Fußball-Aktienclubs – die Paarungen sind ausgelost
Bayern gegen Barcelona mit Robert Lewandowski, Borussia Dortmund gegen Manchester City mit Erling Haaland, Leipzig gegen Real Madrid, die zuletzt kriselnden Leverkusener gegen Atletico Madrid, und die Frankfurter Eintracht gegen Tottenham. Die Bühne ist bereitet. Millionen werden an den Fernsehern oder im Internet die Spiele rund um den Globus verfolgen – und lassen die Kassen der Clubs klingeln.
Nach Corona ist bei den großen Wettbewerben auch wieder das große Geld angesagt. 15,6 Millionen Euro bekommen die Teilnehmer an der Champions League allein an Antrittsgeld. Wer den Pokal gewinnt, kann mehr als 60 bis 80 Millionen Euro einstreichen. Denn zu den reinen Pokalgeldern kommen noch Überweisungen aus den nationalen Pools, Zuschauereinnahmen, Merchandising und, und, und.
Champions League-Reform spült noch mehr Millionen in die Kassen
Davon wollen und sollen natürlich auch die Aktionäre profitieren. Denn viele teilnehmende Vereine sind börsennotiert, wie Borussia Dortmund, Ajax Amsterdam, Juventus Turin und einige andere. Doch das Millionenspiel interessiert die Börse zumeist sehr wenig. Die Gelder, die eingenommen werden, sind zumeist schon eingepreist. Das mag sich in zwei Jahren ändern. Denn dann wird der Modus der Champions League geändert. Statt 125 wird es dann 225 Spiele geben. Satte 100 mehr. Statt 32 werden dann 36 Mannschaften dabei sein dürfen. Diese werden nicht mehr auf acht Gruppen verteilt, sondern spielen alle gemeinsam in einer Liga. Dabei trägt jede Mannschaft acht Spiele gegen acht verschiedene Gegner aus (vier Heim- und vier Auswärtsspiele). Da klingeln die Kassen noch lauter als bisher schon. Aber auch die Schere zwischen arm und reich wird immer weiter. Wer einmal dabei ist, muss sich schon dämlich anstellen, um mit dem gut gefüllten Geldsäckel nicht die besten Spieler zu kaufen. Ausnahmen werden auch da die Regeln bestätigen.
Sind Fußball-Aktien also ein gutes Investment? Das ist wie bei „Radio Eriwan“ – im Prinzip ja, aber …! Die Aktienmehrheit befindet sich zumeist in der Hand weniger Eigentümer, die den Club dann kontrollieren. Und: Werden die Einnahmen gesteigert, werden auch die Gehälter der Spieler weiter steigen. Auch wenn die schon heute zum Teil wahnsinnige Höhen erreicht haben. Das Vermögen des alternden Super-Stars Cristiano Ronaldo wird auf rund 450 Millionen Euro geschätzt. Sein aktueller Verein Manchester United zahlt ihm jährlich 29 Millionen Euro – netto, wohl gemerkt! Hinzu kommen Sponsoren, Werbung und Social-Media-Aktivitäten, die den Stars ebenfalls Millionen einbringen. So hat Cristiano Ronaldo allein bei Instagram 475 Millionen Follower. Da klingeln die Kassen bei jedem Post.
ManU und die Übernahmeprämie von über 300 Prozent
Bleiben wir noch kurz bei Manchester United. Das Unternehmen ist an der Börse rund 2,2 Milliarden US-Dollar wert. Will man den englischen Rekordmeister aber übernehmen, werden – so die Schätzungen – gut 7 Milliarden US-Dollar aufgerufen. Auf so viel taxiert der derzeitige Eigentümer, die amerikanische Milliardärs-Familie Glazer, den Wert ihres Investments. Damit wäre es mehr wert als die DAX 40-Unternehmen Hello Fresh, Zalando und Covestro. Und es gibt schon einen möglichen Käufer, den britischen Milliardär Jim Ratcliffe, der in der Nähe von Manchester aufgewachsen ist und schon seit seiner Jugend ManU-Fan ist. Über 12 Milliarden US-Dollar ist er schwer. Da wäre auch ManU drin. Sollte eine Übernahme passieren, würden auch die anderen Aktionäre profitieren. Vielleicht, denn der Deal würde als Paket von Glazer auf Ratcliffe übergehen. Ob den übrigen Aktionären dann auch ein Angebot gemacht würde? Fraglich.
BVB: In 6 Minuten – 13,5 Prozent Kursverlust
Also: In Fußball-Aktien investieren? Als Fan auf jeden Fall. Wir als Vermögensverwalter aber höchst wahrscheinlich nicht. Dazu sind die Kurse viel zu unberechenbar. Das hat man zuletzt an der BVB-Aktie gesehen. Da verliert Borussia Dortmund in den letzten 6 Minuten durch drei späte Tore gegen Werder Bremen. Auf einmal wird die ganze Transferpolitik in Frage gestellt. Die Aktie verlor am Tag darauf 13,5 Prozent an Wert. Die Marktkapitalisierung sank um fast 50 Millionen Euro. Und das in mehr oder weniger 6 Minuten. Das ist keine Aktie für unseren Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Qualitätsaktien sehen anders aus!
Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG