„Hoffentlich Allianz versichert.“ – Bei diesem Werbespruch werden Erinnerungen wach. Viele von uns haben dabei noch die alten TV-Spots der Allianz-Versicherung vor Augen. Tatsächlich gehen die Wurzeln dieses Slogans zurück bis ins Jahr 1958. Beständigkeit ist eine gute Eigenschaft für eine Versicherung und so wurde der Slogan über mehr als 30 Jahre eingesetzt. Gerade in den aktuell turbulenten Zeiten ist Beständigkeit auch für Investments eine gute Eigenschaft. Die erfüllt die Allianz als größter europäischer Finanzkonzern auf jeden Fall. Was derzeit für den Münchener DAX-Konzern spricht, erfahren Sie im aktuellen Frankfurter Investmentblog.
Geschäftsmodell: Ruht stabil auf drei Säulen
Allianz ist in den drei Geschäftsbereichen Schadens- und Unfallversicherung (42 Prozent des operativen Gewinns), Lebens- und Krankenversicherung (36 Prozent des operativen Gewinns) und der Vermögensverwaltung (22 Prozent des operativen Gewinns) tätig. Es existieren Synergien zwischen der Lebensversicherung und der Vermögensverwaltung. Die breite Streuung des Geschäfts verringert zudem die Abhängigkeit von einem Bereich. Dabei bedient der Finanzkonzern mehr als 100 Millionen Kunden in über 70 Ländern weltweit.
Marktpotential: Immer mehr ältere Menschen brauchen immer mehr Versicherungen
Als globaler Versicherer kann die Allianz vom Trend zum Schutz von höheren Wertekonzentrationen (Schaden- und Unfall) und dem demographischen Wandel (Lebens- und Krankenversicherung sowie Vermögensverwaltung) profitieren.
Bis 2030 wird die klassische Kernzielgruppe im Alter zwischen 20 und 60 Jahren um mehr als vier Millionen Menschen schrumpfen. Dagegen wird es mehr als drei Millionen mehr Kunden in der Altersgruppe über 60 Jahre geben. Niemals zuvor ist innerhalb eines Jahrzehnts eine derart große demographische Verschiebung erfolgt. Die Auswirkungen auf das Versicherungsgeschäft sind enorm und stellen große Herausforderungen dar. Zudem ändert sich der Bedarf der nachrückenden Generationen. Genau darauf ist aber die Versicherungswirtschaft insgesamt noch nicht ausreichend vorbereitet.
Dabei bewegen sich die Versicherer wie die Allianz auf einem Spielfeld mit vielen Akteuren und vor allem Herausforderungen. Dazu zählt die digitale Welt, für welche die bestehenden Geschäftsmodelle der Versicherer digitalfähig umgebaut werden müssen. Hier laufen auch bei der Allianz schon viele Initiativen. Hinzu kommen die immer größeren regulatorischen Herausforderungen, wobei die gestarteten Neuregelungen von Solvency II und IFRS 17 schon erkennbar umgesetzt werden.
Eigentümer: Ein breiter Mix als Basis
Grundsätzlich schauen wir bei Unternehmen sehr genau auf die Eigentümerstruktur und bevorzugen dabei starke Eigentümer, denn in der Regel bieten familiengeführte Unternehmen oder solche Unternehme mit einem starken Großaktionär eine größere Stabilität für das gesamte Unternehmen. Bei der Allianz existiert kein größerer Einzelaktionär. Rund 37 Prozent der Anteile werden von deutschen, 17 Prozent von amerikanischen und 8 Prozent von französischen Aktionären gehalten. Dazu gehören allein schon durch die Indexzugehörigkeit viele große Namen der ETF- und Fondsbranche, wie beispielsweise DWS, Black Rock oder die Vanguard Group mit Anteilen zwischen 2 und 3,5 Prozent.
Burggraben: Die Marke Allianz steht für Verlässlichkeit
Der Allianz-Markenname genießt weltweit einen sehr guten Ruf. Nur wenige Versicherer können globalen Kunden unternehmensweite Lösungen anbieten. Aufgrund der guten Geschäftsdiversifikation kann die Allianz ihre Produkte mit einer höheren Kapitaleffizienz als lokale Wettbewerber anbieten.
Und wenn eine Versicherung als verlässlich eingestuft wird, ist das ein klarer Wettbewerbsvorteil. Wieder einmal erhielt die Allianz erst im September die Auszeichnung als „Most trusted Brand“ im Segment der Versicherungen. Hierbei befragt Reader`s Digest rund 4.000 Verbraucher in Deutschland nach den bevorzugten Marken in 20 Produktkategorien. Wichtig bei der Umfrage: Es gibt dort keine Markenvorgaben. Somit gaben die Befragten allein die Marken an, die sie bedenkenlos an nahestehende Personen weiterempfehlen würden.
Größter Wachstumstreiber: Digitalisierung bringt großen Anbietern viele Chancen
Die starke Marke Allianz kann auch als einer der größten Wachstumstreiber wirken. Viele Versicherungsmärkte sind noch nicht sehr konsolidiert. Daher kann der starke Markenname auf digitalen Plattformen besser vertrieben werden. Eine weitere Marktkonzentration auf die führenden Versicherer ist zu erwarten. Daraus ergeben sich Herausforderungen für die Anbieter, gerade die Großen können hier aber punkten. So verringert eine modulare Produktlandschaft die Komplexität. Das führt dann wieder zu Skaleneffekten, welche bisher in der Versicherungslandschaft nur schwach ausgeprägt sind.
Schon jetzt wirken auch bei den Versicherungen die massiven Kräfte der Plattformökonomie. Wir alle kennen die Wirkungsweise aus dem Handel. Doch auch die Versicherungen müssen sich den Produkt- und Preisvergleichen stellen. Die Angebote müssen somit sehr transparent sein und wer hier Erfolg haben will, muss sich positiv von der Konkurrenz abheben. Das gilt sowohl für die Anfragen der Endkunden als auch für die Makler. Zudem sorgen viele standardisierte Produkte für eine leichtere Einbindung von Versicherungslösungen in andere Angebote außerhalb der Versicherungswirtschaft.
Dazu heißt es in der Studie „Vorwärts bei Gegenwind. Mit klarem Kurs Richtung Versicherung 2030“ der Marktexperten von Oliver Wymann: „Bis 2030 werden Plattformen über 60 Prozent des gesamten Neugeschäfts im ungebundenen Vertrieb kontrollieren und den Versicherern neben Kundenkontakten auch originäres Geschäft entziehen.“
Hier ist die Marke Allianz klar im Vorteil.
Warum gerade jetzt spannend?
Die Allianz weist aktuell eine historisch günstige Bewertung auf. Gleichzeitig bietet die stabile Dividende regelmäßige Erträge. In den vergangenen Jahren schwankte dabei die Dividendenrendite um fünf Prozent und brachte somit einen überdurchschnittlichen Ertrag beispielsweise vergleichen mit der DAX-Dividendenrendite von aktuell nur 2,8 Prozent. Gleichzeitig steigt die Ausschüttung an die Aktionäre regelmäßig an (siehe Fun Facts).
Hinzu kommt: Ein Finanzkonzern wie die Allianz profitiert vom steigenden Zinsumfeld und kann sich darüber hinaus aufgrund der eigenen Diversifizierung besser als kleinere Wettbewerber mit den steigenden Rückversicherungspreisen auseinandersetzen. Kapitaleffizientere Produkte in der Lebensversicherung führen zu weiterer Kapitalfreisetzung, die zu Aktienrückkäufen genutzt werden. Somit ist der Allianz Konzern für die vielen Herausforderungen der Gegenwart und nahen Zukunft gut aufgestellt. Für uns ist der DAX-Wert eines der wenigen wunderbaren Unternehmen in der Finanzbranche.
Fun Facts:
- Die Allianz hat eine Dividendenpolitik die entweder mindestens eine 50%-ige Gewinnausschüttung oder einen Anstieg der Dividende je Aktie um mindestens 5% vorsieht. Aus diesen beiden Bedingungen wählt die Allianz die höhere Ausschüttung.
- Die Allianz wurde in 1890 unter anderem von der Münchener Rück gegründet.
- In ihrer 133-jährigen Geschichte hatte die Allianz erst 10 Vorstandsvorsitzende.
Von Heiko Böhmer, Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value Management