„Die deutsche Konjunktur stottert erheblich“
Ob national oder international – der deutsche Wirtschaftsmotor stottert zurzeit erheblich. Hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) schon im Juni prognostiziert, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 0,3 Prozent schrumpfen würde, so setzen jetzt das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) und das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen noch einen drauf. So rechnen das IfW und das IWH mit einem Minus von 0,5 Prozent. Und das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen wird in seiner Herbstprognose sogar noch skeptischer und rechnet mit einem BIP-Rückgang um 0,6 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die hohe Inflation hatte die verfügbaren Einkommen der Deutschen gedrückt und ihnen die Lust am Geldausgeben verdorben. Einige Konjunkturforscher waren davon ausgegangen, dass die steigenden Tariflöhne und Inflationsprämien in der zweiten Jahreshälfte für eine Trendwende sorgen und der Einzelhandel und Dienstleister davon profitieren würden. Dem scheint aber nicht so zu sein. Und vom rückläufigen Export kommen auch keine Impulse. Hinzu kommt, dass die deutschen Unternehmen ihre Produktion im Juli den dritten Monat in Folge heruntergefahren haben.
Hoher Ölpreis drückt auf die Stimmung
Doch das ist noch nicht alles. Der steigende Ölpreis schlägt sich in den Kassen der Unternehmen nieder – und drückt auf die Stimmung der Investoren. Der Preis pro Barrel ist erstmals seit Mitte 2022 drei Monate in Folge gestiegen. Und das muss noch nicht das Ende sein, denn es zeichnet sich ab, dass Saudi-Arabien seine freiwilligen Produktionskürzungen bis Jahresende verlängert, um die Ölnotierungen zu stützen. Auch Russland beabsichtigt, seine Exportkürzungen länger aufrechtzuerhalten. In den USA sind die offiziellen Lagerbestände zuletzt um zehn Millionen Barrel auf das niedrigste Niveau seit Dezember gesunken. Und: Ölprodukte waren in den USA bereits im Mai und Juni stärker gefragt als vor der Corona-Pandemie. Im Juni wurden täglich gar 20,7 Millionen Barrel gekauft – so viel wie seit Juni 2018 nicht mehr. An den Terminbörsen sind Kontrakte zur kurzfristigen Lieferung von US-Öl der Sorte WTI nun mehr als zwei US-Dollar pro Barrel teurer als die zur Lieferung in drei Monaten – das signalisiert Knappheit. Sorgt das auch für neue Inflationsrisiken in den USA und Europa?
Erste Hoffnungsschimmer
So weit so schlecht. Auf der anderen Seite haben Spekulationen auf ein Ende der Zinserhöhungen in den USA nach eher durchwachsenen US-Arbeitsmarktdaten die Märkte ein wenig beruhigt. Zusätzlich gibt es leichte Entspannungssignale im angespannten chinesischen Immobiliensektor. Wie es heißt, hat der Projektentwickler Country Garden einen Zahlungsaufschub von seinen Gläubigern erhalten. Somit ist das Risiko, dass die Krise auf den Finanzsektor überschwappt, wohl derzeit etwas geringer als noch vor ein paar Wochen.
Und: Die Börse handelt immer die Zukunft. Und die zeigt erste Hoffnungsschimmer. So erwarten die Wirtschaftsforschungsunternehmen für Deutschland im Median eine BIP-Steigerung zwischen 0,7 und 2,0 Prozent. Deshalb hält sich auch der DAX noch recht wacker. Und für die Weltwirtschaft liegen die Prognosen zwischen plus 1,3 und 1,8 Prozent. Das ist zwar nicht viel, bedeutet aber immerhin einen gewissen Aufschwung.
Vier neue Perlen für den Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value
So sind auch wir verhalten optimistisch. Und das nicht nur für den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, sondern auch für den Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value. Der wurde gerade einem Rebalancing unterzogen. Dabei wurden vier Werte neu in den zugrunde liegenden Index aufgenommen, den der ETF dann 1:1 abbildet. Dies sind der Versicherungskonzern Allianz, die Reiseplattform Booking Holdings, der Schweizer Luxusgüterkonzern Cie Financiere Richemont und der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec aus Jena. Dafür mussten Alibaba, Netflix, Admiral und Adobe den Index und damit auch den ETF verlassen. Warum? Nun, eine der wichtigsten Kennzahlen bei der Aktienauswahl ist der sogenannte Total Shareholder Return (TSR). Diese Kennzahl umfasst die Kurssteigerung der Aktie, Dividenden, Aktienrückkäufe, Wachstum sowie die Rendite auf reinvestiertes Kapital – und damit die Summe der Erträge eines Investors. Der Index besteht dabei aus den 25 Aktien mit den höchsten prognostizierten Total Shareholder Returns in den nächsten 5 Jahre. Und da sind die Neuen eben vielversprechender als Netflix & Co. Darüber hinaus werden alle 25 Aktien wieder gleich gewichtet, also mit vier Prozent pro Position. Das ist Value-Investing in seiner Reinform, günstigere Titel nachkaufen und Gewinne mitnehmen. Und von Gewinnmitnahmen ist noch niemand gestorben, das zeigt die Wertentwicklung seit Jahresbeginn von gut 30 Prozent.
Von Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG