Donald Trump hat verloren. Bidens Mehrheit bei den abgegebenen Stimmen ist deutlich, und auch bei den entscheidenden Wahlmännerstimmen hat er den Amtsinhaber überflügelt. Also: Alles in Ordnung? Nein. Denn Trump wird auch weiter mit seinem Twitter-Gewitter von Wahlbetrug reden, von gestohlenen Stimmen. Er wird weiter klagen und seinen Sohn vom „totalen Krieg“ reden lassen. Nutzen wird es ihm schlussendlich nichts. Außer, dass seine Wähler in den kommenden Wochen Ausschreitungen provozieren werden, die den gesellschaftlichen Graben in der amerikanischen Gesellschaft noch weiter aufreißt.
Der Börse kommt das Patt im Kongress entgegen
Wie dem auch sei: Biden hat gewonnen. Was die Börse von seinem Sieg hält, hat sie in den letzten Teilen schon deutlich gezeigt: Sie legte deutlich zu. Vor allem auch deswegen, weil Biden zwar neuer Präsident wird, aber nur bedingt durchregieren kann. Denn die „Blaue Welle“ bliebt aus. Die Demokraten konnten nicht die Mehrheit im Senat erringen. Hier bleiben die Republikaner Ton angebend. Damit können sie viele Gesetzesvorhaben blockieren – was wiederum der Börse gefällt. Die Rücknahme von Trumps Steuersenkungen ist damit wohl vom Tisch. Biden hatte angekündigt, den Spitzensatz für Unternehmen von 21 auf 28 Prozent anzuheben. Dass daraus jetzt wohl nichts wird, ließ die Wallstreet jubeln. Denn die Kapitalmärkte denken direkt einige Schritte weiter: Ein wohl weiterhin gespaltener Kongress verhindert die Umsetzung größerer Veränderungen. Höhere Steuern und schärfere Regulierung werden auch unter Präsident Biden am Senat scheitern, und am Ende haben wir ja immer noch die amerikanische Notenbank, die an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten wird, so die Börsendenke.
Tech-Giganten werden weiter zulegen
Und noch etwas: Die Papiere der großen Tech-Giganten wie Alphabet, Mikrosoft und Facebook werden wohl weiter steigen. Denn Investoren gehen davon aus, dass große Reformen aufgrund der wohl weiterhin unterschiedlichen Mehrheiten in den beiden Kammern des US-Kongresses vorerst ausbleiben dürften. Eine stärkere Regulierung von Technologie-Firmen und Restriktionen für das Gesundheitswesen erscheinen unwahrscheinlicher, was diese Aktien ebenso stützt wie die Tatsache, dass die US-Notenbank die Zinsen weiterhin niedrig halten wird. Zyklische Aktien könnten derweil dann wieder in den Fokus geraten, wenn sich die europäische Wirtschaft nach dem zweiten Lockdown wieder erholt und die staatlichen Konjunkturprogramme in China, Japan und der EU in der Realwirtschaft ankommen. Schneller könnte es gehen, sollten in den USA – wie von Senator Mitch McConnell bereits angedeutet – noch vor Weihnachten neue Coronavirus-Hilfen kommen.
Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen gut positioniert
Das alles kommt auch unserem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen zugute. Zum einen ist die Zerschlagung von Portfolioschwergewichten wie Alphabet, Facebook & Co. vom Tisch. Und wenn die Wirtschaft in der Nach-Corona-Zeit wieder anzieht, sind wir ebenfalls mit unseren Value-Titeln gut aufgestellt – auch wenn das noch eine Weile dauern kann, denn wie lange Corona noch unser aller Leben bestimmen wird, ist derzeit natürlich noch nicht abzusehen. Auch wenn klar ist, dass der zweite Lockdown nicht so schlimme wirtschaftliche Folgen haben wird wie der erste.
Noch ein Wort zu Alphabet. Der Internetriese scheint wieder – oder sollte man sagen: weiter – auf der Überholspur. Konzernchef Sunder Pichai vermeldete zuletzt ein starkes Comeback der digitalen Werbung, dazu eine starke Dynamik bei der Videoplattform Youtube und im Cloudgeschäft. Allein Google Cloud konnte seinen Umsatz im angelaufenen Quartal um 45 Prozent steigern. Hinzu kommen Investitionen in den Bereich Künstliche Intelligenz, um auch für die Zukunft gerüstet zu sein.
Die Aussichten für die Börse und unsere Mandate sind also gut, auch wenn die Corona-Pandemie die große Aufregung rund um die US-Präsidentschaftswahlen bald wieder ablösen wird. Da kann Trump noch so sehr weiter wüten. Politische Börsen haben nun mal kurze Beine und sollten nicht von langfristigen Value-Investments ablenken.
Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG