Während die ganze Welt nach Glasgow zur UN-Klimakonferenz schaut, sollte auch das S von ESG nicht aus dem Blick verloren werden: Die sozialen Herausforderungen! Eines der tragischsten Themen ist die moderne Sklaverei, die uns sogar – ohne dass wir dies bemerken – täglich beim Einkaufen begegnet. Um das UN-Ziel der vollständigen Beendigung von Sklaverei bis 2030 zu erreichen, müssen täglich 10.000 Menschen befreit werden. Welche Rolle können Investoren dabei übernehmen?
Lesen Sie hierzu die Einschätzungen der beiden Expertinnen Saskia Kort-Chick, Director of ESG Research and Engagement – Responsible Investing, und Michelle Dunstan, Chief Responsibility Officer; Portfolio Manager – Global ESG Improvers Strategy, von AllianceBernstein (AB):
„Die Sklaverei wurde in den USA und in Europa im 19. Jahrhundert formell abgeschafft, aber der Missbrauch und die Ausbeutung schutzbedürftiger Menschen findet auch heute noch an vielen Arbeitsplätzen auf der ganzen Welt statt. Moderne Sklaverei – Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft, Zwangsheirat, Menschenhandel und die schlimmsten Formen der Kinderarbeit – ist nach wie vor ein wichtiges Thema unserer Zeit.
Da moderne Sklaverei illegal ist, handelt es sich um eine verdeckte Aktivität, die durch Kriminalität und Korruption begünstigt wird. Das macht es schwierig, das Ausmaß des Problems genau zu messen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Walk Free Foundation schätzten 2017, dass 40,3 Millionen Männer, Frauen und Kinder an jedem beliebigen Tag des vergangenen Jahres Opfer moderner Sklaverei waren. Das entspricht einem von 185 Menschen auf der Welt, zumeist Frauen und Mädchen (71 Prozent). Die Studie schätzt außerdem, dass durch Zwangsarbeit jährlich 150 Milliarden US-Dollar an Gewinn erwirtschaftet werden.
Auf der Grundlage von umfassendem Research und der Zusammenarbeit mit Unternehmen können Investoren mehr tun, als nur über die Risiken der modernen Sklaverei berichten. Sie können auch und vor allem versuchen, sie zu verringern. Das ist nicht nur das einzig Richtige, sondern kann darüber hinaus zu besseren Ergebnissen für Investitionen und die Verbesserung der Welt führen.
Um als Investoren Zwangsarbeit besser erkennen und bewerten zu können, haben wir einen fünfstufigen Forschungsansatz entwickelt und die Investmentspezialisten darin geschult, ihn systematisch anzuwenden. Jeder Schritt ist wichtig, aber die ersten beiden – die Bewertung der Risiken in unseren Portfolios und die Verbesserung der Unternehmen, in die wir investieren – bestimmen, wie effektiv die übrigen drei sind. Der dritte Schritt besteht darin zu ermitteln, wie sich die Risiken für Menschen in Anlagerisiken übersetzen, was uns bei unserem Research-Prozess und der Portfoliokonstruktion hilft. In einem vierten Schritt arbeiten wir mit Kunden und anderen Stakeholdern zusammen und stellen ihnen die AB-eigenen Forschungsergebnisse zur Verfügung, um sie dabei zu unterstützen, ihre Ziele zur Reduzierung der modernen Sklaverei zu erreichen. Abschließend gewährleisten wir die Berichterstattung und Offenlegung der modernen Sklaverei durch AB.
Als verantwortungsbewusste Investoren hinterfragen wir auch das Verhalten unserer Lieferanten und der von uns analysierten Unternehmen. Als verantwortungsbewusstes Unternehmen richten wir den gleichen Blick ebenso auf uns selbst.“
Die AB Expertinnen Saskia Kort-Chick und Michelle Dunstan sind davon überzeugt, dass die moderne Sklaverei zu einem moralischen Thema werden könnte, das im öffentlichen Bewusstsein so weitreichend und dringlich ist wie heute der Klimawandel.
Lesen Sie Näheres hierzu im Blog „Das Risiko moderner Sklaverei aus Invstorensich“ von Saskia Kort-Chick und Michelle Dunstan.