in der Krise nicht verzagen, sondern in solchen Situationen auch immer wieder Chancen sehen. Die Qualität des Managements entscheidet. Wenn sich solche Unternehmen dann noch durch Volumenwachstum auszeichnen und über ihre Preissetzungsmacht inflationsbedingte Preiserhöhungen weitergeben können, sprechen wir von einem „wonderfull business“. Solche Unternehmen dann noch mit einer Sicherheitsmarge, also unterhalb ihres Inneren Wertes, zu kaufen, ist der Kern unseres Investmentansatzes.
Gold als Stabilisator
Wir sind optimistisch, dass die Krise endlich und zu bekämpfen ist. Auch deshalb, weil die Notenbanken und die Fiskalpolitik rund um den Globus aus allen Rohren feuern, um die wirtschaftlichen Folgen der Krise einzudämmen. Doch zunächst dürfte uns die Volatilität an den Börsen weiterhin begleiten. Deshalb haben wir den Portfolios auch Gold beigemischt, um sie zu stabilisieren. Beim Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen sind es fünf Prozent des Volumens, beim Frankfurter Stiftungsfonds sechs Prozent.
Frank Fischer, CEO & CIO, Shareholder Value Management AG